Radikal führen
Führungskraft, wie können Sie darauf reagieren?
Mitarbeiter, die sich von einer Aufgabe herausgefordert fühlen, sind Ihr wichtigstes Kapital. Sie sind dann als Führungskraft erfolgreich, wenn das Ihre mit Abstand größte Mitarbeitergruppe ist. Diese Mitarbeiter fühlen sich von Problemen zur Lösung aufgefordert, sie lernen und empfinden ihre Aufgaben als spannend. Sorgen Sie dafür, dass dies so bleibt! Andernfalls wandern diese Mitarbeiter in die innere Kündigung. Wer immer nur das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.
Mitarbeiter, die von ihrer Aufgabe unterfordert sind, verschaffen Ihnen als Führungskraft eine Einsatz-Aufgabe. Setzen Sie diese Mitarbeiter am richtigen Ort ein – dort, wo sie sichwieder herausgefordert fühlen und ihre Arbeit wieder als persönlichkeitsbildenden Prozess erleben. Sonst droht Ihnen ein Produktivitätsverlust. Den Mitarbeiter unterfordert zu lassen und kompensatorisch mit Geld zuzuschütten löst das Problem nicht. Denn die Arbeit bleibt demotivierend. Bald bricht der Frust wieder aus – und überträgt sich vielleicht noch auf weitere Mitarbeiter. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, Unterforderung möglichst früh und klar anzusprechen und den Mitarbeiter neu herauszufordern. Sollte das nicht möglich sein, ist es besser, sich voneinander zu trennen. Denn ein Mensch wird bitter, wenn er irgendwann einsieht, dass er unter seinen Möglichkeiten gelebt hat.
Auch Mitarbeiter, die von ihrer Aufgabe überfordert sind, stellen Ihnen eine Einsatz-Aufgabe. Denn irgendetwas können diese Mitarbeiter, irgendein Talent haben sie, irgendeine Energie sucht nach Ausgleich. Wo also können solche Mitarbeiter ihr vorhandenes Potenzial zur Geltung bringen? Wo ist der Ort, an dem sie sich wieder als erfolgreich erfahren, wo sie für das, was sie anzubieten haben, auch ein Lächeln erhalten? Nur wenn es einen solchen Ort in Ihrem Unternehmen beim besten Willen und nach intensiver Prüfung aller Möglichkeiten nicht geben sollte, dann sollten Sie sich trennen.
Denn auch das möchte ich in Erinnerung rufen: Unternehmen sind Veranstaltungen von Menschen für Menschen. Und die meisten Unternehmen können es sich leisten, wenn zehn Prozent ihrer Mitarbeiter unter ihren Möglichkeiten bleiben. Sie zu halten kann sogar ökonomisch sein – denn auch ein solches Führungsverhalten wird von den Mitarbeitern sensibel beobachtet. Und eingepreist: »Was passiert mit mir, wenn ich eine Schwächephase habe oder nicht mehr die frühere Leistung bringe?« Wer sich hier nicht sofort sorgen muss, wird dem Unternehmen und Ihnen als Führungskraft größeres Vertrauen entgegenbringen. Jedoch: Einen höheren Prozentsatz von Schwachleistern zu akzeptieren, ist unsozial: Es gefährdet das wirtschaftliche Überleben aller.
Wie können Sie erfahren, wo der richtige Ort für einen Mitarbeiter ist? Wenn jemand sich seiner Talente, seines Wissens und Könnens unsicher ist, dann sollten Sie ihm helfen, zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu gelangen. Sprechen Sie mit Ihrem Mitarbeiter und fragen Sie:
»Welche Ihrer Neigungen und Fähigkeiten bleiben gegenwärtig ungenutzt?«
»Stellen Sie sich vor, unser Unternehmen würde auf der grünen Wiese neu gegründet: Auf welchen Job würden Sie sich gerne bewerben?«
»Wie sieht Ihr ›Traumberuf‹ aus? Was davon können wir hier und heute realisieren?«
Ein solches unterstützendes Gespräch kann dabei helfen, den geeigneten Ort für den Mitarbeiter zu finden. Und es kann dem Mitarbeiter zu erneuerter motivierter Eigenleistung verhelfen.
Vorankommen
Die konventionelle Führungsweisheit sieht in der Beförderung die einzige Möglichkeit, vorwärtszukommen. Der beste Weg, brillante Leistungen anzuerkennen, besteht also darin, diese Person von ihrer Aufgabe zu entbinden. Doch wer auf einer Position erfolgreich war, muss dies keineswegs automatisch auch auf einer anderen sein. Wenn uns Führungserfolg wirklich wichtig ist, dann müssen wir anerkennen, dass Führungsarbeit nicht unbedingt etwas »Besseres« ist und auch keine höherwertige Sachbearbeitung. Stattdessen erfordert sie andere Talente. In manchen Fällen mag es hilfreich sein, die Basisarbeit zu beherrschen, in anderen ist es unerheblich. Das ist entscheidend: anzuerkennen, dass Führung einfach ein anderer Job ist.
Deshalb sollte es in Ihrem Unternehmen die Möglichkeit geben, auch ohne hierarchischen Aufstieg vorwärtszukommen.
Es ist fatal, die für eine bestimmte
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