Radio Miracoli und andere italienische Wunder
ein.
Es war zu schön, um wahr zu sein. Wir hätten wissen sollen, dass wir bei der Frage der Bezahlung ein Problem bekommen würden. Angesichts unserer Situation können wir Elisa nur ein miserables Fixum garantieren, plus einer angemessenen Beteiligung an den Einnahmen aus den Mahlzeiten und den Massagen. Enttäuschung macht sich auf unseren Gesichtern breit, während wir in das Wohnzimmer hinübergehen.
»Maximal fünfzig Euro mehr im Monat«, flüstert Fausto mir ins Ohr.
»Dann können wir sie sofort vergessen«, erwidere ich.
»Du hast das ausgerechnet!«, zischt er mich böse an.
»Jetzt kommt schon, Jungs, versprechen wir ihr irgendetwas, eine höhere Beteiligung am Gewinn …«, meint Claudio.
»Ja, aber reden wir erst mal ein bisschen um den heißen Brei herum, ohne allzu konkret zu werden«, schlage ich vor.
Zwei Minuten später sitzen wir auf dem Sofa, schweigend und erwartungsvoll, während Elisa mit einer alten Ausgabe eines Einrichtungsmagazins in der Hand vor uns auf und ab läuft. Sie redet nicht über Geld, sondern über Stil, über die Kombination von Farben, die individuelle Gestaltung von Zimmern, die Einteilung von Räumen, über Kohärenz. Wir verstehen nicht viel von dem, was sie sagt, und klammern uns deshalb wie die Kinder an die Fotos. Die sprechen eine deutliche Sprache. Die Räume in den abgebildeten Häusern sind farbenfroh, behaglich, und Details wie Vorhänge in einheitlichen Farben lassen die Zimmer wesentlich eleganter wirken. Mit eingezogenen Köpfen laufen wir anschließend durch das Haus und sehen nichts, was dem auch nur annähernd entsprechen würde. Also setzen wir erneut das Stichwort »Einrichtung« ganz oben auf unsere To-do-Liste. Wir werden neu kalkulieren müssen, aber keiner von uns zweifelt daran, dass etwas geschehen muss, wenn wir nicht ein Gästehaus nur für Männer eröffnen wollen.
43
Elisa ist keine Schönheit, aber sie hat etwas Besonderes an sich. Je länger ich sie anschaue, desto mehr zieht mich ihr diskreter Charme in seinen Bann. Im Moment betrachte ich sie gerade von Weitem, wie sie sich auf dem Sofa vor dem Fernsehapparat niederlässt. Elisa ist keine elegante Person, aber ihre Bewegungen strahlen eine natürliche Sinnlichkeit aus. Ich trete einen Schritt zurück, um sie ungestört aus dem Schatten der Küche heraus beobachten zu können. Ihr Gesichtsausdruck ist der eines kleinen Mädchens. Ja, sie kommt mir vor wie ein Kind, das zum ersten Mal vor dem Fernseher sitzt. Oder vielleicht sieht sie sich zum ersten Mal mit einem Fernsehapparat konfrontiert, auf dem nur Pornos laufen, verdammter Mist! Ich trete zwei weitere Schritte zurück, um noch tiefer mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Ich sehe Fausto aus dem Garten kommen. Er schlottert vor Kälte und nähert sich Elisa, ohne zu bemerken, was vor sich geht. Was für ein Glück. Ich bin froh, dass es ihn trifft, die Situation zu erklären. Er lächelt der jungen Frau zu und begreift erst, als es zu spät und er nur noch wenige Meter entfernt ist. Elisa wirft ihm einen nicht zu deutenden Blick zu, in dem weder Verlegenheit noch Entsetzen liegt. Nicht einmal Entrüstung. So oder so kann ich mich glücklich schätzen, nicht im Raum zu sein.
»Und wie erklärst du dir jetzt so etwas?«, ruft Fausto.
Sein verzweifelter Tonfall nimmt ihr sofort den Wind aus den Segeln.
»Da haben wir Schritt für Schritt die Anweisungen befolgt, diese widerlichen Programme zu blockieren … und stattdessen ist dieser Schund das Einzige, was wir zu sehen bekommen!«, empört er sich.
Elisa zögert nicht einen Moment. Sie glaubt ihm aufs Wort. Fausto greift derweil nach der Bedienungsanleitung und setzt zum finalen Seitenhieb an.
»Schau mal, ob du das verstehst. Ich habe es nämlich schon mindestens zehnmal probiert!«, sagt er und stapft wütend in meine Richtung davon. Kaum steht er in der Küche, breite ich die Arme aus und heiße ihn wie einen Triumphator willkommen. Er ist völlig fertig.
»Unglaublich, Fausto, du warst un-glaub-lich!«, sage ich zu ihm.
»Danke, danke … aber von morgen an werden wir Claudios Therapie mit Fußball fortsetzen«, erwidert er atemlos.
Es dauert fast eine Woche, bis wir die alten Möbel zurückgebracht und neue gekauft haben. Zum Glück haben sich unsere Ausgaben in Grenzen gehalten. Elisa hat nämlich die alten Sachen entdeckt, die wir in der Garage verstaut hatten. Um es kurz zu machen – sie war begeistert. Die lange Version hört sich ungefähr folgendermaßen an: Erst
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