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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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sagen. A350 versteht sofort. Doch anders, als ich es von ihr erwartet hätte, stürzt sie nicht los, um A566 festnehmen zu lassen, sondern zieht mich stattdessen in ihre Arme. Mein Kopf ruht wie automatisch an ihrer Schulter und ihre Hände streichen, als hätten sie nie etwas anderes getan, über meinen kahlen Kopf. Ihre Nähe reicht aus, um sämtliche Selbstbeherrschung bei mir fallen zu lassen, und ich beginne zu weinen, wobei mein ganzer Körper bebt. A350 fängt nicht nur meine Tränen, sondern auch mich auf. Sie drückt mich so fest an sich, dass ich das Gefühl habe, mit ihr zu verschmelzen. Sie saugt mein Leid in sich auf, während mir ihre Berührungen die Sicherheit zurückgeben, die mir A566 genommen hat. Ich weiß nicht, wie lange wir in dieser Haltung verharren, aber ich bin erst in der Lage zu sprechen, als wir uns in A350s Zimmer befinden und sie mir eine Tasse mit dampfendem Tee in die Hände drückt. Niemals hätte ich ihr so viel Fürsorge und Einfühlungsvermögen zugetraut. Ihr Verhalten überzeugt mich davon, dass sie die Einzige ist, der ich wirklich vertrauen kann. Es gibt nichts, was ich tun könnte, um ihren Schutz zu verlieren. Ich sehe es in ihren Augen und an ihren Händen, die mich nicht mehr loslassen wollen. Deshalb erzähle ich ihr die Wahrheit. Ich erzähle ihr alles. Von jedem verbotenen Besuch in der Sicherheitszone und lasse dabei nichts aus. Sie hört mir zu, ohne etwas zu erwidern, nur in ihren Augen kann ich ab und zu einen Funken Enttäuschung und Wut aufblitzen sehen. Als ich ende, schweigt sie für einen Moment und blickt zu Boden, während ihre Hand jedoch weiter beruhigend über meinen Rücken streicht. Erst als sie den Blick wieder hebt, lässt sie ihre Hand sinken.
    „ Warum hast du nicht mich um Hilfe gebeten? Warum bist du zu A566 gegangen?“ Offensichtlich verletzt es sie, dass ich ihr nicht vertraut habe.
    „ Ist das dein Ernst? Du hast dafür gestimmt, Finn zu töten, und genauso hast du für den Angriff auf die Rebellen gestimmt. Du hast alles dafür getan, um die Menschen zu töten, die mir am Herzen liegen.“
    Ich denke nicht länger über meine Worte nach und spreche einfach das aus, was mich schon lange belastet. Das ist der Grund, warum ich ihr nie gänzlich vertrauen konnte. Aber jetzt weiß ich, dass sie nichts tun würde, was mir schaden könnte.
    Sie greift nach meiner Hand. „Ich weiß und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich meine Entscheidungen bereue. Aber ich sehe ein, dass es nicht immer nur falsch oder richtig gibt. Manchmal gibt es auch einen Mittelweg und ich weiß, dass du diesen finden wirst.“
     

13. Z318
     
    Seitdem A566 mich im Aufzug angegriffen hat, fühle ich mich ständig wie unter Beobachtung. Ich habe Angst, ihm alleine über den Weg zu laufen. Es ist nicht so, dass ich mich davor fürchten würde, dass er es noch einmal versuchen könnte, sondern eher so, dass ich nicht in sein selbstgefälliges Gesicht blicken will. Ich schäme mich vor ihm und weiß nicht einmal, warum. Letztendlich bin ich ihm durch meine eigene Kraft entkommen, aber es war knapp. Es schmerzt, dass ich im Grunde die ganze Zeit wusste, dass ihm nicht zu trauen ist, und ich mich trotzdem auf ihn eingelassen habe. Ich fühle mich dabei wahnsinnig dumm und naiv. Er hat gesagt, dass er mich für ein schwaches Mädchen hält, das nichts weiter als permanent losheulen kann, und genauso fühle ich mich jetzt. Zwar hat, seit A350 mich gefunden hat, nicht mehr eine Träne meine Augen verlassen, aber das Gefühl, losweinen zu wollen, ist zu einem ständigen Begleiter geworden. A350 wollte den Vorfall den anderen Legionsführern melden, um A566 zu deklassifizieren und zu bestrafen, aber ich konnte sie davon abhalten. Es steht zu viel für mich auf dem Spiel. Wenn er über unsere nächtlichen Unternehmungen auspackt, würden sie mich wahrscheinlich direkt mit herabstufen.
    Aber ich bin froh darüber, dass Asha nun wieder bei mir wohnt, und dieses Mal sogar mit offizieller Erlaubnis von A350. Zwar habe ich Asha nichts von dem Überfall erzählt, um sie nicht zusätzlich zu ängstigen, aber es tut einfach gut, nachts ihre Nähe zu spüren und nicht alleine zu sein. Wir sprechen wenig miteinander, aber das ist auch nicht nötig. Es reicht mir, wenn ich sie anblicke und sie meinen Blick mit einem zaghaften Lächeln erwidert. Dann weiß ich, dass es ihr gut geht.
    Seit dem Angriff konnte ich auch nicht mehr zu Finn oder Zoe. Ich bin praktisch wie gefangen in

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