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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Eichen, die den hinteren Teil des Hofes in Dunkelheit tauchten.
    Auch die Straße schien wie verlassen. Die Fenster der gegenüberliegenden Häuser waren dunkel und leer. Durch die Vorhänge des Stadthauses der Valliers schimmerte schwaches Licht. Auch in Celinas Zimmer brannte noch eine Lampe. Rio drückte vorsichtig die Fußgängerpforte auf. Leise quietschte das kleine Tor in den Angeln. Er musste Suzette ausrichten lassen, dass sie die Scharniere der Pforte mit Seife schmierte. Rio hielt inne. Jetzt konnte er Suzette und Olivier ausfindig machen und die Zofe bitten, ihre Herrin zu holen. Oder er konnte die Treppe hinaufschleichen und sich in der Hoffnung, Celina allein anzutreffen, in ihr Zimmer stehlen. Auch an die Balkontür konnte er klopfen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Die erste Möglichkeit war die sicherste. Aber wer vermochte schon immer nur Vorsicht walten zu lassen?
    Plötzlich hörte Rio Schritte auf der oberen Galerie. Jemand ging zur Treppe. Er drückte den Rücken flach an die Hauswand.
    Als Erstes erschien der Saum eines Rockes auf der obersten Treppenstufe. Er bauschte sich über einer Wolke von spitzenbesetzten Unterröcken. Als Nächstes sah Rio zwei flinke Füße in flachen und doch eleganten Hausschuhen. Weiße Seidenstrümpfe umschlossen schlanke Knöchel. Celina stieg die Treppe herab. Sie hielt den Kopf gesenkt und achtete auf die Stufen. Dabei schien sie es recht eilig zu haben.
    Sobald sie den ersten Fuß in den Hof setzte, trat Rio vor, schlang einen Arm um ihre Taille, hob sie hoch und schwang sie in den Schatten unter der Treppe.
    Die meisten anderen Frauen hätten geschrien oder sich gewehrt. Doch Celina hielt sich nur an ihm fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als er sie absetzte, verharrte sie reglos. Das war auch gut so, denn Rios verletzter Schulter wäre ein Gerangel sicher nicht bekommen.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie leise, ln dem schwachen Licht, das von einem der Zimmer an der oberen Galerie zu ihnen herabsickerte, sah sie blass und betrübt aus.
    »Gut genug - und gleich sicher noch ein bisschen besser.« Rio drückte die Hand auf seinen Verband und atmete gegen den bohrenden Schmerz an, der mit neuer Intensität in seiner Schulter pochte.
    »Ich weiß, dass Sie verletzt sind. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Nein, nichts. Ich hatte nur einen Augenblick lang nicht daran gedacht ...« Rio kam sich töricht vor, aber er sagte die Wahrheit. Er hatte es so eilig gehabt, Celina möglichst schnell in den schützenden Schatten zu befördern, dass er völlig außer Acht gelassen hatte, welchen Schaden er damit seiner Schulter zufügen konnte.
    »Stichwunden zieht sich ein Mann wie Sie anscheinend so häufig zu, dass man sie schon einmal vergessen kann.« Celinas Stimme klang abweisend.
    »Habe ich Ihnen wehgetan?«
    »Nein.«
    »Habe ich Sie erschreckt?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich wusste, dass Sie kommen würden. Olivier hat es Suzette gesagt. Außerdem habe ich das Tor gehört.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Rio die Bedeutung dieser Worte aufging. »Sie sind mir entgegengegangen?«
    »Es erschien mir klüger, als Sie zu mir kommen zu lassen.«
    Sie war um ihren Ruf besorgt. Einen Moment lang hatte Rio gehofft, es gäbe einen anderen Grund für ihr Verhalten. Aber nur ein Einfaltspinsel konnte sich zu derlei Hoffnungen versteigen.
    Rio zog Celinas Hand an seine Lippen. »Wenn ich gewusst hätte, dass ich auf so viel Verständnis stoße, wäre ich längst hier gewesen.«
    »Offenbar haben Sie Verpflichtungen und Verabredungen, die wichtiger sind, als mir meine Sorgen zu nehmen.«
    »Sie haben sich Gedanken gemacht?« Rio stellte die Frage, obwohl er sich keine ehrliche Antwort erhoffen durfte.
    »Wie können Sie fragen? Schließlich bin ich für Ihre Verletzung mit verantwortlich.«
    Der sanfte Ton in Celinas Stimme ließ Rios Herz schneller schlagen. Ihre unbehandschuhten Finger, die in seiner Hand lagen, lösten noch ganz andere Gefühle in ihm aus. Die glatte, feste Haut ließ ihn an andere weiche und doch feste Körperstellen denken, die unter ihren Kleidern verborgen lagen. Die selbst auferlegte Zurückhaltung, die Rio davon abhielt, seinen Gelüsten freien Lauf zu lassen, brachte ihn fast um den Verstand.
    »Wenn Sie irgendeine Verantwortung daran tragen, dann nur sehr indirekt«, sagte er mit Nachdruck. »Der eigentliche Schuldige ist Broyard mit seinen schlechten Manieren. Seine Verletzung ist viel schlimmer. Es tut mir Leid, dass

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