Radikal führen
Planen einer Arbeit, das Handeln und das Ergebnis möglichst nahe beieinanderliegen sollen. Wenn diese Elemente weit auseinanderliegen, droht Demotivation. Also dann, wenn jemand nur plant, aber nicht macht, oder nur macht, aber nie plant, oder wenn Sie niemals das Leuchten im Auge des Empfängers Ihrer Leistung sehen. Neugieraktivität bezeichnet das dem Menschen innewohnende Streben, gefordert zu werden, sich durch Arbeit zu entwickeln, Spannung zu erleben. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter dies an ihrem Arbeitsplatz erfahren. Wer sich immer nur in seiner Routine dreht, ist nicht mehr mit ganzem Herzen dabei.
Auch die sozialpsychologische Dimension von Arbeit ist für Ihre Mitarbeiter von enormer Bedeutung. Sie meint nicht die Notwendigkeit, Lebensmittel auf den Tisch zu bringen und die Miete zu bezahlen, sondern zielt auf den sozialen Prozess des Arbeitens. In dem es darum geht, gebraucht zu werden, Tauschpartner zu finden, für Geleistetes anerkannt zu werden. Wer sich auf die Rente freut, macht ohnehin den falschen Job.
Sich bewähren dürfen
Haben Sie auch einen Mitarbeiter, der bis 18:00 Uhr nur gerade so viel tut, dass er nicht negativ auffällt, von dem Sie aber wissen, dass er danach zur Höchstform aufläuft? Warum bleibenso viele Mitarbeiter beruflich unter ihren Möglichkeiten? Und, im Zusammenhang damit: Können Sie sich die Konjunktur der Heimwerkermärkte erklären?
Menschen begrüßen Situationen, in denen sie ihre Stärken ausspielen können, in denen sie sich als erfolgreich erleben. Wenn die Arbeit solche Situationen anbietet, zieht sie das an. Man hat in den Unternehmen aber vielfach den persönlichkeitsbildenden Aspekt von Arbeit ignoriert. Mitarbeiter müssen sich herausgefordert fühlen von ihren Aufgaben, die im wahrsten Sinn des Wortes zu »bewältigen« sind, wollen sie ihre Arbeit als spannend und erfüllend erleben.
Wer etwas kann oder erlernt hat, schließlich aber keine Möglichkeit findet, das Erlernte auch anzuwenden, wird demotiviert. Ohne Bewährung gibt es kein Wachstum und keine dauerhafte Motivation! Persönliches Wachstum in der Aufgabe ist die entscheidende Voraussetzung für volle Leistungsentfaltung. Das heißt, Arbeit als Arbeit an sich selbst zu erfahren.
Die zentrale Frage lautet hier mithin: Was muss von einer Person gefordert werden, damit sie sich in ihren Kompetenzen und Potenzialen gefordert fühlt? Die Menschen sind ja tendenziell immer qualifizierter. Sie können im Regelfall immer mehr, als ihnen konkret abverlangt wird. Wir haben daher in den Unternehmen oft ein massives Unterforderungsproblem. Natürlich gibt es auch Überforderung, die als Stress erlebt wird. Aber in der Breite ihrer Kompetenz fühlen sich die meisten Mitarbeiter unterfordert.
Wenn Führen heißt, mit durchschnittlichen Menschen überdurchschnittliche Leistungen zu erzielen, dann hat also der Personaleinsatz höchste Priorität. Achten Sie darauf, dass der Arbeitsinhalt Fähigkeiten und Fertigkeiten vom Mitarbeiter fordert, die er besitzt und für wichtig erachtet. Erfolgserlebnisse sind möglich bei solchen Aufgaben, die herausfordern.
Aus dem Vorstehenden resultiert: Es gibt keine schlechten Mitarbeiter; es gibt nur falsch eingesetzte. Die einfach nicht passen, entweder über- oder unterfordert sind, und deshalb,wie man umgangssprachlich sagt, ihre PS nicht auf die Straße bringen. Als Führungskraft sollten Sie daher nicht versuchen, Menschen zu perfektionieren, sondern sie so einsetzen, dass ihre hervorstechenden Eigenschaften zu Stärken werden. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter analytisch und kritisch ist, auch gerne das Negative sieht, dann ist es ziemlich sinnlos, ihm das austreiben zu wollen. Sie sollten ihm eine Aufgabe geben, die pointierte Analysefähigkeit erfordert. Darum geht es in der Führung: einen Menschen entsprechend seiner Talente so einzusetzen, dass er eben dadurch erfolgreich ist.
Vermeiden Sie daher auch im Bewerberinterview die Frage nach den wichtigsten Stärken. Oder eben auch Schwächen. Sie zeugt nur davon, dass Sie noch nie etwas von der Situationsgebundenheit menschlicher Fähigkeiten gehört haben. Wenn Sie aber an der Frage festhalten wollen, dann diskutieren Sie lieber die Schwäche der Stärken und die Stärke der Schwächen.
Drei Gruppen von Mitarbeitern
Widmen wir uns etwas ausführlicher der Tatsache, dass Ihre Mitarbeiter durch die Arbeit überfordert, unterfordert oder herausgefordert sein können. Was bedeutet das für Sie als
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