Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
Vom Netzwerk:
geben.«
    »Was bist du doch für ein abgefuckter Halunke …«, ruft Fausto, endgültig überzeugt.
    Ich genieße Elisas verblüfften Blick und setze zum finalen Triumph an.
    »Wenn du willst, können wir natürlich auch den Gag mit dem Korinthenkacker bringen …«, beginne ich zögernd.
    »Soll heißen?«, fragt Sergio.
    »Wenn der Interessent kommt, bin ich schon da … mit dem Kopf unter der Motorhaube.«
    Der Auftritt ist meine Erfindung. Ich habe ihn bereits mehrmals ausprobiert, um ein paar Freunden zu helfen und weil es mir einen irren Spaß macht. Ich ziehe mich betont seriös und altmodisch an, eben wie ein Korinthenkacker, und präsentiere mich mit dem Kopf unter der Motorhaube, die Brille auf der Nase und eine kleine Taschenlampe in der Hand. Wenn der Käufer erscheint, leuchte ich ein paarmal in die eine und in die andere Ecke, ehe ich mich ächzend aufrichte, als befände ich mich seit einigen Minuten in dieser unbequemen Position, schalte die Taschenlampe aus, stecke sie in eine Plastikhülle, verstaue sie ordentlich in meiner Herrenhandtasche und sage schließlich: »Sie sind wirklich ein Autoliebhaber. Einen so penibel gepflegten Wagen sieht man selten. Ich werde Ihnen bis heute Abend Bescheid geben.« Daraufhin verabschiede ich mich mit formvollendeter Höflichkeit und trete ab. Angesichts der Garantie des Korinthenkackers bleibt dem Unglücksraben gar nichts anderes übrig, als sich von der glänzenden Karosserie blenden zu lassen und schnellstens ein gutes Angebot abzugeben.
    »Dieser Man ist ein Genie!«, ruft Fausto und fällt mir um den Hals.
    Ich hätte nie gedacht, dass es mir einmal gelingen würde, Faustos Herz zu erobern. Dabei war es so einfach, seine Anerkennung und seinen Respekt zu erringen. Man muss sich nur als geschickter Bauernfänger erweisen. Ich suche Elisas Blick, aber sie wendet mir den Rücken zu. Vielleicht hat sie den Plan nicht begriffen. Schließlich ist sie eine Frau. Und was verstehen die schon von Autos.

45
    Faustos Wagen verkaufen wir auf Anhieb gleich beim ersten Besichtigungstermin, den von Claudio beim dritten Anlauf. Der Schachzug mit dem Korinthenkacker hat bestens geklappt, und wir können umgehend wieder aktiv werden, um die verlorene Zeit aufzuholen und die Wasserschäden zu beseitigen.
    Dazu müssen wir das geplatzte Rohr ersetzen und alle Gummidichtungen an den Heizkörpern austauschen. Als die Heizungsanlage wieder funktioniert, warten weitere Arbeiten auf uns: Das Parkett im ersten Stock muss erneuert und diverse Zimmerdecken und Wände müssen abgekratzt und neu gestrichen werden. Da Sergio und Vito die Einzigen sind, die über ein Minimum an Kompetenz verfügen, was den ersten Teil betrifft, und da sie außerdem bereits zwei fleißige Helfer haben, nütze ich die Gelegenheit, um Elisa im Garten Gesellschaft zu leisten.
    Es ist ein wunderschöner, sonniger Tag, aber heute muss ich draußen zum ersten Mal einen Pullover und eine leichte Jacke überziehen. Das Anwesen ist so groß, dass jede Arbeit in Mühsal ausartet – und sei es, dass man Steine sammelt, um die Grenze zwischen dem Hof und dem Garten zu markieren. Eine Karre vor mir herschiebend, laufe ich hin und her auf der Suche nach geeigneten Steinen und Kieseln, die groß und weiß genug sind, um Elisas Ansprüchen zu genügen. Ich muss zwölfmal mit voller Schubkarre meine Runden drehen, um die Begrenzung zu vervollständigen. Aber wie immer ist das Ergebnis von überwältigender Schönheit.
    »Unsere Website ist online!«, brüllt Fausto mir vom Fenster aus zu.
    Wir stürzen ins Haus und versammeln uns vor dem Computer. Elisa gebührt der Ehrenplatz. Atemlos sehen wir zu, wie sich die Seite aufbaut. Zuerst eine kleine Animation mit Panoramablick auf das Anwesen, über dem sich ein azurblauer Himmel wölbt, auf dem zwei weiße Wölkchen langsam von rechts nach links ziehen. Na ja, denke ich. Doch dann ertönt eine schreckliche Melodie, die von einem elektrischen Klavier für Kinder zu stammen scheint. Okay. Zu guter Letzt erscheint ein kleines Flugzeug, das ein Transparent hinter sich herzieht, auf dem der Name unseres Agriturismo steht. Nein, das gibt es nicht!
    » Casa dei Pazzi ?«, fragt Sergio.
    Fausto dreht sich zu uns um, vergisst aber, rechtzeitig das selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht abzustellen.
    »Was soll das – spinnst du?«, sage ich.
    »Wieso?«, fragt Fausto.
    Elisa schaut uns verwirrt an.
    »Haben wir nicht beschlossen, dass es La Collinetta heißen soll?«, meint

Weitere Kostenlose Bücher