Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
Vom Netzwerk:
hat das Menschsein gefehlt. Weißt du , was Menschen von Robotern unterscheidet?“, fragt mich Gustav. Als ich nicht antworte, tut es Marie für mich.
    „Menschen haben eine Seele und diese stirbt in der Legion.“
    Ich denke zurück an das Gespräch mit Paul und wie ich ihm davon berichtet habe, dass kaum einer in der Sicherheitszone lacht und dass ich gerade das an D523 so gern mochte. Niemand hält sich dort an der Hand. Niemand streichelt einem anderen über die Wange. Niemand küsst. Niemand liebt. Vielleicht haben sie gar nicht so Unrecht , vielleicht gibt es wirklich Fehler im System.
    „Wir wollten damals etwas ändern. Wir wollten es besser machen. Aber wir waren in der Minderheit. Anders als ihr heute, hatten wir damals die Wahl. Entweder , wir fügen uns , oder wir müssen gehen.“, erzählt Gustav und ich spüre ihm deutlich seine Frustration an.
    „Wir sind gegangen und haben es nie bereut.“, entgegnet Marie aufmunternd, worauf Gustav wieder lächelt.
    „Waren noch mehr hier vorher in einer Sicherheitszone?“
    „Oh ja, Paul und Grace kommen aus derselben wie du und wir. Florance und ihre Brüder kommen aus einer im Norden. Weiß der Himmel, wie sie den Weg hierher gefunden haben.“
    „Ihre Brüder?“
    „Die Zwillinge, Jep und Pep. Du hast sie doch schon kennengelernt.“
    „Aber sie sehen nicht aus wie Florance, wie können sie dann miteinander verwandt sein?“
    „Sind wir nicht alle irgendwie miteinander verwandt?!“, grinst Gustav, wobei zu sehen ist, dass er kaum noch Zähne im Mund hat. Kein Wunder , bei über 80 Lebensjahren. Kein Mensch wird in der Sicherheitszone älter als 60.
    „Manchmal verbindet einen das Herz mehr , als es Blut je könnte.“

    Als ich am Abend neben Iris auf den Matratzen liege , denke ich über die Worte von Marie und Gustav nach. Ich kenne weder meine Mutter noch meinen Vater. Es besteht nicht die geringste Möglichkeit , etwas über sie oder meine Geschwister herauszufinden. Entweder gibt es darüber keine Informationen oder die Legionsführer werden sie so gut unter Verschluss halten, dass ich keinen Zugang zu ihnen bekomme. Wenn ich überhaupt je zurück in die Sicherheitszone komme.
    „Iris, hättest du eigentlich gerne Familie?“
    „Na klar. Eine Mama wie Grace wäre toll. Emily hat so ein Glück. Warum fragst du?“
    Interessiert blickt sie mir entgegen. Das Lichtblau in ihren Augen hat sich fast komplett zurückgezogen, sodass das funkelnde Grau nun überwiegt. Ihr Gesicht ist auch nicht von blauen Flecken und Schrammen übersät. Wahrscheinlich sehen wir uns genauso wenig ähnlich wie Florance Jep und Pep.
    „Und was ist mit einer Schwester?“
    Sie scheint über irgendetwas nachzudenken und hält mit ihrer Antwort zurück, wobei sie mich eingehend mustert.
    „Wenn ich eine Schwester hätte, dann sollte sie so sein wie du.“
    Ein erleichtertes Lachen entfährt mir, während ein abfälliges Schnauben von der Tür zu hören ist: Finn. Egal.
    „Theoretisch könnten wir ja Schwestern sein. Ich meine, es weiß ja niemand , mit wem wir wirklich verwandt sind.“
    Iris ist sofort Feuer und Flamme und setzt sich in ihrem Bett auf. „Ja , stimmt, vielleicht sind wir wirklich Schwestern.“
    „Vielleicht. Ich hätte dich auf jeden Fall gerne als kleine Schwester.“
    Iris jauchzt vergnügt auf. Ihr ganzes Gesicht strahlt vor Freude. „Darf ich dann als deine Schwester auch bei dir im Bett schlafen?“
    „Wenn du willst.“, biete ich ihr an und hebe meine Decke so hoch, dass sie drunter schlüpfen kann, was sie dann auch eilig tut. Sie kuschelt sich in meinen Arm, sodass ich ihren Atem an meinem Hals spüre.
    „Gute Nacht , Schwester.“, flüstert sie glücklich.
    „Gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Finn.“, ruft sie dann noch, worauf wir von der Tür aus nur ein unwilliges Grummeln ernten. Wenn es ihn glücklich macht , auf dem Boden vor unserem Zimmer zu schlafen, werde ich ihn sicher nicht davon abhalten.

Es ist für mich ein ganz neues und komisches Gefühl , meine Finger und Hände in die trockene Erde zu stecken. Der Sand setzt sich unter meine Fingernägel und färbt meine Haut rot. Ich lasse die Steinbrocken von einer in die andere Hand fallen. Wenn ich sie feste drücke, fallen sie auseinander. Zwischen der Erde sind Wurzeln von ehemaligen Pflanzen und manchmal entdeckt man sogar einen Regenwurm. Den ersten hätte ich beinahe mit der Schaufel geköpft. Als ich ihn danach vorsichtig aus dem Boden gehoben und in meiner Handfläche

Weitere Kostenlose Bücher