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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Zielstrebigkeit, seine Hingabe und Aufmerksamkeit. Es war ungerecht, dass ein Mann wie der Graf offen um sie werben durfte, während sich Rio davonschleichen musste wie ein Dieb.
    Nicht dass sie glaubte, der Silberne Schatten habe ein Interesse daran, sich länger als unbedingt nötig mit einer bestimmten Frau abzugeben. Er war nicht gerade für seine Beständigkeit in Liebesdingen bekannt.
    Celina wandte den Kopf zur Balkontür. Dort war er noch vor Anbruch der Dämmerung verschwunden, dort war seine große Gestalt mit der Dunkelheit verschmolzen. Vorher hatte er sich noch einmal umgedreht und zögernd innegehalten, ganz so, als wolle er in ihr Bett zurückkehren. Doch dann hatte er sich nach einer kurzen Verbeugung den Umhang übergeworfen und war in die Dunkelheit hinausgeglitten.
    Celina hatte gewusst, dass er gehen musste, und nichts anderes erwartet, hatte sich aber dennoch furchtbar allein und verlassen gefühlt. Der Handel war vollzogen, sie waren quitt. Nun konnten sie getrennte Wege gehen.
    Nachdenklich starrte Celina in die Strahlen des Morgenlichtes, die durch die Fensterläden hereinfielen. Als sich Minuten später die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, lag sie noch immer unbeweglich da.
    »Guten Morgen, Mam’zelle«, sagte Suzette. Der Duft von Kaffee und heißer Milch kitzelte Celinas Nase. Die Zofe stellte das silberne Tablett mit dem Morgentrunk auf dem Nachttisch ab. Dann schob sie die Vorhänge und die neuen Gardinen beiseite, riss die Balkontüren auf und öffnete die Fensterläden. Anschließend zog Suzette die Balkontüren wieder zu, um die kalte Winterluft auszusperren, und sah sich im Zimmer um, als suche sie nach weiteren Aufgaben.
    Celina hatte sich inzwischen im Bett aufgesetzt, schenkte sich Kaffee ein und goss reichlich heiße Milch hinzu. Sie stopfte sich ein Kissen in den Rücken und lehnte sich zurück. Suzette hob das zweite Kopfkissen vom Boden auf. Celina beugte sich nach vorn, damit die Zofe das Kissen hinter ihren Schultern platzieren konnte. Dabei fiel ihr Suzettes ungewöhnlich ernste Miene auf.
    »Was ist mit dir?«, fragte Celina. »Hast du geweint?«
    »Es ist nichts.« Suzette wandte sich ab.
    »Irgendetwas stimmt doch nicht! Ich habe dich seit Jahren nicht mehr weinen sehen. Sag mir sofort, was mit dir los ist.«
    »Du wirst mich für albern halten.«
    »Suzette!«, sagte Celina streng.
    »Und sicher wird dir nicht alles gefallen, was du hörst.« Die Zofe ging zum Fuß des Bettes, hob die Bürste auf, die Rio dort liegen gelassen hatte, und pflückte mit unwirschen Handgriffen ein paar Haare aus den Borsten.
    Celina nahm einen Schluck Kaffee. Dabei ließ sie Suzette nicht aus den Augen. »Das musst du mir schon näher erklären.«
    »Es ist ...«
    »Ja?«
    »Olivier war letzte Nacht bei mir.«
    Celina merkte, wie ihre Wangen zu brennen begannen. Sie fragte sich, ob Oliviers Besuch bei Suzette ähnlich verlaufen war wie Rios Besuch in ihrem Zimmer. Bis auf die roten Ränder unter den Augen sah Suzette völlig unverändert aus. Aber inzwischen wusste Celina, dass das nicht viel zu bedeuten hatte. »Und was ist daran so schlimm?«
    »Eigentlich gar nichts. Er ist ein freier Mann, kein Sklave. Er kann gehen, wohin er will. Er braucht dazu keinen Pass.«
    »Aber?« Celina wunderte sich über den bitteren Unterton in Suzettes Stimme. Die Pässe waren eine praktische Einrichtung. Wie sollte man sonst zwischen einem entflohenen Sklaven und einem, der im Auftrag seines Herrn unterwegs war, unterscheiden?
    »Wir haben lange geredet. Sehr lange. Und er ... er hat mich geküsst.«
    »Ist das alles? Er hat dir doch nicht etwa wehgetan?«
    »Das könnte er gar nicht! Er ist die Sanftheit in Person. In seinen Armen zu liegen ist... ist einfach himmlisch.« Suzette hob den Blick. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hätte ihm nichts versagt.«
    Celina stellte die Kaffeetasse ab und beugte sich vor. »Aber warum bist du dann so traurig?«
    »Er wollte mich nicht!« Die Worte verschmolzen zu einem herzerweichenden Klagelaut. Suzette schlug die Hände vors Gesicht.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, widersprach Celina. »Immerhin ist er extra wegen dir hergekommen. Es kann nicht sein, dass er dich nicht will.«
    »Doch, Mam’zelle. Er hat es mir gesagt. Er will mich nicht anrühren. Er will nicht riskieren, ein Kind zu zeugen, das dann einem anderen Mann gehört. Er will nicht, dass eines seiner Kinder als Sklave geboren wird.«
    Bisher hatte sich Celina noch nie das ganze Ausmaß

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