Raecher des Herzens
bitten.«
»Das will ich hoffen.« Schon der Gedanke führte dazu, dass sich Rios Nackenhaare sträubten.
»Außerdem sind Sie wie geschaffen für diese Aufgabe. Sie haben viel mehr Erfahrung mit Frauen als die meisten jungen Männer, die ich kenne. Andere Männer fürchten Sie und werden sich hüten, Sie offen zu verdächtigen. Überdies sind Sie für Ihre Eroberungen bekannt, und es heißt, Sie meiden dabei junge Damen aus gutem Hause. Deshalb musste ich nicht fürchten, dass Ihrem Besuch bei mir noch weitere folgen würden. Und schließlich und endlich sind Sie wegen unseres unterschiedlichen gesellschaftlichen Ranges als Ehemann nicht akzeptabel.«
»Nicht akzeptabel.«
»Zumindest in den Augen meines Vaters nicht«, sagte Celina hastig.
Rio lächelte grimmig. »Das heißt wohl, bevor er mich als Schwiegersohn in Betracht ziehen würde, würde er Sie lieber ins Kloster schicken.«
»Sind Sie jetzt beleidigt? Ich wollte Ihnen doch nur erklären ...«
»Ich weiß, was Sie mir sagen wollten«, sagte Rio barsch. Er hatte schon schlimmere Beleidigungen ge-schluckt, und diese würde sicher nicht die letzte sein. Warum Celinas Worte ihn dennoch so sehr trafen, konnte er nicht sagen. Ihn störte, wie sicher sie sich war, dass er nie einen Anspruch auf sie erheben würde.
»Sie haben sich also auf unseren Handel eingelassen, weil er Ihren Zwecken diente?« Rio hatte von Anfang an geahnt, dass sie ihm ihr Einverständnis nicht von ungefähr gegeben hatte. Er hätte diesem vagen Verdacht mehr Beachtung schenken und den Dingen auf den Grund gehen müssen.
»Ist denn das so schlimm?«
»Eigentlich nicht. Aber es wäre nett von Ihnen gewesen, mich einzuweihen.«
»Ich glaube, Sie waren mit anderen Dingen beschäftigt. Sie verfolgten mit dem Vorschlag schließlich gewisse eigene Absichten.«
Damit hatte sie wohl Recht, doch im Augenblick wollte Rio nicht daran denken. »Nehmen wir an, Sie opfern Ihre Unschuld und stellen anschließend fest, dass Sie doch nicht zur Nonne taugen. Was dann?«
»Nicht taugen?«
»Vielleicht haben Sie ja nicht das richtige Naturell für ein klösterliches Leben«, antwortete Rio. »Als Nonne sollten Sie der Kirche treu ergeben sein. Sicher ist es hilfreich, wenn Ihnen dabei nicht eine andere Art von Leidenschaft im Weg steht.«
»Ich glaube kaum ...«, begann Celina.
»Wirklich nicht?«
In Rios letzten Worten hatte eine Herausforderung gelegen. Kaum waren sie ausgesprochen, zog er Celina schon an sich und legte seinen Mund auf ihren.
Sie war wie ein süßes Gift, wie Fieber in seinem Blut. Die zarte Haut ihrer Lippen war die Versuchung schlechthin. Er kostete sie, erkundete sie mit der Zungenspitze und sog dabei Celinas Duft in sich ein. Sein Körper begehrte gegen die selbst auferlegte Zurückhaltung auf. Er wollte sich an dem kostbaren Wein der Unschuld dieser Frau betrinken, sie besitzen und sich ihr geben. Die Kleider, die wie eine Barriere zwischen ihnen standen, wollte er ihr abstreifen und sie in all ihrer unberührten Nacktheit in den Armen halten.
Rio verlor sich in den überwältigenden Empfindungen, die Celina in ihm auslöste, indem sie willig in seinen Armen lag, die Lippen für ihn öffnete und ihm nichts versagte. Nichts außer ihr selbst, außer ihrem eigenen Verlangen, der uralten Sprache der Leidenschaft, die seinem Drängen hätte antworten sollen.
So wollte Rio es nicht haben. Seine Absicht war eine andere gewesen. Er hob den Kopf und schob Celina ein wenig von sich weg, damit sie sich beide fangen und wieder zur Vernunft kommen konnten.
Doch nun schien es plötzlich, als wäre ein Entschluss in ihr gereift. Sie krallte die Hände in den Kragen seines Mantels und zog Rio wieder ganz zu sich heran. Der Lufthauch ihres leisen Seufzens streifte seine Wange wie ein Schmetterling. Ihre Lippen suchten die seinen und ließen ihn ihre Hitze spüren.
Glühendes Verlangen überfiel Rio und versetzte seine Muskeln in höchste Anspannung. Er drückte Celina fest an sich. Seine Hand tastete sich über ihren schlanken Rücken bis zu der zarten Haut ihres Nackens hinauf. Seine Finger wühlten sich in die dichten Locken an Celinas Hinterkopf. Sein Kuss wurde tiefer und drängender. Er nahm sich alles, was sie ihm gab, und noch viel mehr.
Celinas süßes, jungfräuliches Verlangen war eine unwiderstehliche Versuchung. Ihre Sinnlichkeit hatte eine eigene Magie. Rio verzehrte sich danach wie ein Verdurstender nach einem Tropfen Wasser. Er erforschte Celinas Mund, diesen
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