Radio Miracoli und andere italienische Wunder
einstellen, aber eine Köchin können wir uns beim besten Willen nicht leisten«, meint Claudio.
»Rede keinen Unsinn, mit den Mahlzeiten steht und fällt unser Profit. Wir bringen bestenfalls ein paar Spaghetti für Freunde zustande. Aber hier geht es darum, Gäste mit den unterschiedlichsten kulinarischen Bedürfnissen zufriedenzustellen und sie davon zu überzeugen, bei uns zu essen, statt in ein x-beliebiges Restaurant abzuwandern«, erklärt Fausto.
»Stimmt, aber ein Koch kostet uns ein Vermögen. Ganz zu schweigen davon, dass er einen Helfer brauchen wird«, wendet Claudio ein.
»Den können wir uns sparen. Wir müssen eben abwechselnd Küchendienst schieben«, schlägt Fausto vor.
»Da muss ich ihm recht geben. Auf eine Masseurin und auf einen Koch können wir einfach nicht verzichten. Habt ihr irgendeine Idee?«, frage ich.
Sergio hebt die Hand. »Halt, wartet, wir haben was vergessen: die Burschen im Keller.«
»Willst du damit sagen, dass sie kochen können?«, fragt Claudio.
»Himmelherrgott nein. Aber woher wollen wir einen Koch und eine Masseurin nehmen, die bereit sind, in einem Gefängnis für Camorristi zu arbeiten!«
Nirgendwoher offensichtlich. Bleiernes Schweigen senkt sich über unsere Gruppe. Vito schaut uns erwartungsvoll an. Er scheint sich am dringendsten eine Antwort zu erhoffen. Als Sergio sich räuspert, wendet er sich ihm lächelnd zu.
»Die Gäste sind nicht das Problem. Man muss sie nur von der Küche fernhalten. Und das gilt auch für die Masseurin. Aber wie machen wir das mit dem Koch? Sollen wir es ihm sagen? Sollen wir ihm einfach verbieten, in den Keller zu gehen?«
»Aber wo denkst du hin. Wir müssen es ihm auf jeden Fall sagen. Wer würde schon ein derartiges Risiko eingehen … doch nur jemand, der vollkommen verzweifelt ist«, erwidere ich.
Zum ersten Mal nach langer Zeit steigt erneut der Gedanke in mir auf, dass unser Vorhaben der reinste Wahnsinn ist. Wir haben uns nur eingebildet, dass wir es schaffen können, und bei näherem Hinsehen sind die gefangenen Mafiosi vielleicht nicht einmal das größte Problem. Wir hätten es so oder so nie geschafft. Wir haben so etwas einfach nicht im Kreuz.
»Vielleicht habe ich sogar die geeignete Person«, meldet sich Claudio zögernd zu Wort, erntet aber nur misstrauische Blicke.
»Den Koch oder die Masseurin?«, frage ich.
»Beide.«
»Und wer soll das sein? Kenne ich sie?«
»Es ist ein und dieselbe Person, eine junge Frau, die mal für mich gearbeitet hat … eine der zuverlässigsten Angestellten, die ich je hatte. Ich weiß, dass sie einen Massagekurs gemacht hat, und ich weiß mit Sicherheit, dass sie fantastisch kocht, weil sie einmal einige Kollegen zum Abendessen eingeladen hat. Und die waren absolut begeistert.«
»Und du hast nie …«
»Und dich? Dich hat sie wohl nie eingeladen, wie?«, mischt Fausto sich ein.
»Natürlich hat sie mich eingeladen! Aber ich ziehe es vor, Beziehungen zu Angestellten auf einer professionellen Ebene zu belassen«, erwidert Claudio.
»Und du meinst, sie würde das Risiko eingehen?«, frage ich.
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie verzweifelt war, als wir geschlossen haben. Wenn ihr wollt, kann ich sie ja mal anrufen. Dann hören wir schon, was sie sagt.«
42
Mit einer verstopften Toilette sind wir überfordert, aber auf dem Gebiet, jemanden von einer Sache zu überzeugen (oder zu überreden), sind wir absolute Meister. So haben wir uns für die massierende Köchin einen ganzen Katalog an beschwichtigenden Lügengeschichten ausgedacht – angefangen bei Wiedereingliederungsmaßnahmen für junge Camorristi bis hin zu Mafiabekämpfungsplänen der Geheimdienste. Sobald wir wissen, was für ein Typ diese Frau ist, werden wir uns für die passende Variante entscheiden.
Vito wird sich ihr als Pietro und als unser Kompagnon vorstellen. Außerdem hatte Sergio eine brillante Idee: Um Zeit zu gewinnen, bevor wir mit der Frau reden, wird er die Tür, die von der Küche aus hinunter in den Keller führt, tarnen. Zu diesem Zweck hat er an die Beine eines alten Küchenschranks die Rollen eines Bürostuhls montiert, die Anrichte vor die Tür geschoben und dort angenagelt. Die Tarnung ist perfekt. Jetzt haben wir einen richtigen, echten Geheimgang, der uns auch noch unter anderen Umständen nützlich sein könnte. Nun bleibt nur noch eine letzte Kleinigkeit: die Musik in unserer Grünanlage. Dafür haben wir bisher noch keine Lösung gefunden, und außerdem hat sich die Giulia seit
Weitere Kostenlose Bücher