Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Grace starben. Was ist, wenn sie sich getäuscht haben? Was, wenn doch nicht alle gestorben sind, genauso wenig wie Zoe gestorben ist? Ich habe bei den Rebellen nie Gräber für die drei gesehen. Ist es möglich, dass sie ihre Leichen nie gefunden haben? Besteht die Chance, dass Z318 in Wirklichkeit Maggie, die Mutter von Finn und Zoe, ist?
Ich weiß, dass es nutzlos ist, A350 danach zu fragen, denn sie würde nur behaupten, dass es in der Legion keine Mütter und Väter gibt. Stattdessen komme ich bei dem Blick auf die Außenaufnahmen auf einen ganz anderen Gedanken. Was ist mit den Sichtungen, die mir alle verheimlichen wollen? Ich starre wie gebannt auf den Bildschirm, doch es ist nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Nur rote Wüste, soweit das Auge reicht. Aber vielleicht ist das nicht immer so.
„ Über was für eine Sichtung hatte eigentlich der oberste Kämpfer damals gesprochen?“
A350 seufzt genervt auf. „Ich wollte dir eigentlich eine gute Nachricht überbringen, stattdessen löcherst du mich mit einer Frage nach der anderen. Wann wirst du endlich aufhören, mir und der Legion zu misstrauen?“
Ich schwanke, ob ich sie weiter nach den Sichtungen fragen oder meiner Neugier bezüglich der guten Nachricht nachgeben soll. Geht es um Finn? Erinnert er sich? Aber würde sie das als gute Nachricht bezeichnen? Wohl eher nicht. Vielleicht geht es aber auch um A566 und er bekommt nun doch eine Strafe. Ich beschließe, die Sichtungen weiter aufzuschieben. Immerhin kann ich die Monitore selbst im Blick behalten und werde so schon dahinterkommen oder A350 einfach bei nächster Gelegenheit noch einmal danach fragen.
„ Also gut, ich gebe mich geschlagen. Um was für eine gute Nachricht geht es?“
A350 lächel mich zufrieden an. „Komm mit, ich will es dir selbst zeigen.“
Jetzt bin ich aber erst recht gespannt. Aufgeregt folge ich ihr hinaus in den Flur, bis wir vor dem Aufzug stehen bleiben. Ist es etwas in der Sicherheitszone? Haben sie etwa schon die Essensvergabe mit normalem Essen eingeleitet?
„ Leg deinen Daumen auf den Sensor“, fordert mich A350 fröhlich auf. Im ersten Moment will ich protestieren, doch dann erkenne ich, was die gute Nachricht in Wirklichkeit zu bedeuten hat. Schnell lege ich meine Hand auf das kühle Glasfeld des Sensors, der sofort von rot auf grün schaltet. Wie von Zauberhand gleiten die Türen vor mir auf und gewähren mir Eintritt in den Fahrstuhl. Ich habe endlich die Erlaubnis, jede Tür in der Legion zu öffnen. Ich bin nicht länger auf die Hilfe anderer angewiesen und am wenigsten auf die Hilfe von A566.
Ich falle A350 ,von meinen Gefühlen überwältigt, glücklich um den Hals. „Danke! Wie hast du das nur geschafft?“
„ Ich habe mich für dich eingesetzt. Es war an der Zeit, dass du die Erlaubnis erhältst und so zu einer richtigen Legionsführerin wirst. Jetzt fehlt nur noch der Mikrochip hinter deinem Ohr, aber das ist nur ein kurzer Eingriff. Du wirst es kaum bemerken.“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich so einen Mikrochip überhaupt eingepflanzt bekommen möchte. Aber es gehört wohl dazu. Wenn ich wirklich eine von ihnen sein will, dann werde ich die Prozedur über mich ergehen lassen müssen. Es ist ja auch nicht so, als könnte die Legion danach meine Gedanken lesen. Ich werde nur immer mit den anderen Legionsführern in Kontakt stehen. Ich kann sie in meinem Kopf hören, so wie meine eigenen Gedanken, und es wird nichts mehr geben, dass sie mir länger verheimlichen können. Ich will bereits in den Aufzug einsteigen, um direkt zu Zoe oder Finn zu fahren, aber A350 hält mich an meinem Arm fest.
„ Es ist eine Chance, verspiel sie nicht“, erinnert sie mich warnend und ich verstehe sofort, was sie meint. Nur, weil ich jetzt die Erlaubnis habe, jede Tür zu öffnen, darf ich noch lange nicht jede freie Minute in der Sicherheitszone oder auf der Krankenstation verbringen. Ich habe Aufgaben zu erledigen, so wie jeder andere auch, und dazu gehört nicht, Freundschaften zu schließen. Einsichtig trete ich aus dem Aufzug wieder heraus. „Was steht heute an?“, frage ich A350, die nach wie vor meine Ausbildung zur Legionsführerin übernimmt.
Am Abend liege ich unruhig in meinem Bett und finde keinen Schlaf. Jetzt, wo ich weiß, dass ich Finn besuchen kann, wann immer ich möchte, ist das Verlangen einfach zu stark. Als ich wusste, dass es keine Möglichkeit für mich gibt, ihn zu sehen, fiel mir das Schlafen leichter. Den ganzen Tag habe ich schon
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