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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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rosigen Lippen und festen Brüsten, rund wie Champagnerschalen, träumen. Mit der für Söhne aus guter Familie typischen Befangenheit bitten wir Claretta, so heißt die Walküre, ins Haus.
    »Möchten Sie vielleicht etwas trinken, bevor …«, schlägt Fausto vor.
    »Gute Idee, dieser Minirock … bei der Hitze«, stammle ich.
    Claretta lächelt, ohne zu antworten, bis Sergio sie auf die Seite nimmt, um mit ihr einige grundlegende Fragen zu klären. Während ich mit Fausto eine Zigarette rauche, um unsere Verlegenheit zu überspielen, höre ich, wie unser Boss der Dame einige Fragen zuraunt. »Man hat Ihnen den Pass abgenommen, um Sie zu erpressen?« – »Sie sind gegen Ihren Willen hier?« – »Man hat Sie also mit dem Versprechen nach Italien gelockt, hier als Tänzerin arbeiten zu können?« Nachdem Sergio die Bestätigung hat, es tatsächlich mit einer Professionellen zu tun zu haben, hellt sich sein Gesicht auf, und er geht in den Keller, um die Jungen vorzubereiten. Aus Sicherheitsgründen fesselt er ihnen die Hände an das Kopfteil des Bettes und spannt ein Laken quer durch den Raum, um diesem mehr Intimität zu verleihen.
    Nach wenigen Minuten kehrt er in die Küche zurück. Galant bietet er Claretta seinen Arm an, die ihm – auf hohen Absätzen schwankend – die Treppe hinunter folgt. Ihre Schritte hallen in dem unterirdischen Gang wider, und ich stelle mir die Gesichter der beiden Burschen vor.
    »Vielleicht sollte ich mit der Dame auch mal ein Nümmerchen schieben«, meint Fausto.
    »Wie, im Ernst?«, empört sich Claudio.
    »Sehe ich vielleicht aus, als hätte ich es nötig, zu Nutten zu gehen? Sobald wir den Betrieb hier eröffnet haben, werden wir uns vor geilen Weibern nicht mehr retten können!«
    Claudio hebt die Hand, mit der er sich auf der Sofalehne abstützt, und scheint sich intensiv in die Betrachtung seiner Fingernägel zu vertiefen.
    Wir fangen an, unruhig im Wohnzimmer hin und her zu laufen. Fausto zündet sich eine weitere Zigarette an und setzt sich schließlich auf ein Fensterbrett. Auch Claudio setzt sich wieder und greift nach der Fernbedienung.
    Ich schüttle den Kopf. »Das scheint mir jetzt nicht sehr passend zu sein.«
    Claudio legt die Fernbedienung erst wieder an ihren Platz zurück, dann auf den kleinen Tisch. Dort richtet er sie parallel zu den Zeitschriften aus, die säuberlich aufeinandergestapelt sind. Ich gehe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen, und greife nach einem Kochbuch, das ich, neben dem Kamin stehend, durchblättere. Fausto rollt eine Zeitungsseite zusammen und fängt zu dribbeln an.
    »Jungs!«, ertönt Sergios Stimme, als er wieder aus dem Keller kommt. »Claretta geht jetzt …«
    Den Spiegel in der einen, den Lippenstift in der anderen Hand, taucht die Nigerianerin hinter ihm auf. Instinktiv schaue ich auf die Uhr, aber da ich nicht weiß, wann sie gekommen ist, nützt mir das wenig.
    »Ciao, Claretta«, ruft Fausto.
    »Auf Wiedersehen, Signora«, grüßt Claudio artig.
    Ich beschränke mich darauf, zu lächeln und die Hand zu heben.
    »Ciao, ihr Hübschen«, sagt Claretta und verabschiedet sich von Sergio mit einem Küsschen auf die Wange.
    Kaum hat sich die Tür hinter ihr geschlossen, stürzen wir uns auf ihn.
    »Und, wie ist es gelaufen?«, fragt Fausto atemlos.
    »Woher soll ich das wissen. Ich habe schließlich nicht zugeschaut!«
    »Ja, schon, aber die Jungs? Sind sie zufrieden?«, frage ich.
    »Deren Gesichter müsstest du mal sehen …«

41
    Nachdem wir den gesamten Vormittag damit zugebracht haben, eine Außenwand am Haus zu streichen, versammeln wir uns alle in der Küche, um einen Überblick über unsere Kochkünste zu bekommen. Dabei stellt es sich heraus, dass wir zu viert gerade mal drei Pasta-Varianten – Spaghetti aglio e olio, Carbonara mit Zwiebeln, Bucatini all’ amatriciana –, zwei, drei Omeletts, ein zähes Ragout und Grillfleisch zustande bringen. Vito hat sich in der letzten Zeit als der wesentlich bessere Koch erwiesen. Er könnte durchaus ein passables Menü auf den Tisch bringen, aber er darf sich nicht bei den Gästen blicken lassen, da wir viele Leute aus dem Dorf erwarten. In einer Branche wie der unseren sind jedoch die Extras von fundamentaler Bedeutung, denn mit dem Preis für das Zimmer sind nicht einmal die Ausgaben gedeckt. Erst mit Zusatzeinnahmen aus Mittagessen, Abendessen, Massagen und anderen Posten wie einem Fahrradverleih wird die Sache interessant.
    »Eine Masseurin sollten wir dringend

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