Raecher des Herzens
dahinzuschmelzen.
»Du musst mir sagen, was ich tun soll«, murmelte Celina, während seine Lippen ihre Lider liebkosten, seine Zungenspitze ihre Wimpern streichelte.
»Hör einfach auf zu denken«, flüsterte er. »Versuch nur noch zu fühlen. Das ist schon alles.«
Er wusste, was er tat, dessen war sich Celina sicher. Er würde ihr nicht mehr wehtun als unbedingt notwendig. Keinem anderen Mann, den sie kannte, hätte sie ähnlich blind vertraut. Und Vertrauen war auch nötig, um sich den Berührungen eines Menschen auszuliefern, der trotz allem noch immer ein Fremder war. Wie konnten Frauen diesen Schritt mit Männern wagen, die sie sich nicht selbst ausgesucht hatten, mit denen sie vielleicht gar nicht zusammen sein wollten? Wie konnten sie sich dennoch für den Rest ihres Lebens diesem uralten Spiel unterwerfen? Es war barbarisch, so etwas zu verlangen. Und doch waren jeden Tag Frauen dazu bereit.
»Nicht denken«, sagte Rio noch einmal. Seine heißen Lippen berührten Celinas Nasenspitze und gruben sich dann in ihren Mundwinkel. »Nur fühlen.«
»Wie ...«, begann Celina. Doch sein Kuss erstickte ihre Worte. Die Art, wie sich Rios Lippen an ihr festsaugten, und sein betörender Geschmack versetzten Celinas Sinne in Aufruhr. In ihr erwachte ein Hunger, von dem sie bislang nichts geahnt hatte. Voller drängender Neugier wartete sie, was als Nächstes geschehen würde. Nicht dass die äußeren Vorgänge Celina unbekannt gewesen wären. Immerhin war sie auf einer Plantage aufgewachsen, wo sich Tiere am hellen Tag paarten und sich Männer ungeniert über die Zuchterfolge bei Kühen, Pferden und Schweinen unterhielten. Abgesehen davon hatte Suzette schon vor langer Zeit viele ihrer neugierigen Fragen beantwortet. Die Zofe ging in den Unterkünften der Sklaven ein und aus. Dort war man selten ungestört und konnte sich keine allzu große Schamhaftigkeit leisten. Celina wusste also, was Männer und Frauen miteinander anstellten, und fürchtete sich nicht davor. Was sie erstaunte, war die freudige Erwartung, die schnell anschwoll und sie der Erfüllung ihrer Wünsche geradezu entgegenfiebern ließ.
Willig öffnete sie die Lippen für Rios Zunge, genoss die eingehende Erforschung der weichen warmen Nischen und verborgenen Winkel in ihrem Mund. Falls es sich so auch anfühlte, wenn er an einer anderen Stelle in sie drang, brauchte sie sich keine Sorgen zu machen.
Celina wollte Rio spüren. Sie strich über seine harten Nackenmuskeln, fuhr die eckigen Konturen seines Kinns nach und berührte die frischen Stoppeln auf seinen Wangen. Ihre Fingerspitzen fanden die alte Narbe, die dort verlief, streichelten sie und wanderten dann zu der Stelle, wo sich sein Mund mit dem ihren vereinigte. Ihre vereinigten Lippen unter den Fingern zu spüren, war aufregend. Ein leises, wohliges Seufzen ließ Celinas Kehle erbeben.
Rio zog sie abermals eng an sich, küsste sie heftiger.
Ihre wachsende Erregung nahm Celina den Atem. Sie folgte dem betörenden Spiel seiner Zunge, antwortete ihm mit der ihren und gestattete sich schließlich immer freimütigere kleine Erkundungszüge. Ihre Bauchmuskeln zuckten, und sie begann, sich fester an Rio zu drängen, suchte nach einer tieferen, noch endgültigeren Art von Berührung.
Rios Hand umspannte Celinas schlanke Taille. Einen Augenblick lang ließ er sie die Hitze seines Unterleibs spüren, dann glitt seine Hand über ihre Hüfte zu den Oberschenkeln. Dort griff Rio in die Falten des Hausmantels und des Nachthemdes und schob beide Kleidungsstücke sanft nach oben. Er löste die Lippen von Celinas Mund, küsste ihr Kinn und streichelte danach erst mit den Wimpern, dann mit den Lippen die Seite ihres Halses. Mit Lippen und Zunge liebkoste er die Ader, die dort heftig pochte.
Celina ließ sich von der verwirrenden Vielfalt der Gefühle mitreißen. Aber eine warnende Stimme in ihrem Inneren wollte dennoch nicht schweigen.
»Die Tür«, hauchte sie atemlos. »Ich muss sie abschließen. Und die Kerze ...«
»Denk nicht daran«, forderte Rio.
»Aber was, wenn ...«
»Was soll uns das jetzt noch kümmern?«
Er hatte Recht. Aber Celina wollte nicht, dass Rio mit dem Skandal, den es zweifellos geben würde, in Verbindung gebracht wurde. »Bitte.«
Rios Muskeln spannten sich an. Er war ein Fechtmeister, der den Großteil seiner Tage mit dem Degen in der Hand verbrachte, der mit dem gezielten Einsatz seiner Kraft seinen Lebensunterhalt verdiente. Er ließ Celina los und war im Nu aus ihrem Bett.
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