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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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etwas versöhnlicher und wendet den Blick ab, so als wäre jetzt er es, der sich schämt.
    „Hast du schon mal einen Frosch gesehen?“
    Stumm schüttele ich den Kopf und komme mir dabei, wie so oft, sehr dumm vor. Alles, was für Finn und die meisten anderen Rebellen normal und alltäglich ist, ist für mich fremd und unbekannt.
    „Komm mit!“ Er winkt mich zu sich und gemeinsam steigen wir durch den See, wobei sich der feine Schlamm zwischen meine Zehen gräbt. Als wir das Schilf erreichen, deutet er mir durch ein Handzeichen , stehen zu bleiben und still zu sein. Ein leises Geräusch weckt meine Aufmerksamkeit. Es ist eine Art Brummen, aber nicht so rhythmisch , wie ich es von Maschinen gewohnt bin.
    Finn streckt seine Hand durch das Schilf und gibt mir so den Blick auf versteckte Seerosenblätter frei. Kaum zu erkennen, befindet sich auf einem davon ein dunkelgrünes Tier. Es ist klein, kaum größer als das Seerosenblatt, aber dabei für seine Größe breit und massig. Pusteln und Knubbel bedecken seinen Körper.
    Völlig unerwartet legt mir Finn seinen Arm um die Schulter und schiebt mich mit der Hand näher zu sich und dem Tier heran.
    „Das ist zwar kein Frosch, sondern eine Kröte, aber die schwimmt genauso gut“, raunt er mir ins Ohr.
    „Pass jetzt gut auf!“ Mit seiner freien Hand versetzt er der Kröte einen Stups, sodass sie verärgert und erschrocken von ihrem Blatt springt und davon schwimmt. Dabei schließt sie ihre Arme und Beine wie eine Schere.
    „Hast du es gesehen? So wirst du jetzt auch schwimmen. Du könntest keinen besseren Lehrer als eine Kröte finden.“
    „Ich dachte , du wärst mein Lehrer“, entfährt es mir prompt belustigt. Finn ist einer Kröte gar nicht so unähnlich. Wenn er sich manchmal aufregt, plustert er sich fast genauso auf wie das Tier.
    Er versetzt mir einen kleinen Schubs , genau wie zuvor der Kröte. „Werde bloß nicht frech oder ich ertränke dich.“
    In seinen Worten liegt keinerlei Bedrohung, sie sind so ungezwungen, wie sonst nur Jep und Pep zu mir sind. Selbst Florance schafft es nicht , so locker mit mir umzugehen. Sie ist stets bemüht, trotzdem bleibt immer eine gewisse Distanz. Es ist eigenartig, dass ausgerechnet Finn es schafft , diese zu überbrücken, wenn er es möchte. In solchen Momenten fühle ich mich nicht länger wie ein Fremdkörper, sondern ihm ebenbürtig, so als wären wir wirklich so etwas wie Freunde.

    Gemeinsam liegen wir im weichen Gras der Wiese und blicken zu den Wolken empor. In verschiedenen Bildern ziehen sie über den blauen Himmel, während unsere nasse Kleidung in der Sonne trocknet. Finn hat erstaunlich viel Geduld mit mir bewiesen. Es ist nicht leicht daran zu glauben, dass das Wasser einen tragen kann oder man hindurch gleiten kann wie Vögel durch die Luft. Auch wenn ich es geschafft habe eine kleine Runde durch den See zu schwimmen, fühle ich mich nach wie vor sehr unsicher. Ohne Finn würde ich es mich nicht noch einmal trauen.
    Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blicke in sein von der Sonne beschienenes Gesicht. Er hält seine Augen geschlossen und auf seinen Lippen liegt ein entspannter Zug. Wenn ich daran denke, wie oft er mich schon angeschrien und beschimpft hat, erscheint er mir fast wie ein anderer Mensch. Ich versuche , eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Zoe zu erkennen, aber es gelingt mir nicht, obwohl die beiden richtige Geschwister sind. Anders als Iris und ich. Ich frage mich , wie sie ausgesehen hat, bevor die Legion ihr den Kopf kahl rasiert und die Augen blau gefärbt haben. Gedankenverloren fahre ich mir über den Kopf. Mittlerweile fühlt er sich nicht mehr ganz so kahl an. Die kurzen Strähnen fühlen sich fest und weich zugleich an.
    Finns Fingerspitzen berühren die meinen. Erschrocken blicke ich in sein Gesicht. Seine Hand streicht nachdenklich über mein Haar. Als er meinen entsetzten Blick bemerkt, zieht er seine Hand schnell zurück.
    „Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich wollte nur wissen , wie es sich anfühlt“ Er wendet sein seinen Blick erneut dem Himmel zu. „Rasieren sie euch jeden Tag die Haare?“
    Die Art , wie er die Frage stellt, hört sich eher so an , als würde er fragen ‚Schlagen sie euch jeden Tag grün und blau?’
    Auch wenn ich mir jetzt wünschen würde, so lange Haare wie Florance zu haben, ist es nicht so schlimm , wie Finn vielleicht denkt. Niemand hat Haare in der Sicherheitszone, dort würde man sich fremd fühlen, wenn man als Einziger

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