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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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unserem Alter, hat sich aber schlecht gehalten, oder er ist um die fünfzig und in Topform.
    »Hör auf, ihn Neger zu nennen … vielleicht weiß er ja, wie es geht!«, sage ich mit leiser Stimme zu Fausto.
    »Ja, glaubst du denn, dass der jemals in seinem Leben ein Rohr verlegt hat? In seiner Lehmhütte vielleicht?«
    Der Afrikaner steht jetzt vor uns und wischt sich die Hände an seiner Hose ab. In der Annahme, er wolle mir die Hand geben, strecke ich ihm sogleich die meine hin.
    »Ciao«, sage ich.
    Überrascht schaut er mich an und lässt sich so lange Zeit mit einer Reaktion, dass er mich damit in Verlegenheit bringt. Aber nicht nur deswegen fühle ich mich unwohl in meiner Haut. Die Pranke, die der Mann mir entgegenstreckt, ist hart wie Leder und rau wie Granit. Mann. Der muss sein Leben lang geschuftet haben. Und Gott allein weiß, was er sich gedacht haben mag, als er mein zartes Händchen berührte.
    »Dick«, sagt er und lässt eine Bewegung des Armes folgen.
    »Das Rohr ist dick? Ist es zu dick?«, frage ich.
    »Es wird ja wohl einen Grund geben, warum sie es so konstruiert haben«, meint Fausto in seiner gewohnt unhöflichen Art.
    Der Afrikaner wendet sich zu ihm um.
    »Hoch halten.«
    Er kniet sich hin, lockert das Gewinde des Eckstücks und dreht es so um, dass die Öffnung nach oben zeigt.
    »Und jetzt das dicke Rohr drüber.«
    »Ah, genau! So können wir es abstützen und in aller Ruhe festklemmen«, sage ich.
    »Wenn er das sagt, wird es bestimmt funktionieren«, höhnt Fausto.
    Und es funktioniert tatsächlich. In null Komma nichts schrauben wir das Rohr an, legen es auf die Erde, ziehen die Gewinde nach, und fertig.
    »Ich bin Diego«, stelle ich mich vor und klopfe mit der Hand auf meine Brust, dann deute ich auf ihn und frage: »Wie heißt du?«
    Seiner verblüfften Miene nach zu schließen, mit der er meine Bemühungen beobachtet, muss ich ziemlich lächerlich wirken.
    »Abu«, erwidert er.
    Fausto bricht in schallendes Gelächter aus.
    »Tatsächlich? Wie der Freund von Yogi-Bär?«
    »Idiot, er hat Abu gesagt!«, fahre ich ihm über den Mund, ohne mir dessen bewusst zu sein, ehe ich hinzufüge: »Und das hier ist Fausto. Danke für die Hilfe. Willst du etwas trinken? Oder essen?«
    »Wenn ich essen will, ist es besser, wenn ich wieder an die Arbeit gehe.«
    Abu dreht sich um und kehrt langsam auf das Feld zurück.
    »Danke«, rufe ich ihm nach.
    »Spinnst du? Mich vor einem Gast einen Idioten zu nennen?«, schnauzt Fausto mich an und tippt mir auf die Schulter.
    »Gast? Hast du vielleicht den Eindruck, ihn als Gast behandelt zu haben? Du mit deinen blöden Bemerkungen, deinem doofen Gelächter. Nicht einmal die Hand hast du ihm gegeben«, antworte ich.
    »Jetzt hör mal, Diego, ich habe da so meine Vorstellungen. Das ist bestimmt ein Illegaler. Ein Anruf bei den Carabinieri, und dann wollen wir doch mal sehen, ob dein Freund Bubu morgen noch hier ist.«
    Ich kann sie nicht leiden, diese Typen, die von sich sagen: »Ich habe da so meine Vorstellungen.« Fast immer haben sie die von Leuten, die intellektuell ziemlich unterste Kiste sind. Aber es ist nun mal passiert, ich habe die Feindseligkeiten eröffnet, und da muss ich jetzt durch. Unser Sportsmann muss ein wenig eingebremst werden. Es ist besser, wenn er kapiert, dass er sich nur in seinem eigenen Sandkasten als Capo aufspielen kann.
    »Was bist du doch für ein Arschgesicht … ruf lieber die Finanzpolizei an, dann werden wir schon sehen, wen von euch beiden sie mitnehmen«, kontere ich.
    »Ts, ts, junger Mann!«, meint er tadelnd und macht einen Schritt auf mich zu. »Dir fehlen mindestens zehn Kilo, um mich ungestraft ›Arschgesicht‹ nennen zu dürfen.«
    »Vergiss nicht, wir sind Geschäftspartner. Du solltest einen zivilisierten Umgang mit mir pflegen, auch wenn du immer noch der guten, alten Zeit mit ihren prähistorischen Sitten nachtrauerst!«
    Das raubt ihm zumindest so lange die Sprache, wie ich brauche, um mich achselzuckend von ihm abzuwenden und würdevoll einen strategischen Rückzug anzutreten.
    »Was sind wir doch mutig!«, brüllt er mir nach.
    Wechselt man erst mal in den Plural und verleiht der Beleidigung damit quasi höhere Weihen, weiß man nie, wie die Sache ausgehen wird.
    »Jetzt pflückt der Kerl noch Tomaten, aber wenn er keine Arbeit mehr hat und euch mit dem Messer in der Hand auflauert, dann will ich mal sehen, was für Kommunisten ihr seid! Du Westentaschen-Gandhi!«
    Kommunisten, Gandhi – jetzt wird es

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