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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Körper seiner Mutter kauert. Ich würde kein Auge zu bekommen.
    „Jeder bekommt ein Glas Milch pro Tag, oder?“
    Paul hebt abwehrend die Arme. „Ja, aber…“
    Ich lasse ihn nicht ausreden, weil ich weiß, was er sagen will. Stattdessen strecke ich meine Hand dem kleinen Tier entgegen.
    „Keine Angst“, flüstere ich leise. Neugierig beäugt mich das Junge und nimmt meinen Geruch wahr. Es ist alleine. Hat weder Mutter Geschwister. Es ist wie Iris und ich. Ich weiß, dass Iris es lieben wird. Wahrscheinlich sogar mehr als mich.
    Der junge Wüstenfuchs wagt einen zaghaften Schritt in meine Richtung. Seine Beine sind zittrig und sein Fell von Dreck und Blut verklebt. Als ich ihn unter seinem Bauch fasse und mit einer Hand hochhebe, wehrt er sich nicht, lediglich seine für den winzigen Körper großen Ohren legt er vorsichtig an.
    Als ich zu Paul empor blicke, sehe ich ihn lächeln.
    „Du bist verrückt, weißt du das?“
    Weil ich nicht weiß, was ich darauf erwidern soll, zucke ich nur mit den Schultern. Grinsend streift Paul mir über den stoppeligen Kopf. „Komm, jetzt brauchen wir erst recht etwas Fleisch, nicht, dass der Kleine dir noch verhungert. Weißt du schon , wie du ihn nennen wirst?“
    „Das darf Iris entscheiden.“
    „Ein besseres Geburtstagsgeschenk hättest du nicht finden können, da wird Emily neidisch sein. Die Mädels werden sich darum reißen, den kleinen Kerl füttern zu dürfen, nur Finn wird weniger begeistert sein.“
    „Ist er das nicht immer?!“

    Am nächsten Morgen stehle ich mich noch bei Morgendämmerung aus unserem gemütlichen Matratzenlager und stoße in der Küche zu Florance, Grace und Marie, die mir alle drei nur zu gern versprochen haben, mich in der hohen Kunst des Backens zu unterweisen. Auch der kleine Wüstenfuchs ist bereits da, der sich gierig von Florance die Flasche geben lässt. Er hat bei ihr und Paul die Nacht verbracht, damit Iris ihn noch nicht zu Gesicht bekommt. Nur wenn ich sehe, wie liebevoll Florance das Junge betrachtet, habe ich meine Zweifel, dass sie ihn mir zurückgeben wird.
    Wie bereits an Emilys Geburtstag wird es Cranberrykuchen geben. Aber auch der runde Tisch in der Mitte des Zimmers wird mit Blumen geschmückt.
    Mein Talent im Kuchenbacken hält sich leider in Grenzen, genauso wie im Blumenbinden. Ich habe dafür weder die Geduld noch das nötige Feingefühl. Während Grace aus den Blumen einen ganzen Kranz flechtet, schaffe ich es nicht einmal , sie so zusammenzubinden, dass keine Blume heraus fällt. Den Teig des Kuchens herzustellen klappt vergleichsweise gut, aber als es dann ans Dekorieren geht, versage ich kläglich. Trotzdem bestehe ich darauf , es weiter zu versuchen, denn ich möchte, wenn es um Iris geht, nicht einfach kampflos aufgeben. Letztendlich sieht der Kuchen vielleicht nicht ganz so schön aus wie der zu Emilys Geburtstag, aber so wird Iris wenigstens sehen, dass ich ihn gebacken habe.
    Die Zeit vergeht wie im Flug und so steht die Sonne bereits am Himmel , als ich den Blumenkranz von Grace entgegennehme und zurück in unser Zimmer eile. Ich komme genau im richtigen Moment, denn Iris sitzt bereits aufrecht im Bett und reibt sich verschlafen die Augen.
    „Du bist ja schon wach…“
    „Das liegt daran, dass heute ein besonderer Tag ist!“, grinse ich ihr entgegen und hole den Blumenkranz hinter meinem Rücken hervor. Bei dessen Anblick weiten sich Iris Augen und ihr Mund verzieht sich zu einem freudigen Lachen.
    „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Iris!“
    Ehe ich mich versehe, ist sie auf den Beinen und hüpft mir von der Matratze aus in die geöffneten Arme. Ich drehe sie einmal im Kreis, bevor ich sie zurück auf ihre Füße setze und ihr die Blumenkrone auf das kurze, mittlerweile dunkelblonde Haar lege. Ihre grauen Augen glitzern wie Edelsteine, als sie mir an der Hand in den Gemeinschaftsraum folgt. Dort werden wir mit einem lauten Applaus und einem Geburtstagsständchen von Jep und Pep samt Gitarre begrüßt. Auf dem Cranberrykuchen leuchten zehn kleine Kerzen, die Iris mit Tränen in den Augen auspustet. Alle Bewohner der Höhlen sind gekommen, um ihr zu gratulieren. Nur einer fehlt: Finn. Außer mir scheint es jedoch niemandem aufzufallen.
    Schnell reicht mir Florance den Wüstenfuchs, der sich durch die vielen Menschen ganz aufgeregt umsieht. Iris ist bereits in einer angeregten Diskussion vertieft , als sie mich mit dem Tier erblickt. Die Münder der beiden Mädchen klappen zeitgleich vor Staunen

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