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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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anzusehen.
    „Nicht direkt, sie hat nur etwas erfahren, was wir wohl besser für uns behalten hätten.“
    Ich verstehe nicht, was sie sagt. Warum sagt sie mir nicht einfach, was mit Iris los ist?
    „Wo ist sie?“, dränge ich erneut, dieses Mal mit leicht erboster Stimme.
    Florance schlägt die Augen nieder. „In eurem Zimmer.“
    Es gibt für mich kein Halten mehr und ich stürze sofort an all den anderen vorbei in die Höhlen. Noch bevor ich den großen Gemeinschaftsraum betrete, sehe ich Iris bereits am Tisch sitzen. Ihr kleiner Wüstenfuchs Dumbo rennt mir freudig entgegen. Er streift um meine Beine und springt an mir empor. Leckt mir über die schmutzigen Finger, die ich ihm entgegenstrecke. Doch Iris wirkt wie erstarrt. Sie beachtet mich nicht eines Blickes. Starr schaut sie geradeaus, so als wäre ich gar nicht da. Die Sorge schließt sich wie eine Faust um mein Herz und drückt fest zu. Was ist nur passiert, während wir weg waren?
    Vorsichtig knie ich mich neben sie nieder und berühre sanft ihr Knie. Sie zuckt unter meiner Berührung zusammen, so als hätte ich sie geschlagen.
    „Iris… Ich bin wieder da“, flüstere ich besorgt. Von draußen dringt Florances Schluchzen zu uns durch. Iris zuckt nicht einmal mit der Wimper. Es scheint ihr alles vollkommen egal zu sein. Was ist nur mit dem kleinen Mädchen passiert, das so voller Leben und Liebe war? Neugierig , alles kennenzulernen und in sich aufzusaugen wie ein Schwamm das Wasser.
    „Freust du dich denn gar nicht?“
    Ihre Hand saust mit so einer Geschwindigkeit auf meine Wange, dass ich nicht einmal nach Luft schnappen kann. Die Wut brennt wie Feuer in ihrem Blick, während meine Wange glüht , als hätte sie mich verbrannt. Geschockt reiße ich die Augen auf und starre meine kleine Schwester an , als wäre sie eine Fremde.
    „Du hast mich die ganze Zeit belogen“, wirft sie mir vor, jedoch ohne zu schreien oder zu weinen. Sie ist dabei so still und sachlich, wie es kaum möglich für ein Kind in ihrem Alter ist. Das ist, was mich am meisten beunruhigt.
    „Wovon redest du, mein Schatz?“ Ich spüre , wie mir die Tränen in die Augen steigen und meinen Blick verschleiern.
    „Du hast versprochen , immer für mich da zu sein und mich zu beschützen. Und dann verschwindest du einfach, ohne auch nur ein Wort zu sagen , und lässt mich hier zurück.“
    Langsam löst sich ihre Starre und ich höre das Zittern in ihrer Stimme. Es muss sie eine enorme Anstrengung kosten , dagegen anzukämpfen. Dabei sollte sie es nicht einmal unterdrücken. Sie ist doch noch ein Kind. Sie sollte ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Ich wünschte , sie würde mich weiter schlagen oder wenigstens schreien.
    „Aber du wusstest doch, dass ich mit den anderen zum Schwarzmarkt gehe. Warum hast du denn nichts gesagt?“
    Für einen Moment ist es still, wobei sich ihre Augen zu winzigen Schlitzen formen.
    „Ich rede nicht von dem Schwarzmarkt.“
    Ihre Worte treffen mich wie eine weitere Ohrfeige. Das ist es, was Florance meinte. Irgendjemand hat ihr von meiner Bestimmung erzählt. Irgendjemand muss ihr gesagt haben, dass ich zurück in die Sicherheitszone gehe. Wer immer es war, ich möchte ihm oder ihr den Hals umdrehen. War es Emily?
    Ein Blick auf Iris erlischt meinen Zorn. Es ist egal, wer es war. Es wäre meine Aufgabe gewesen, es ihr zu sagen. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich es nie getan hätte. Ich wäre gegangen, ohne mich zu verabschieden. Einfach, weil ich es nicht ertragen hätte. Ihre kleinen Hände sind zu Fäusten geballt und sie bebt am ganzen Körper. Ich sehe ihr deutlich an, dass sie mich am liebsten grün und blau prügeln würde.
    „Es tut mir leid. Ich wollte es dir noch sagen. Ich weiß es selbst noch nicht lange“, versuche ich mich rauszureden und merke dabei selbst, wie lahm und unglaubwürdig ich klinge.
    „Wann wolltest du es mir sagen? Du gehst doch schon morgen!“
    „Nein, ich muss nicht morgen gehen. Ich kann auch noch länger bleiben. Ich kann so lange bleiben, wie du möchtest“, sichere ich ihr zu und nicke dabei, wie um mich selbst zu überzeugen. Die Tränen laufen nun über meine Wangen und erst das scheint Iris zu erreichen. Traurig schüttelt sie den Kopf.
    „Du hast doch gar keine Wahl. Sie zwingen dich dazu, stimmt’s?“
    Jetzt beginnt auch sie zu weinen. „Ich hasse sie alle!“, stößt sie hervor und schlingt ihre Arme um meinen Hals. Ich bin so glücklich über ihre Nähe, dass ich ihren schmalen Körper

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