Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Gästezimmer wurden mit Nachttischen im selben Stil wie die Schränke aufgewertet, und bunte Stoffe sorgen für eine heitere Atmosphäre. Verschwunden sind auch die weißen Plastikmöbel aus dem Garten. Stattdessen haben die Gartenmöbel aus Holz Einzug gehalten, auf die ich Fausto damals vergebens aufmerksam gemacht habe. Und schließlich die Pflanzen. Obwohl der Garten voll damit ist, sind wir bisher nicht auf die Idee gekommen, auch nur einen einzigen Blumentopf ins Haus zu stellen. Jetzt steht in jeder Ecke einer, und man muss wirklich sagen, dass das Anwesen insgesamt große Klasse ausstrahlt.
    » Es ist wunderbar geworden«, sage ich.
    »Das ist das schönste Landhotel, das ich jemals gesehen habe«, schwärmt Claudio.
    »Jetzt könnten wir die Zimmerpreise um gute dreißig Prozent erhöhen«, lautet Faustos abschließender Kommentar.

44
    Das Schicksal sorgt immer wieder für ausgleichende Gerechtigkeit. Nachdem wir die Vollendung der Inneneinrichtung gefeiert haben und reichlich beschwipst ins Bett gefallen sind, sind wir am nächsten Morgen vom Lärm rauschender Wassermassen geweckt worden. Während der Nacht hat der Druck im Heizkessel in der Mansarde ein zum Heizkörper führendes Rohr zum Platzen gebracht, und wir haben es erst bemerkt, als die Überschwemmung komplett war.
    In einem Monat ist Weihnachten, und wir sind wieder einmal blank. Mit der Hilfe von Sergio, Abu und den anderen konnten wir zwar viel Geld einsparen, aber das Material für die Dachreparatur und die Kosten von drei Mahlzeiten am Tag für acht hungrige Mäuler (davon sieben gierig wie die Wölfe) haben unsere letzten Reserven verschlungen. Nachdem wir eine Runde durch das Haus gedreht und die Schäden begutachtet haben, versammeln wir uns um den Tisch. Wenn wir diese zusätzlichen Ausgaben stemmen wollen, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als alles in einen Notfallfonds einzuzahlen. Fausto und Claudio werden ihre Autos verkaufen, und ich werde dazu beitragen, indem ich meine Ersparnisse plündere, die aus meiner Abfindung und einer kleineren Erbschaft bestehen.
    »Kannst du mir vielleicht die Adresse von einem guten Autohändler geben?«, fragt mich Fausto.
    »Ich würde dir empfehlen, den Wagen selbst zu verkaufen. Es geht schneller, und du holst mindestens dreißig Prozent mehr heraus«, rate ich ihm.
    »Was meinst du? Soll ich vorher noch etwas richten lassen? Die Kupplung vielleicht?«
    »Ich würde dir raten, die Karre innen und außen tiptop zu waschen und den Motor zu polieren, als wäre es das Tafelsilber deiner Großmutter.«
    »Den Motor?«
    »Ja, wasche ihn. Er muss glänzen, und dann sprühst du ihn zwei Tage lang mit einem Deodorant mit Vanillegeschmack ein.«
    »Vanille?«, mischt sich Sergio ein, der sich ebenfalls für das Thema zu erwärmen beginnt.
    »Ja, alles andere kannst du vergessen. Das musst du zwei Tage wiederholen, dann lass das Zeug verschwinden, und drei Stunden, bevor der potenzielle Käufer kommt, sprühst du das Armaturenbrett mit einem Antistatikspray ein und wischst mit einem Lappen darüber.«
    »Muss ich das mit dem Armaturenbrett jedes Mal machen, wenn einer zur Besichtigung kommt?«, fragt Fausto.
    »Es geht nicht um die Sauberkeit, wichtig ist der Geruch. Zusammen mit dem Vanillearoma erzeugen diese Sprays einen Duft, der an einen Neuwagen erinnert. Vertrau mir.«
    Fausto mustert mich von oben bis unten. Er weiß nicht, ob er mich als Genie feiern oder mich zum Teufel schicken soll. Er lässt mich nicht aus den Augen. Auch Vito zeigt sich sehr interessiert, und sogar Elisa betrachtet mich ungläubig. Mein Publikum verdient einen Nachschlag.
    »Und noch etwas, Fausto. Deine Reifen und die Kupplung sind mehr oder weniger im Arsch. Wenn einer genau hinschaut, fällt ihm das sofort auf. Und dann kannst du nur noch alles austauschen, aber das kostet dich eine Stange Geld. Du darfst dich also nicht auf Interessenten einlassen, die was von der Materie verstehen, du musst dir solche suchen, die keine Ahnung von Autos haben und darauf hoffen, ein Schnäppchen zu machen, und die dich für einen ehrlichen Verkäufer halten. Die sehen die schimmernde Karosserie und bekommen glänzende Augen. Jetzt musst du nur noch vermeiden, dass sie dich bitten, den Wagen zu einem befreundeten Mechaniker zur Begutachtung zu bringen. Das ist der Punkt, an dem der blitzsaubere Motor ins Spiel kommt. Und dann soll sich der potenzielle Käufer ans Steuer setzen, und der falsche Neuwagenduft wird ihm den Rest