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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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durch den roten Saft der Beeren fleckig, aber in ihrer Mitte liegen zwei der kleinen Früchte. Lächelnd greife ich eine und stecke sie mir in den Mund. Süße breitet sich aus. Lecker, wie alles, was ich hier bisher gegessen habe. „Ein bisschen wie die pinken Tabletten, oder?“
    Eifrig nickt Iris. „Das sind Kanbeddis.“
    „Cranberrys!“, ertönt es sofort besserwisserisch, aber mit piepsiger Stimme von der kleinen rothaarigen Emily, die sich ebenfalls eine Beere in den Mund steckt.
    Ihre Nase ist überzogen von vielen kleinen , braunen Punkten, was ihr ein freches Äußeres verleiht.
    Iris lacht und streckt nun auch Finn ihre Hand hin, in der noch eine einzelne Cranberry liegt. „Willst du auch?“
    Finn zögert einen Moment, aber dann schaut er Iris mit demselben bösen Blick an, mit dem er mich sonst auch immer betrachtet. „Bietest du mir gerade ernsthaft mein eigenes Essen an? Du solltest um Erlaubnis fragen, bevor du fremder Leute Eigentum so frei verschenkst.“
    Jetzt reicht es! „Und du solltest dich schämen , so mit ihr zu reden!“, schleudere ich ihm aufgebracht entgegen. Iris ist noch ein Kind und er hat kein Recht , so mit ihr zu sprechen.
    Seine Augen weiten sich und die Ader an seinem Hals beginnt unkontrolliert zu pochen. „Wage es nicht noch einmal , so mit mir zu sprechen , oder ich stecke dich zurück in deine Zelle.“
    Seine Drohung macht mir keine Angst. „Wage du es lieber nicht noch einmal , so mit meiner Schwester zu sprechen!“
    „Sonst?“, kontert er sofort in herablassendem Tonfall.
    „Jetzt ist aber mal gut.“, mischt sich nun Gustav ein. Als er Iris trauriges Gesicht sieht, setzt er ein aufmunterndes Lächeln auf. „Hör nicht auf den Grobian, dem schlägt wohl die Sonne etwas zu Kopf. Ernte ruhig weiter Beeren mit Emily. Später könnt ihr dann mit Marie einen Kuchen backen, da freut sie sich.“
    Iris nickt etwas ängstlich, bevor Emily sie an die Hand nimmt und mit sich hinter die Büsche zieht. Kaum, dass die beiden Mädchen weg sind, verziehen sich Gustavs Mundwinkel wütend nach unten.
    „Junge, warum führst du dich nur so auf? So kenne ich dich gar nicht!“
    Finn zuckt nur mit den Schultern und blickt abwehrend zur Seite. Immer wenn Gustav mit ihm spricht, realisiere ich, dass Finn kaum älter ist als ich, auch wenn er sich immer so benimmt. In Gustavs Nähe wird er sogar zu einem kleinen Jungen, der schuldbewusst jeden Tadel über sich ergehen lässt.
    „Was sollen denn die beiden Mädchen nur von dir denken? Du führst dich auf wie ein Unmensch, deine Mutter wäre entsetzt.“
    „Meine Mutter ist tot und das ist ihre Schuld !“, schreit er Gustav entgegen, wobei er anklagend mit dem Zeigefinger auf mich deutet. Tränen glitzern in seinen Augen und rauben mir den Atem. Finn so verletzlich zu sehen, grenzt an ein Wunder. Er wirkt immer so hart und kalt, dass ich fast vergessen habe, dass es möglich ist. Als er selbst seine Tränen bemerkt, tritt er hastig den Rückzug an und marschiert, ohne mich weiter zu beachten, zurück zu den Höhlen.
    Gustav legt seine faltige Hand auf meine Schulter. „Nimm es ihm bitte nicht übel, der Junge hat seine ganze Familie verloren.“
    Ich nicke verständnisvoll, was Finn wahrscheinlich noch mehr aufregen würde. Ich hatte nie eine Familie, weder Mutter noch Vater. Doch wenn ich mir vorstelle, dass es anders gewesen wäre und ich sie jetzt wieder hergeben müsste, ist der Schmerz kaum vorstellbar. Alleine Iris zu verlieren, lässt mein Herz schmerzhaft pochen.
    Da Finn nun weg ist, gehe ich zu Paul und Florance, die dabei sind , große Stängel aus dem Boden zu schneiden.
    „Darf ich euch helfen?“
    „Natürlich, Liebes.“, ruft Florance in ihrer liebevollen Art aus und drückt mir ein kleines Messer in die Hand. „Komm , knie dich neben mich. Das ist Rhabarber, daraus machen wir einen leckeren Pudding. Du musst die Stiele mit dem Messer abschneiden.“ Sie macht es mir vor, sodass es mir leicht fällt , es ihr nach zu tun.
    „Was war denn wieder mit Finn?“, erkundigt sich Paul möglichst beiläufig.
    „Er war wütend auf mich.“
    „Das ist ja nichts Neues.“, zischt Florance genervt, während sie die Stängel, die ich ihr reiche, bereits klein schnippelt.
    „Ich bin sicher , er gibt sich Mühe.“, ergreift Paul für seinen Freund Partei, doch findet er in Florances Augen keine Gnade.
    „Worin? Darin , besonders unausstehlich zu sein?“
    In dem Moment taucht besagte Person direkt vor uns auf. Sein

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