Radioactive -Die Verstossenen

anders wäre.
    „Nein, es muss etwas in der Nahrung sein. Wir bemerken davon nichts.“
    „Zoe hat auch eine Glatze, oder?“
    Ich spüre wie meine Wangen zu glühen beginnen und mir die Röte ins Gesicht steigt. Hat Paul ihm vielleicht gestanden, dass er mir von Zoe erzählt hat? Aber was ist wenn nicht? Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, deshalb stelle ich mich dumm. „Wer ist Cleo?“
    Finn grinst mich frech an. „Tu doch nicht so, ich weiß doch genau, dass dir Jep und Pep von ihr erzählt haben.“
    Ich könnte es dabei beruhen lassen, aber damit würde ich den Zwillingen Unrecht tun. „Die beiden waren es nicht…“
    Ich sehe Finn deutlich an, dass er nun neugierig wird und füge deshalb schnell hinzu: „Glaub bloß nicht, dass ich dir meine Quellen verrate.“
    Schmollend presst er seine Lippen zusammen und legt seine Stirn nachdenklich in Falten. Um ihn abzulenken, komme ich auf seine eigentliche Frage zurück: „Zoe sieht aus wie alle anderen.“ Ich denke an ihr spezielles Merkmal, wodurch ich sie von den anderen unterscheiden konnte. „Na ja , fast.“
    Er horcht auf. „Fast?“
    „Sie hat einen kleinen Pigmentfleck unter dem linken Auge.“, erkläre ich und finde denselben Fleck in seinem Gesicht wieder. Durch seine dunkle Haut ist er mir zuvor nicht aufgefallen.
    Er lächelt mich an und nickt. „Ich kann mir gar nicht vorstellen , wie sie in eurer Welt zurechtkommen soll. Hier war sie immer so wild und ungestüm. Alleine deshalb hätte ich nicht erwartet, dass sie noch lebt. Sie muss sich gut anpassen können.“
    „Sie gibt sich Mühe.“
    „Sie ist meine jüngere Schwester. Ich sollte da sein, um auf sie aufzupassen.“
    Endlich sagt er es mir. Warum musste er nur so ein Geheimnis daraus machen? Was dachte er denn , würde passieren, wenn ich es weiß? Hat er geglaubt , ich würde mich an ihr für seine Taten rächen, wenn ich es irgendwann zurück in die Legion schaffe?
    „Du hörst es vielleicht nicht gerne, aber sie ist stärker , als du denkst.“ Ich denke an den verwegenen Blick in ihren Augen und den Mut in ihrer Stimme. Obwohl sie, wie ich jetzt, an einem ihr so fremden Ort war, hat sie sich nie einschüchtern lassen, nie Schwäche gezeigt. „Ich glaube sogar , sie ist stärker als die meisten Menschen.“
    „Zoe bedeutet Leben. Sie passt dort einfach nicht hin.“
    Da stimme ich ihm zu, aber so langsam frage ich mich, ob überhaupt irgendjemand in die Sicherheitszone gehört. Ich verstehe , warum die Legion sie damals errichtet hat und ich verstehe auch, dass es Regeln geben muss, aber ich verstehe nicht , warum sie so streng und eisern sein müssen. Wir sind doch immer noch Menschen und keine Roboter.
    „Was bedeutet Finn?“
    „Finn steht für Wanderer.“
    Damit kann ich nur wenig anfangen.
    „Ich denke , es heißt, dass ich auf der Suche bin.“
    „Und wonach suchst du?“
    „Ich weiß es nicht. Zoe, mich selbst… Ich denke , ich werde es wissen, wenn ich es gefunden habe.“

    Iris Atmung geht ruhig und gleichmäßig, genauso wie das leise Schnaufen von Dumbo. Von dem ersten Moment an, in dem Iris ihn in ihre Arme schloss, liebte er sie abgöttisch. Sie ist für ihn Mutter und Spielkamerad in einem. Egal wohin das kleine Mädchen geht, folgt ihr der Wüstenfuchs auf Schritt und Tritt. Auch jetzt hat er sich direkt vor ihrem Bauch zusammengerollt.
    Außerhalb der Höhlen hallt der Ruf einer Eule durch die Nacht, während der seichte Wind durch die Blätter des Waldes pfeift. Als ich die Nächte noch in der Zelle verbringen musste, machten mir diese ganzen ungewohnten Geräusche Angst. Sie waren so laut und unregelmäßig im Vergleich zu meinem Zimmer in der Sicherheitszone. Dort gibt es nachts keine Geräusche. Es ist still und finster Hier ist es nicht einmal richtig dunkel. Durch das kleine Fenster fällt das Mondlicht oder der träge Schein von Fackeln. In der Sicherheitszone liegt nachts aber auch niemand wach, weil er nicht einschlafen kann. Ich weiß nicht , woran es liegt, wahrscheinlich kontrollieren sie unseren Schlaf genauso wie unsere blaue Augen und den Haarwuchs. Je länger ich hier bin, umso bewusster wird mir, wie sehr die Legion unser Leben beherrscht. Es ist nicht neu für mich, doch früher hatte ich nie einen Vergleich.
    Wenn ich daran denke, dass die Rebellen vorhaben , mich zurückzuschicken, macht mir die Gefahr, dass die Legion mich einfach erschießen wird, fast am wenigsten Angst. Es ist eher die Furcht davor, dass ich mich in