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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Blut kleben ihm immer noch unterhalb der Nase auf den Lippen und seinem Kinn. Dazu kommt aber, dass auch sein blauer Anzug Risse aufweist und Fußabdrücke deutlich in Höhe seines Bauches zu erkennen sind. Seine Sitzhaltung ist ebenfalls gekrümmt, während eine seiner Hände permanent auf seiner linken Seite ruht, dort wo sich die Rippen befinden. Vielleicht ist eine gebrochen. Er befindet sich in einem schlechten Zustand und sollte eigentlich medizinisch versorgt anstatt befragt werden.
    „ Es ist der Wunsch der Legionsführer, deine Ansicht über den Angriff auf Legionsführer A566 zu hören“, erklärt A489 gerade, wobei er deutlich macht, dass er diesen Wunsch nicht teilt. Sowohl sein Gesichtsausdruck als auch seine Tonlage machen seine Abneigung gegenüber Clyde deutlich. Clyde muss das Gefühl haben, gar keine Chance zu haben. Ich hoffe, er weiß, dass ich in der Nähe bin und er sich auf mich verlassen kann. Er darf nicht einen Moment daran zweifeln, dass ich ihm glauben werde, egal was er sagt.
    „ Gibst du zu, A566 angegriffen zu haben?“
    „ Ich habe ihn nur angegriffen, um D523 vor ihm zu schützen“, entgegnet ihm Clyde. Was hat A566 überhaupt bei ihr gewollt? Ich ahne bereits Böses, doch bin ich noch nicht so weit, um den Gedanken wirklich zulassen zu können.
    „ Willst du damit etwa behaupten, A566 hätte D523 angegriffen? Ist es nicht viel eher so, dass er ihre Flucht verhindern wollte und sich ihr deshalb in den Weg gestellt hat?“ Es ist einfach nur gemein, wie A489 Clyde die Worte im Mund verdreht. Er versucht ja nicht einmal, ihn richtig anzuhören. Ich kann nur hoffen, dass auch die anderen Legionsführer das bemerken.
    „ D523 wollte nur vor ihm fliehen. Er hat sie bedrängt.“
    Die Bilder aus dem Aufzug drängen sich wie Blitzeinschläge in meinen Kopf. Ich habe versucht, nicht mehr daran zu denken, doch jetzt sind sie so stark, dass ich mich an der Scheibe vor mir abstützen muss. Es darf nicht wahr sein, dass Zoe das gleiche Schicksal ereilt hat wie mich. Ich war es, die A566 überhaupt erst zu ihr geführt hat. Ohne mich wäre sie ihm nie aufgefallen.
    Doch A489 geht überhaupt nicht auf Clydes Worte ein. „Als A566 auf die Krankenstation kam, war die Zelle von D523 bereits geöffnet. Wer ist dafür verantwortlich?“
    Clyde schüttelt sofort den Kopf. „Das stimmt nicht. Als er kam, stand ich vor ihrer Zelle Wache. Er hat mich fortgeschickt, um mit ihr alleine zu sprechen. Er selbst hat die Zelle geöffnet.“
    „ Lügen!“, schreit ihm A489 aufgebracht entgegen, woraufhin Clyde erschrocken zusammenzuckt. „Warum sollte A566 mitten in der Nacht mit ihr sprechen wollen?“
    Clyde zuckt mit den Schultern und blickt hilflos in Richtung des Spiegels. Er weiß, dass er von dort aus beobachtet wird. „Er war nicht da, um mit ihr zu reden. Er wollte etwas anderes von ihr. Als ich ihre Schreie gehört habe, bin ich sofort zurückgekommen...“
    A489 fällt ihm sofort ins Wort. „Gerade hast du noch behauptet, dass er mit ihr sprechen wollte, und jetzt behauptest du das Gegenteil. Merkst du nicht, wie unglaubwürdig das ist? Was wollte er denn nun von ihr?“
    Ich würde am liebsten in den Raum stürzen und A489 eigenhändig zum Schweigen bringen.
    „ Ich weiß es nicht. Als ich in die Zelle kam, war das Nachthemd von D523 zerrissen. Sie lag auf dem Boden und A566 hielt sie an ihren Händen fest, während er versuchte, sich selbst dabei auszuziehen.“
    Cylde versteht nicht, was er dort gesehen hat, weil er nichts über Sex weiß. Mir würde es nicht anders ergehen, wenn ich nicht bei den Rebellen gewesen wäre. Zwar haben wir das Thema kurz im Bildungsunterricht angesprochen, aber in unserer Gesellschaft gibt es keinen Sex, weil es keine Gefühle gibt. Wir pflanzen uns nicht auf diese Weise fort. In diesem Moment bin ich auch froh darüber, denn Sex scheint mir sehr schmerzhaft zu sein. Florance hat jedoch immer das Gegenteil behauptet. Sie sagte immer, es sei, als würden zwei Menschen miteinander zu einer Person verschmelzen. Näher könne man einem Menschen, den man liebt, nicht sein. Obwohl ich ihre Beschreibung schön fand, konnte ich mir nicht vorstellen, es je selbst tun zu wollen. Jetzt erst recht nicht mehr. Ich frage mich nur, woher A566 so viel darüber zu wissen scheint. Hat er alles selbst rausgefunden?
    „ Das ergibt doch alles keinen Sinn!“, behauptet A489 zornig und bricht die Befragung ab. Aufgebracht verlässt er den Raum und stürmt zu uns hinter den

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