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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Finn entgegen. Seine hellblauen Augen mustern mich und bleiben prüfend an meinem Gesicht hängen. Seinen Kopf hält er leicht schräg, sodass ihm eine Strähne seines honigblonden Haars in die Augen fällt.
    „Machst du dir Sorgen?“ Seine Frage drückt echtes Interesse aus. Nach wie vor scheint er mich nicht einschätzen zu können.
    „Ich will nicht, dass Florance und Paul streiten. Sie lieben sich doch. Es wäre schrecklich , wenn ausgerechnet zwischen ihnen ein Krieg ausbrechen würde. Die Welt ist schon genug zerstört worden, einen weiteren Krieg könnte sie vielleicht nicht ertragen.“
    „Du glaubst wirklich daran, oder?“, fragt er mich misstrauisch, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    „Woran?“, will ich irritiert wissen.
    „An den ganzen Mist, den sie euch eingebläut haben. Versteh mich nicht falsch, wäre ich an deiner Stelle und hätte mein Leben lang die Lügen der Legion gehört, würde ich sie wohl auch glauben. Aber ich denke du bist clever genug, um sie zu durchschauen.“
    Finn hält mich für clever? Er findet etwas Positives an mir? Für einen Moment trifft mich diese Erkenntnis so sehr, dass ich unser eigentliches Thema völlig aus den Augen verliere.
    Mit ungewohnt freundlichem Gesicht tritt er nun auf mich zu. „Es wird keinen Krieg geben, jedenfalls nicht wegen Florance oder Paul. Sie werden sich nicht einmal trennen, das kann ich dir versprechen.“
    Seine einfühlsame Art ist vollkommen neu für mich. Allgemein, dass er mir überhaupt ins Gesicht sieht, wenn er mit mir spricht, ist neu. Es fällt mir schwer , meine Gedanken in Worte zu fassen, wenn ich in seine Augen blicke. Meine Zunge fühlt sich wie ein schwerer, unnützer Lappen in meinem Mund an.
    Wie um seine Aussage zu bekräftigen, fährt er fort: „Wir streiten doch auch dauernd, wir mögen uns nicht einmal , und trotzdem gibt es keinen Krieg.“
    Er ist es , der mich nicht leiden kann. Es beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Ganz im Gegenteil, ich mag ihn schon lange mehr, als er es verdient hätte. „Aber warum streitet man dann überhaupt, wenn nicht um einen Krieg zu beginnen?“
    „Paul und Florance streiten einzig und allein, um sich danach wieder vertragen zu können.“
    Als er mein verständnisloses Gesicht sieht, fängt er laut zu lachen an. Gegen meinen Willen huscht ebenfalls ein leichtes Lächeln über meine Lippen. Es ist so schön , ihn nicht voller Hass und Wut vor mir stehen zu sehen. Endlich behandelt er mich wie einen Mensch. Vielleicht können wir uns ja irgendwann auch einmal vertragen.
    „Das gibt ihrer Beziehung neuen Schwung und zeigt ihnen , wie wichtig der andere ihnen wirklich ist.“
    Ich hoffe, dass er Recht hat, auch wenn ich deshalb Florance und Paul noch lange nicht verstehen kann. Selbst wenn Streit nicht zu Krieg führt, lebe ich lieber in Harmonie , als mir gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf zu schmeißen.
    „Ich sage nicht, dass ich es toll finde, was sie machen. Für mich wäre das auch nichts.“ Finn zuckt mit den Schultern und geht in Richtung Ausgang davon, doch dann bleibt er plötzlich stehen und dreht sich zögernd zu mir um.
    Fragend blicke ich ihm entgegen. Er blickt zu seinen Füßen und betrachtet eingehend seine Schuhspitzen. Plötzlich und völlig grundlos ist er wieder so abweisend wie eh und je.
    „Ich wollte zum See.“
    Warum erzählt er mir das? Sonst meldet er sich auch nicht bei mir ab. Sonst spricht er ja nicht einmal mit mir.
    „Ich sage es den anderen, wenn sie nach dir fragen.“
    „Okay…“, antwortet er nur, dreht sich eilig um und läuft davon. Was war das denn jetzt?
    Verwirrt gehe ich zum Küchenschrank und hole mir ein Brot heraus und belege es mit frischem Ziegenkäse. Finn hat es tatsächlich geschafft , mich zu beruhigen. Auch wenn seine Worte für mich keinen Sinn ergeben, glaube ich ihm. Er kennt Paul und Florance viel besser als ich.
    „Willst du mit kommen?“
    Irritiert fahre ich herum und blicke Finn entgegen. Er steht wieder im Eingang und wirkt fahrig und unruhig, so als hätte er es eilig. Hat er mich wirklich gefragt, ob ich mitkommen will? Seine Mimik und seine Haltung passen nicht im Geringsten dazu.
    „Wenn du mit willst, musst du dich aber beeilen. Ich hab nicht ewig Zeit“, kommentiert er seine Frage, wobei er tatsächlich rot anläuft. Er scheint es selbst auch zu bemerken, denn hektisch drückt er sich seine braune Kappe ins Gesicht und geht davon, ohne auf meine Antwort zu warten. Schnell stecke ich mir die letzten

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