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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Bisse des Brots in den Mund und laufe ihm hinterher. Von allen Geheimnissen und Rätseln der Welt ist Finn das größte für mich.

    „Was willst du am See?“, frage ich ihn, während wir dem kleinen Trampelpfad durch den Wald folgen. Finn läuft voraus und ich hinterher. Wenn er mich nicht gefragt hätte, ob ich mit will, würde ich meinen, dass er mich als lästig empfindet. Er zeigt sich abweisend und geht so schnell, dass ich kaum hinterher komme.
    „Baden und Fische fangen.“
    Eine klare , aber knappe Antwort. Warum wollte er , dass ich mitkomme? Oder wollte er es gar nicht wirklich, sondern hat es nur aus Höflichkeit getan ? Finn und höflich… Unmöglich!
    Wir erreichen das von Schilf umsäumte Ufer des grünen Sees. Er ist nicht besonders groß. Die Entfernung von einem Ufer zum anderen misst nicht einmal zehn Meter. Trotzdem ist er erstaunlich tief und dadurch auch sehr kalt, was bei der Hitze mehr als angenehm ist. Während Finn sich ohne Scheu die Kappe vom Kopf zieht und aus seinem schwarzen T-Shirt schlüpft, stehe ich unschlüssig am Seeufer. Mit vor der Brust verschränkten Armen hadere ich mit mir. Das Wasser umspielt seicht den feuchten Boden und wirkt alleine beim Hinsehen schon erfrischend, aber es ist mir peinlich , mich vor Finn auszuziehen.
    Nur in einer Boxershorts bekleidet , stapft Finn in das Wasser. Die Kälte lässt ihn nur für einen kurzen Moment erschauern, bevor er kopfüber untertaucht.
    Es hat mich schon jede Menge Überwindung gekostet , mich vor Florance und Iris auszuziehen, aber es vor Finn zu tun, widerspricht jeder Überzeugung. In der Sicherheitszone sehen wir einander nie nackt oder nur spärlich bekleidet. Zum einen , weil es sich nicht gehört , und zum anderen, weil wir Frauen ohne Kleidung ohnehin alle gleich aussehen. Jedenfalls sollten wir das. Aber hier ist das anders. Florance hat eine Haut wie Karamell und Rundungen an den richtigen Stellen. Mit ihren langen, blonden Locken sieht sie aus wie ein Engel.
    Grace ist zwar schon etwas älter als wir, aber der Kontrast ihrer roten Haare zu ihren grasgrünen Augen verleiht ihr so etwas Geheimnisvolles. Ihr Gesicht ist voller fröhlicher Sommersprossen.
    Auch wenn meine Haut nicht länger verbrannt ist, wirkt sie dennoch so bleich und durchsichtig wie die eines Geistes . Durch den dünnen Stoff des Tops spüre ich deutlich meine Rippen hervorstechen und mein Gesicht habe ich seit meinem ersten und letzten Blick in den Spiegel nicht mehr gesehen.
    Finn taucht wieder auf. Nass klebt sein Haar an seinem Kopf. Mit einer lässigen Handbewegung streicht er es sich nach hinten und schaut sich suchend nach mir um. Als er mich wie erstarrt am Ufer entdeckt, heben sich spöttisch seine Augenbrauen.
    „Was ist los? Ist dir nicht warm oder genierst du dich?“ Seine Stimme trieft vor Hohn. Es ärgert mich, dass er damit auch noch ins Schwarze trifft.
    Hilflos zucke ich mit den Schultern. „Ich kann nicht schwimmen“, wehre ich ab. Auch wenn es stimmt, benutze ich es in diesem Fall schlicht als Ausrede. Wäre Finn nicht da, würde ich auch zumindest bis zum Bauch ins Wasser gehen.
    „Komm rein, wenn du dich traust. Dann bring ich es dir bei!“, lockt er mich nun und spritzt mit der flachen Hand Wasser in meine Richtung. Er ist zu weit weg, um mich zu treffen. Ich bezweifele, dass er das schafft , und für einen Moment flammt auch die Angst in mir auf, dass es wieder eine Falle ist. Das letzte Mal , als ich mit ihm alleine war, wollte er mich in einem Loch verdursten lassen. Aber ich will auch nicht vor ihm klein beigeben und wie ein Feigling da stehen.
    Zögernd öffne ich meine Schnürsenkel und streife die schweren Boots von meinen Füßen. Die dunklen Socken stecke ich in die Öffnung der Schuhe.
    Mit Jeans und Top bekleidete steige ich ins Wasser. Sofort saugt sich der Stoff der Hose mit Wasser voll und klebt schwer an meinem Körper.
    „Warum ziehst du denn nicht wenigstens deine Hose aus? Ich werde dir schon nichts weggucken!“
    Langsam watet er durch den See auf mich zu. Seine gebräunte Haut glänzt feucht in der Sonne.
    „Ich… ich habe Sonnenbrand“, gebe ich stotternd von mir, während mir trotz der Kälte des Wassers plötzlich ganz heiß wird.
    „An den Beinen? Du hast doch immer eine Hose an!“, entgegnet er und macht damit deutlich, dass er mir kein Wort glaubt. Misstrauisch blickt er mir ins Gesicht, als sich plötzlich seine harten Gesichtszüge glätten.
    „Egal, ist ja deine Sache“, sagt er dann

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