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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Kopf, nickt.
    »Okay, ein Camorrista mehr oder weniger …«, meint Fausto.
    Nach allem, was mit Samuel und Alex passiert ist, empfinden wir fast Genugtuung bei dem Gedanken, für den Tod eines Camorrista verantwortlich zu sein.
    »Ja, entschuldige, Vito, aber um den ist es wirklich nicht schade«, fügt Sergio hinzu.
    Sergio hatte recht. Die Arbeit ist weitaus beschwerlicher als beim ersten Mal, aber inzwischen haben nicht nur unsere Hände Schwielen. Wortlos, und ohne zu jammern, schaufeln wir die Erde beiseite. Einer nach dem anderen machen wir Pause, springen aber sofort wieder ein und lösen unsere erschöpften Mitstreiter ab, bevor diese uns darum bitten müssen. Unvorstellbar, dass wir dieselben sein sollen, die damals vor einer verstopften Toilette kapituliert, sich nach dem Gebrauch von Schleifpapier die Hände eingecremt und einen halben Nervenzusammenbruch bekommen haben, wenn der Wind die Fernsehantenne verdreht hat.
    Als Sergio seinen Spaten in die Erde sticht, ertönt ein metallisches Knirschen.
    »Tut mir leid, Vito«, entschuldigt er sich zerknirscht.
    Wir sind auf das Dach gestoßen. Auch wenn die Zeit drängt, müssen wir jetzt langsamer und vorsichtiger weiterarbeiten, um die Umrisse des Wagens freizulegen.
    »Ihr habt tatsächlich die Plane darüber gebreitet …«, sagt Vito.
    Wir graben auf beiden Seiten. Erst spät in der Nacht haben wir endlich genügend Platz freigeschaufelt, um die Fahrertür einen Spalt öffnen zu können. Sergio zwängt sich hinter das Steuer. Probehalber versucht er, den Motor anzulassen, während wir anfangen, eine Rampe abzuflachen. Der Wagen röchelt und gibt dann keinen Laut mehr von sich. Man hört nur noch das Klicken des Schlüssels, aber die Zündung springt nicht an.
    »So was … ausgerechnet jetzt!«, flucht Fausto.
    Leider fehlt uns das nötige Überbrückungskabel, um die Batterie der Giulia an die des Renaults anzuschließen. Wir verlieren wertvolle Zeit mit dem Versuch, die Batterie auszubauen, aber ohne Steckschlüssel ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Abu könnte uns beides aus dem Dorf besorgen, aber das würde mindestens eine Stunde dauern, und ohne ihn werden wir nie rechtzeitig fertig.
    »Macht nichts, wenn der Motor nicht anspringt. Dann ziehen wir die Giulia eben heraus«, sage ich.
    »Die wiegt mindestens eine Tonne … das schaffen wir nie«, erwidert Sergio.
    »Und wenn wir ein letztes Mal den armen Renault quälen … Er zieht, wir schieben. Das könnte klappen«, schlägt Claudio vor.
    Klar können wir das schaffen – wenn wir schaufeln, was das Zeug hält, und wenn wir die Rampe entsprechend abflachen. Von dieser Hoffnung beflügelt, stoßen wir erneut unsere Spaten in die Erde, die immer härter und schwerer wird.
    Als der Morgen anbricht, ist die Rampe noch immer zu steil. Allmählich geht uns die Kraft aus, und sogar Abu ist erschöpft und plädiert dafür, es so zu versuchen. Wir bringen den Renault am oberen Ende der Rampe in Position, verbinden ihn mittels eines Stahlkabels mit der Giulia und setzen Elisa ans Steuer. Auf ein Zeichen hin legt sie den Gang ein und gibt Gas, während wir mit aller Kraft von unten schieben. Aber die Giulia steht da wie ein Bleiklotz und bewegt sich nicht einen Zentimeter.
    »Wartet, wartet … halt!«, ruft Sergio.
    Keuchend starren wir ihn an, während er sich an uns vorbeidrängt, ins Auto klettert und die Handbremse löst. Entschuldigend hebt er die Hand, als er wieder aussteigt und seinen Platz einnimmt, ohne sich um unsere empörten Blicke zu kümmern.
    »Und jetzt los!«, brüllt er.
    Endlich setzt sich die Giulia in Bewegung, gezogen von Sergios Wagen, der auf dem feuchten Rasen in alle Richtungen ausbricht wie ein vom Wind gebeutelter Adler. Langsam schiebt sich die Giulia über die Holzbretter auf der Rampe nach oben, während wir unten bis zu den Knöcheln im Schlamm versinken und der Renault unheimliche Laute von sich gibt, die nur noch von unseren Anfeuerungsrufen und unserem Ächzen und Stöhnen übertroffen werden.
    Als ich das letzte Mal den Kopf gehoben habe, waren wir noch nicht einmal in der Mitte der Rampe angelangt, und ich war bereits am Ende meiner Kräfte. Also habe ich mich gezwungen, mit geschlossenen Augen weiterzumachen. Ich spüre meine Arme nicht mehr und presse deshalb mit der Schulter gegen die Strebe des Seitenfensters. Ein unglaublicher Schmerz durchzuckt mich. Vielleicht drücke ich auf einen Nerv, da ich ein Stechen spüre, das vom Nacken bis in den Oberschenkel zieht.

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