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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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hin und her überlegt, ob ich es wagen soll, ihn zu besuchen, oder es lieber sein lasse. Denn im Gegenteil zu A566 weiß ich nicht, wie man Kameraaufnahmen manipuliert. Ich möchte nicht A350s Vertrauen missbrauchen. Sicher war es nicht leicht für sie, die anderen Legionsführer dazu zu überreden, mir die Erlaubnis zum Öffnen aller Türen zu erteilen. Wenn ich auffliege, würde ich somit auch sie bloßstellen. Aber Finn sehen zu wollen, ist wie eine Sucht. Ich kann an nichts anderes mehr denken.
    Wie von selbst gleiten meine Beine aus dem Bett. Ich trage bereits mein Nachthemd, deshalb schlüpfe ich nur schnell in die Stiefel. An der Tür halte ich noch einmal inne und werfe einen Blick zurück auf das Bett. Asha sitzt aufrecht und blickt mir entgegen.
    „ Wohin gehst du?“
    „ Zu Finn, aber ich bleibe nicht lange. Mach dir keine Sorgen.“
    „ Gehst du wieder mit A566?“, fragt sie mich ängstlich.
    Schnell schüttele ich den Kopf. „Nein, den brauche ich nicht mehr.“
    Ihre Augen weiten sich erstaunt. „Das heißt, du kannst jetzt alle Türen alleine öffnen?“
    Ich nicke ihr lächelnd zu, bevor ich leise aus der Tür schleiche. Als ich meinen Finger auf den Sensor des Aufzugs lege, kann ich immer noch nicht fassen, dass sich die Türen tatsächlich öffnen. Es erscheint mir fast wie ein Trick oder ein Versehen. Es ist unglaublich, dass ich es nun wirklich geschafft habe, eine richtige Legionsführerin zu werden. Davon habe ich schon als Kind geträumt. Auch wenn es im Moment so aussieht, als wäre alles nur Tarnung, um den Rebellen bei ihrem Sieg zu helfen, stimmt das so nicht. Natürlich möchte ich zwar den Rebellen helfen, aber ich würde nie die Legion auslöschen. Ich nehme meine Aufgabe als Legionsführerin ernst und das bedeutet, dass für mich die Sicherheit der Bewohner der Legion mindestens genauso wichtig ist wie das Leben der Rebellen. Es gibt so viel, dass ich verändern möchte. Es wird ein langer und harter Weg werden, aber jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt und den habe ich mit Einführung einer gemeinsamen Nahrungsvergabe bereits erreicht.
    Der Aufzug kommt zum Stehen und ich trete hinaus in das verlassene Atrium. Es ist nachts ein Ort der Ruhe. Jeder Schritt hallt von den hohen Wänden wider. Obwohl in der Nacht die falschen Bilder der Wälder, Strände und Städte der alten Erde abgeschaltet sind, muss ich dem Atrium eine gewisse Schönheit zugestehen. Es gibt keine Fenster, aber durch die hohen Wände hat man nicht das Gefühl, gefangen zu sein. Wenn ich zur Decke emporblicke, habe ich das Gefühl, als würde ich zu den Sternen blicken. Die große Entfernung macht einem bewusst, was für eine winzige Rolle man eigentlich auf der Erde spielt. Unsere Welt dreht sich um die Legionen, dabei muss es außerhalb davon noch viel mehr geben. Wir wissen nicht, was aus anderen Ländern und Kontinenten geworden ist. Niemand weiß, wie stark die Radioaktivität dort zugeschlagen hat und ob es Überlebende gibt. Jeglicher Kontakt ist vor langer Zeit abgebrochen. Es ist fast wie man Anfang der Erde, als man noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe.
    Vor Finns Tür halte ich inne. Er schläft mit Sicherheit und wird verärgert darüber sein, dass ich ihn wecke, aber selbst, wenn er mich anschreit, wird es mir besser gehen. Seine Wut und sein Zorn haben mich auch früher schon nicht davon abgehalten, mich in ihn zu verlieben.
    Sobald das rote Licht des Sensors auf grün schaltet, gleiten die Türen des Zimmers auf und ich bin erstaunt, als ich Finn wach auf seinem Bett sitzen sehe. Er muss bewusst gar nicht erst zu Bett gegangen sein, denn sonst wäre es ihm unmöglich, vor der vorgegebenen Zeit wieder aufzuwachen.
    Er wirkt nachdenklich und fast verzweifelt, aber als seine Augen mich erblicken, verfinstern sie sich sofort. Leise trete ich ein, wage es jedoch nicht, mich ihm weiter zu nähern. Die Türen schließen sich direkt hinter meinem Rücken.
    „ Was willst du?“, fragt mich Finn feindselig.
    Ich weiß es nicht. Ich wollte ihn einfach nur sehen, aber das würde er nicht verstehen. Wenn er noch der alte Finn wäre, der Finn, der sich an mich erinnert, würde ich ihm von dem Überfall erzählen. Er würde mich aufbauen und mir meine Stärke zurückgeben. Und danach würde er A566 töten.
    Aber Finn ist nicht mehr der, der er einmal war. Und vielleicht wird er es auch nie wieder sein. Der neue Finn versteht Gefühle nicht und fürchtet sich sogar vor ihnen. Der neue Finn kann mich nicht

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