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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Finn Gustav aufgeregt entgegen. Seine Eltern sind im Kampf gegen die Legion gestorben. Warum, wenn doch alles nur ein Experiment ist?
    „Ich weiß es nicht.“, seufzt der alte Mann und blickt Finn entschuldigend entgegen. „Ich habe keinen Kontakt zu ihnen, auch wenn du das glaubst. Der Kontakt ist abgebrochen als die Letzten meiner Generation von der Legion getötet wurden. “
    „Sie haben Angst , die Kontrolle zu verlieren“, erkläre ich ihnen. In der Sicherheitszone ging es immer darum, dass die Legionsführer alles und jeden kontrollieren. Es würde alles zusammenbrechen, wenn die Menschen erfahren würden, dass es keinen Grund gibt , länger in Gefangenschaft zu leben.
    Raymond nickt zustimmend. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Denkst du , sie werden dich zu einer Legionsführerin machen, wenn du zurückkehrst?“
    Es ist , als würde er fragen: ‚Werden Sie dich töten?’ Wie soll ich darauf eine Antwort wissen?
    „Sie ist zu wichtig, um sie einfach zu töten. Cleo kann ihnen alle Fragen beantworten. Sie können sie gegen uns verwenden.“ Finns Faust löst sich und er schließt seine Hand um meine. Dieses Mal ist seine Haut kalt. In seinem Gesicht lese ich Angst und Verzweiflung.
    „Woher sollen wir wissen, dass sie nicht genau das tun werden? Die Legion kann Menschen manipulieren, ohne dass sie es selbst überhaupt merken. Vielleicht unterziehen sie das Mädchen einer Gehirnwäsche oder sie rauben ihr jegliche Erinnerung“, wendet Raymond ein und er scheint dabei aus Erfahrung zu sprechen.
    „Cleo wird uns genauso wenig vergessen, wie ich je sie vergessen werde.“
    Bei dem letzten Teil des Satzes blickt Finn nicht länger zu den Rebellen, sondern direkt in meine Augen.
    „Wir sind miteinander verbunden und das kann uns keiner mehr nehmen. Cleo gehört zu mir.“

Unzählige Sterne stehen am Himmel. Während einige so leuchtend und groß sind, dass sie zum Greifen nah erscheinen, sind andere so winzig, dass man sie kaum noch erkennen kann. Der Anblick dieser abertausenden leuchtenden Punkte ist schier überwältigend. Ihre wahre Pracht entfalten sie erst, wenn alle Lichter sonst erloschen sind. Das Lagerfeuer glüht nur noch schwach und sendet kleine Rauchwolken in den Himmel, während es leise knistert. Es ist still geworden im Lager. Während die Stimmung bei unserer Ankunft euphorisch und energiegeladen war, ist sie nun auf ihrem Tiefpunkt angelangt. Die Menschen dachten, sie könnten etwas verändern. Sie dachten , sie müssten nur laut genug schreien und sich gegen die Unterdrückung mit erhobenem Kinn zur Wehr setzen und alles würde sich zum Guten wenden. Sie dachten, sie hätten eine Chance. Doch die Legion hat uns bewiesen, dass wir nur eines von vielen kleinen Lichtern am Himmel sind, während sie selbst dem Mond gleicht. Würde ein winziger Stern verschwinden, würde es wohl kaum einem auffallen. Es würde die Welt nicht verändern. Doch würde der Mond erlöschen, säßen wir in Dunkelheit da . Jede Rebellengruppe wie wir , egal ob aus dem Norden, dem Süden, dem Osten oder aus dem Westen hat mindestens ein Familienmitglied verloren. Bei Einbruch der Dunkelheit starb schließlich auch noch die junge Frau, die ihren Arm in der Schlacht verloren hatte. Erst da erfuhr ich, dass sie Raymonds Frau gewesen war. Anders als Pep brach er weder in Tränen aus, noch begann er vor Kummer zu schreien. Stattdessen ballte er seine Hände zu Fäusten und es trat ein Ausdruck in sein sonst so friedliches Gesicht, der mir Angst einjagte. In dem Moment als seine Frau starb, starb auch etwas in ihm. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, doch er scheint nicht mehr derselbe zu sein.
    Das Gefühl der Trauer ist für mich neu, so wie fast jedes Gefühl. Trotzdem habe ich schon bemerkt, dass damit wohl jeder Mensch anders umgeht. Eine Erkenntnis , auf die ich gut und gerne hätte verzichten können. In meiner kleinen, aber sicheren Welt in der Sicherheitszone gab es weder Tod noch Gewalt oder Trauer. Menschen sterben bei uns nicht unvorhergesehen, sondern sie gehen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Das ist der normale Lauf der Dinge. Wir haben keine zwischenmenschlichen Beziehungen, weshalb wir auch niemanden vermissen können. Jeder ist für uns gleich wichtig, aber jeder ist auch ersetzbar. Die Dinge so zu sehen, erleichtert vieles. Vor allem nimmt sie einem den Schmerz. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich Jeps Tod nicht beweinen kann. Pep vergießt mehr als genug Tränen für uns alle. Bis vor

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