Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
anderen zischt über das Feld. Die Zuschauer halten angespannt den Atem an. Nie haben sie einen bewegungsreicheren Kampf miterlebt. Erst die Stille in der Arena lässt mich etwas hören, was unter anderem Umständen nie möglich gewesen wäre. Die Laser zischen tatsächlich. Vom Training her weiß ich, dass sie nur zischen, wenn sie aktiviert sind. Deshalb wirkte Ashas Strahl auch stärker als alle anderen. Er ist aktiv. Bereits ihr nächster Schuss ist eine Art Treffer. Sie streift A566s Bein, der sofort vor Schmerz aufheult. Sein weißer Anzug verfärbt sich rot. Es war nie Ashas Ziel, A566 zu besiegen, sondern sie will ihn töten.
Hilfesuchend blicke ich mich auf der Tribüne um. Auch die anderen Legionsführer haben nun bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Sie wirken jedoch völlig ratlos darüber, was jetzt zu tun ist.
„ Sie kämpft mit einem aktivierten Laser. Wir müssen den Kampf sofort abbrechen“, stoße ich in Richtung von A233 hervor.
„ Aber dann haben wir keine Wertung“, ruft A320 aus. In diesem Moment aktiviert A566 ebenfalls seinen Laser und streift mit seinem Schuss Ashas Ohr.
„ Sie werden sich noch weiter verletzen“, kommt mir nun auch A350 besorgt zur Hilfe. Jedoch habe ich meine Zweifel, dass es nur bei Verletzungen bleiben wird.
„ Jemand muss sie aufhalten“, schreie ich panisch.
Sofort reißt A233 das Mikrofon an sich. „Der Kampf ist beendet und muss sofort abgebrochen werden!“
Weder Asha noch A566 reagieren auf sie. Sie kämpfen nun um Leben oder Tod. Auch die Zuschauer haben nun bemerkt, was vor sich geht, und brechen in Panik aus. Einige verlassen fluchtartig die Arena, andere sind zu gebannt von dem gefährlichen Schauspiel, als dass sie sich losreißen könnten.
Egal, was A233 ihnen auch befehlen wird, Asha und A566 werden erst aufhören zu kämpfen, wenn einer von ihnen tot am Boden liegt. Ich habe keine Zeit, darauf zu warten, und verlasse hektisch die Tribüne. Ich stolpere über die Treppenstufen in das unterste Stockwerk der Arena. An mir vorbei strömen flüchtende Menschen. Als ich es endlich schaffe, das Kampffeld zu betreten, landet Asha gerade einen Treffer auf A566. Er geht sofort zuckend zu Boden. Es ist mir völlig gleich, was nun aus A566 wird, mir ist nur Asha wichtig. Ich packe sie am Arm und zerre sie hinter mir her aus der Arena. Wenn sie A566 getötet hat, wird die Legion sie ebenfalls umbringen. Wir haben keine Zeit zu verlieren und uns bleibt nur eine einzige Chance: Wir müssen fliehen.
18. Die Flucht
Asha und ich stürzen förmlich in den Aufzug. Unser Glück ist, dass die Kämpfer mit der Panik in der Arena genug zu tun haben und so nicht die Aufzüge bewachen. Für die Rebellen wäre das der perfekte Zeitpunkt zum Angriff, doch ich bezweifle, dass Asha irgendjemandem von ihrem Plan erzählt hat. Den hat sie ganz alleine geschmiedet, wenn es überhaupt geplant war. Vielleicht war es auch eine reine Kurzschlussreaktion. Ich kann es ihr nicht verübeln. A566 hat ihr das Leben zur Hölle gemacht.
Die Aufzugtüren gleiten geräuschlos auf und wir springen auf den nächsten Wüstendrift. Asha steuert das Gefährt, als hätte sie nie etwas anderes getan, und ich navigiere sie in Richtung der Höhlen. Es ist erst Mittag, sodass die Sonne hoch am Himmel steht. Bereits als wir auf die Höhlen zusteuern, erkenne ich, dass sie verlassen sind. Ich habe nichts anderes erwartet, aber trotzdem schockt mich der verwahrloste Anblick.
Asha stoppt den Wüstendrift und wir steigen wortlos ab. Die Felder, auf denen die Rebellen Nahrung angebaut haben, wurden niedergetrampelt und die Holzstämme rund um die Lagerstätte zu Kleinholz verarbeitet. Hier wurde nicht nur nach jemandem gesucht, hier wurde gewütet. Fast ehrfürchtig betrete ich den Eingang der Höhlen. Der große Tisch in der Mitte des Raums wurde von einem Laserstrahl entzweigerissen. Die Stühle und der Inhalt der Schränke liegen verstreut auf dem Boden. Eine Mehlspur zieht sich wie Blut durch den gesamten Raum. Es tut weh, den Ort, an dem ich mich schon fast zu Hause gefühlt habe, so verlassen und verwüstet vorzufinden. Ich bringe es nicht über mich, auch noch die anderen Zimmer zu betreten, und schlage deshalb vor, im Wald nach den Rebellen zu suchen. Den Wüstendrift lassen wir bei den Höhlen zurück, da wir damit im Wald wegen der vielen Bäume ohnehin nicht gut fahren könnten.
Auf dem von Tannennadeln und Moos bedeckten Waldweg sind viele verschiedene Spuren zu erkennen, die an
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