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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Besuch beehrt«, erwidert Fausto.
    Sein hämisches Grinsen verwandelt sich schlagartig in ungläubiges Staunen, ehe es zu einer verzweifelten Fratze erstarrt.
    »Was ist los?«, frage ich.
    Fausto erhebt sich, zaubert einen Ausdruck überraschter Freude auf sein Gesicht und tritt mit weit ausgebreiteten Armen auf den Wagen zu, der mittlerweile zum Stehen gekommen ist.
    »Sergio! Wie oft habe ich versucht, dich zu erreichen!«
    Als Sergio aus dem Wagen steigt, fällt vor allem auf, dass sich Fausto neben ihm wie ein Zwerg ausmacht. Der Kerl hat rotes, lockiges Haar, einen dichten Bart, Schultern wie ein Preisboxer und einen dicken Bauch, der bei einem Typen wie ihm mehr Angst einjagt, als es bei anderen ein noch so ausgeprägter Waschbrettbauch tun könnte. Das flüchtige Grinsen, das der Mann in Claudios und meine Richtung schickt, ehe er schnurstracks auf Fausto zuhält, hat nichts Vertrauenerweckendes an sich.
    »Du hast versucht, mich zu erreichen, häh? Was bist du doch für ein verfickter Hurensohn …«
    Das ist der letzte Satz, den wir verstehen, ehe die beiden hinter der Veranda verschwinden. Sie haben einander in den Schwitzkasten genommen und beklopfen sich wie die dicksten Freunde. Zumindest will Fausto uns das glauben machen.
    Als wir alle am Küchentisch vereint sind, setzt Fausto, der neben Sergio Platz genommen hat, zu einer feierlichen Erklärung an.
    »Sergio ist viel mehr als ein Freund. Er hat viele Jahre lang bei meinen Teleshopping-Auftritten Regie geführt. Wie viele Folgen haben wir gemeinsam durchgestanden … Taschentuch, bitte. Danke.«
    Ohne meinen Blick von seinem Gesicht abzuwenden, reiche ich ihm ein Papiertaschentuch. Fausto knüllt es zusammen und tupft damit das Blut ab, das ihm aus der Nase quillt, die bläulich schimmert und angeschwollen ist wie eine Aubergine.
    »Danke. Also, was wollte ich gerade sagen … Nun, Sergio wird mit fünfzig Prozent meiner Einlage als Gesellschafter bei uns einsteigen …«
    Er macht eine kurze Pause, lange genug, um einen Klumpen Blut hinunterzuschlucken und einen Schluck Wasser zu trinken, eher er weiterredet.
    »Bis zur Einweihung wird er bei uns bleiben und uns unter die Arme greifen. Da wir nicht viel Platz zur Verfügung haben, wird er danach nur noch hin und wieder vorbeikommen und nach dem Rechten sehen …«
    Sergio nickt bei jedem Wort, ebenso Claudio und ich.
    »Na gut, also, wenn ihr noch irgendwelche Fragen an ihn habt …«, schließt Fausto seine Rede und legt den Kopf in den Nacken, um die Blutung zu stillen.
    Sergio schaut uns fragend an. »Hat einer von euch ein Problem damit?«
    Ich bin es nicht gewohnt, Probleme mit Leuten zu haben, die dreißig Kilo mehr wiegen als ich. Und im Grunde bedeutet Sergios Einstieg nur, dass wir zwei starke Arme mehr zum Arbeiten haben, was zudem lediglich Faustos Gewinn schmälert. Deshalb beschließe ich, Claudios hektisches Kopfschütteln mit Ton zu unterlegen.
    »Nein«, antworte ich.
    »Nein, nein, absolut nicht«, pflichtet Claudio mir bei.
    »Das wäre ja noch schöner«, blafft Fausto, fügt aber rasch hinzu, nachdem er unsere bösen Blicke bemerkt hat: »Meine Nase … macht ja nichts, wenn sie noch einen halben Tag blutet.«

13
    Wir führen Sergio durch das Anwesen. Wie die Fremdenführer laufen wir von einem Zimmer in das andere neben ihm her, während wir ihm unsere Pläne schildern und auf die bereits gemachten Fortschritte verweisen. Faustos Beitrag beschränkt sich darauf, die Erwartungen an den Wohnraum ins Unermessliche zu steigern. »Und zu guter Letzt der Salon!«, verkündet er, als wir endlich davorstehen. »Sergio, mach die Augen zu!«, dröhnt er.
    Sergio tut ihm den Gefallen, schließt die Augen für eine Sekunde und öffnet sie wieder, als Fausto die Tür vor ihm aufreißt. Da ich hinter Sergio stehe, kann ich seine Miene nicht sehen, aber mir entgeht nicht, dass sich plötzlich sein ganzer Körper versteift. Schließlich macht er einen Schritt vorwärts und schlendert zwischen den Tischen umher, wobei er hier und da die Hand auf eine Tischplatte legt, ehe er in einer Ecke stehen bleibt, um den Raum auf sich wirken zu lassen.
    »Wie originell … ich komme mir vor wie in einer Sozialstation«, sagt er.
    Seine fassungslose Miene gibt uns zu verstehen, was er von unseren Fähigkeiten als Innenarchitekten hält. Dann lässt er sich die Liste mit den anstehenden Arbeiten zeigen. Langsam gleitet sein Blick über die Seiten, wobei er mehrmals den Kopf schüttelt.
    »Was ist?«, frage

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