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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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wehren kann, lege ich meine Hände um seine Wangen und blicke ihm prüfend in die Augen, suche sein Gesicht nach Schnitten ab.
    „Du lebst.“, hauche ich ihm ungläubig, aber voller Erleichterung, entgegen. Mein Blick bleibt an seinen lebendigen blauen Augen hängen. Sie erinnern mich an Bilder von kleinen Bächen im Sonnenschein. Seine Augen spiegeln das Licht so rein und klar wider wie das Wasser. Doch plötzlich kneift er die Augen zu und stößt mich mit einem Ruck grob von sich.
    „Was soll das?“, schreit er mir verärgert entgegen.
    „Ich bin nur so froh, dass dir nichts passiert ist.“, gebe ich verschüchtert zurück und komme mir dabei dumm vor. Warum weiß er denn nichts mehr von der Nacht?
    „Solange du mich nicht anfasst, ist alles wunderbar.“, knurrt er und wischt sich dabei über die Wangen , als hätte ich ihn vergiftet.
    „Ich habe Bilder in meinem Kopf gesehen, während ich geschlafen habe. Es war wie ein Film.“, versuche ich , mich unglücklich zu erklären.
    Für einen Moment hält er inne und blickt mir verwirrt entgegen, wobei er den Kopf leicht schief hält. Doch dann schüttelt er nur genervt den Kopf. „Du hast nur geträumt.“
    „Geträumt? Was ist das?“
    Iris steht im Türrahmen und nimmt mich direkt in Schutz. „Niemand träumt in der Sicherheitszone.“
    Erheiterung spiegelt sich in Finns Augen, während er mich triumphierend mustert. „Sag bloß , du hast noch nie geträumt?“
    Seine Stimme ist voller Schadenfreude, was mich ungemein ärgert. Er liebt es , mich vorzuführen und sich über mich lustig zu machen. Na und? Dann habe ich eben noch nie ‚geträumt’. Dafür hat er noch nie die Bilder des Atriums gesehen oder eine Dampfdusche genommen, die er dringend nötig hätte.
    „Nein, hab ich nicht. Hast du dafür schon einmal einen Film gesehen?“, kontere ich in demselben herablassenden Tonfall.
    „Nein, will ich aber auch gar nicht. Ich träume, das reicht mir.“, gibt er zurück und ich erkenne , wie Recht die Zwillinge haben. Finn muss grundsätzlich in allem der Beste sein. Er ist nicht nur unfreundlich, sondern auch noch eingebildet!
    „Du bist so selbstgerecht! Wegen Menschen wie dir brechen Kriege aus.“, werfe ich ihm vor und meine es auch so. Warum habe ich mir nur so Sorgen gemacht, dass ich ihn verletzt haben könnte? Er würde mich jederzeit verletzen, wenn er nur könnte. Ihn würde es nicht im Geringsten stören, wenn ich auf der Stelle tot umfallen würde.
    „Wegen Menschen wie dir, die sich für etwas Besseres halten, entstehen sie.“, schreit er erbost zurück, wobei seine Augen Funken sprühen. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Ich beginne ihn auszulachen. Das muss gerade er sagen. Wer hält sich denn hier für etwas Besseres?
    „Kinder, Kinder, was ist denn schon wieder los?“, mischt sich nun Marie ein, die sich mit ihrem Gehstock den Gang entlang tastet.
    „Das kannst du unsere Gefangene fragen, wenn sie nicht gerade lügt.“, knurrt Finn und braust an Marie vorbei. Idiot!

    Nach dem Frühstück steht Finn dann plötzlich wieder vor mir. Über seinen Schultern liegt eine Art Netz.
    „Ich muss die Grenze abgehen und du kommst mit.“, knurrt er, wobei sein Gesicht durch den Schatten seiner Kappe fast komplett verdeckt wird. Aber ich kann seinen hasserfüllten Blick förmlich vor mir sehen.
    „Wie wäre es, wenn du sie zur Abwechslung mal freundlich bitten würdest?“, wendet Florance ein, wobei sie sich jedoch wenig Hoffnung zu machen scheint, dass Finn ihren Rat berücksichtigen wird.
    „Wie wär’s , wenn du dich nicht einmischen würdest? Sie hat schließlich selbst einen Mund zum Reden! Mir wäre es an ihrer Stelle schon peinlich , wie du sie immer bemutterst und bevormundest.“, entgegnet Finn in seiner üblichen herablassenden Art. Seine Worte erzielen augenblicklich den gewünschten Effekt und ich schäme mich tatsächlich, dass ich mich ständig von Florance in Schutz nehmen lasse. Sie hat nur meinetwegen Ärger mit Finn. Gleichzeitig ärgert es mich, dass er wieder einmal so tut , als wäre ich gar nicht da.
    Auch Florance widerspricht ihm dieses Mal nicht, sondern funkelt ihn stattdessen nur wütend und mit verschränkten Armen an.
    „Hast du denn keine Angst, dass ich dir unterwegs weglaufe?“, frage ich ihn frech, während ich aufstehe und so fast genauso groß wie Finn bin.
    „Was sollen wir sonst mit dir tun? Backen und kochen kannst du nicht, bei der Gartenarbeit schneidest du dir die Hände auf und zum Jagen

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