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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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abwendet. Wir konnten schon immer ohne Worte miteinander kommunizieren. Augen verraten oft soviel mehr, als es der Mund je könnte. Er nimmt mich weder in den Arm noch versucht er mich zu trösten, und trotzdem fühle ich mich nun stärker als ohne ihn.
    „ Du bist seltsam und ich verstehe dich nicht“, entgegnet er mir leise.
    „ Aber?“, erwidere ich hoffnungsvoll und lächele ihm zögernd entgegen.
    „ Aber es fühlt sich gut an, wenn du in meiner Nähe bist.“ Es ist das erste Mal, dass er mein Lächeln wenigstens für einen kurzen Moment erwidert. „Na ja, jedenfalls solange du den Mund hältst.“
    Die Erkenntnis, dass wir einander nah sein können, auch ohne seine Erinnerung, ist beruhigend. Wenn wir zusammengehören, werden wir immer wieder zueinander finden, egal was passiert.
     
    Ein heftiges Klopfen an der Tür reißt mich aus dem Schlaf. Erschrocken fahre ich hoch und erkenne, dass ich in meinem eigenen Zimmer liege. In meinem Traum war ich immer noch bei Finn. Es war in der letzten Nacht doch spät geworden. Als ich den Aufzug zurück in die Legionsführerkugel genommen habe, fing es bereits an zu dämmern. Ein Blick durch die großen Fenster bestätigt mir, dass es auch jetzt noch früh am Morgen ist. Ich kann erst wenige Minuten geschlafen haben. Das Hämmern gegen die Tür geht weiter.
    „ Willst du nicht aufmachen?“, fragt Asha neben mir, die mich besorgt von der Seite mustert. Als ich zurückkam, war sie noch wach, sodass ich das Gefühl hatte, dass sie gar nicht geschlafen und stattdessen die ganze Zeit auf mich gewartet hat.
    Schnell stehe ich auf und sehe über den kleinen Monitor A350 vor der Tür stehen. Sie wirkt gestresst und besorgt zugleich. Ich öffne ihr sofort.
    „ Verdammt, hast du was an den Ohren? Ich klopfe bereits seit Minuten gegen deine Tür. Es ist ein Wunder, dass sie nicht nachgegeben hat“, schnauzt sie mich sofort an und lässt dann den Blick verärgert an mir auf und ab gleiten. „Du bist ja noch nicht einmal angezogen. Los, jetzt aber schnell!“
    Eilig laufe ich zu dem Fach, in dem der frisch gewaschene Legionsführeranzug wartet. „Was ist denn los? Habe ich etwas vergessen?“
    „ Nein, aber es ist letzte Nacht etwas passiert. A566 hat deshalb eine Konferenz einberufen.“
    „ A566?“, fragen Asha und ich wie aus einem Mund. Das sieht ihm nicht ähnlich. Normalerweise beruft A489 alle außerplanmäßigen Konferenzen ein. Für einen Moment wird mir ganz kalt und ich befürchte, dass es um mich und Finn gehen könnte. Vielleicht hat er mich beobachtet und will sich jetzt an mir rächen.
    „ Weißt du, worum es bei der Konferenz geht?“, erkundige ich mich vorsichtshalber, während ich in den weißen Anzug schlüpfe. Mittlerweile habe ich kein Problem mehr damit, mich vor anderen Frauen nackt zu zeigen, auch wenn beide mir aus Respekt den Rücken zugekehrt haben.
    „ Nicht genau, aber es hat wohl einen internen Angriff gegeben“, antwortet sie mir. Jedoch bin ich von ihrer Antwort zu verwirrt, um erleichtert darüber zu sein, dass es offenbar nicht um Finn und mich geht.
    „ Was soll das heißen?“
    A350 stöhnt genervt auf. „Das wirst du gleich selbst erfahren. Komm jetzt endlich!“ Ungeduldig schließt sie mir den Anzug im Rücken. Ich hatte nicht einmal Zeit für eine Dampfdusche, so wie es sich eigentlich am Morgen gehört. Trotzdem renne ich ihr aus dem Zimmer hinterher zu dem großen Sitzungssaal.
    Wie so oft, sind wir die beiden Letzten, die noch gefehlt haben, wofür wir prompt tadelnde Blicke ernten. Ich wette, A350 ist das mehr als unangenehm. Denn ich schätze sie nicht so ein, dass sie ohne mich je zu spät kommen würde. Ich denke eher, dass sie normalerweise die Erste ist, die irgendwo eintrifft.
    Schnell lassen wir uns auf unsere Sitze gleiten. Sofort erhebt sich A566 und ich bemerke direkt sein blutunterlaufenes und geschwollenes rechtes Auge. Auch an seinem Kinn befinden sich blutige Schrammen. Offensichtlich wurde der Angriff also auf ihn verübt. Geschieht ihm gerade recht.
    Sein ganzer Körper bebt förmlich vor Wut. „In der letzten Nacht hat es einen Angriff auf meine Person gegeben und ich erwarte, dass der Täter bestraft wird.“
    A489 erhebt sich neben A566 ebenfalls. „Nun mal langsam, erzähl uns bitte, was genau vorgefallen ist.“
    A566 holt tief Luft, um seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. „Am gestrigen Abend habe ich ein letztes Mal die Kameraaufnahmen kontrolliert und dabei auch einen Blick auf die

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