Raecher des Herzens
Sie hörte das leise Ächzen des Türschlosses, als er den Schlüssel drehte. Er hatte die Tür abgeschlossen, doch die Kerze ließ er brennen. Nun streifte er auf dem Weg zurück zum Bett den Gehrock ab, knöpfte hastig seine Weste auf, löste den Knoten der Krawatte und warf sie achtlos zu Boden. Rios Bewegungen waren sparsam und präzise, jede einzelne ein unbewusster Ausdruck verhaltener männlicher Kraft.
Er zog die Manschettenknöpfe aus seinen Ärmeln, stopfte sie in die Hosentasche und streifte das Hemd ab.
Celina hielt den Atem an. Im goldenen Schein der Kerze glich Rios Brust dem Torso einer Statue aus den Händen eines großen Meisters. Harte Muskeln warfen Schatten auf seine Haut, und ein dunkles Dreieck aus lockigem Haar verlor sich in einer schmalen Linie, die über Rios Bauch führte und dann unter seinem Hosenbund verschwand. Rio strahlte so viel männliche Anziehungskraft aus, dass sich Celina nichts mehr wünschte, als ihm zu gehören und für alle Zeiten von ihm beschützt zu werden.
Dann bemerkte sie die weiße Bandage an seiner verletzten Schulter und wurde verlegen.
»Du bist verwundet. Das hatte ich ganz vergessen. Es tut mir Leid. Wenn es ... falls es ... Ich will nicht, dass du Schmerzen hast.«
»Die Verletzung wird uns nicht behindern, das verspreche ich dir.«
»Bist du sicher?«
»Du hast mein Wort«, sagte er und lächelte sie an.
Dann stützte er sich mit einer Hand an der Matratze ab, streifte die Stiefel von den Füßen und sprang so geschmeidig neben Celina auf das Bett, dass es sich kaum unter ihr bewegte. Als er die Arme nach ihr ausstreckte, kam sie vertrauensvoll und voller Verlangen zu ihm.
»Und jetzt du«, sagte er. Damit machte er sich daran, sie zu entkleiden. Er befreite sie von dem schweren Samt und den vielen Ellen feinsten Leinens, die sie verhüllten. Zielstrebig streifte er ihr die Gewänder ab. Am Ende umgab nur noch das warme Licht der Kerze ihren Körper.
»Herr im Himmel, wie schön du bist! Eine Frau wie dich muss man anbeten. Und das soll auch geschehen, wenn du es erlaubst.«
»Ich würde es nicht ertragen, wenn du es nicht tätest«, flüsterte sie.
Ihre Körper stießen aneinander wie stählerne Klingen bei einem Duell. Doch Rios Berührungen waren zurückhaltend und kontrolliert. Celina antwortete mit neu erwachtem Wagemut. Jedes Streicheln war ein Angriff und zur gleichen Zeit die Verteidigung, jedes Seufzen ein Zeichen, dass das Ziel getroffen war.
Längst hatte das Verlangen einen wilden Sturm in ihr entfacht, versetzte sie in höchste Anspannung und machte sie doch gleichzeitig träge und schwer. Einerseits drängte sie weiter voran, andererseits wollte sie jeden Augenblick endlos auskosten. Celina gab sich ganz ihren Gefühlen hin, dachte an nichts und fühlte nichts anderes als die süße Magie, die sie eroberte, ohne sie zu unterjochen. Und doch regte sich tief in ihrem Inneren die Angst, dass sie in eine Falle lief, dass sie im Begriff war, etwas zu tun, was noch viel bindender sein konnte als eine offizielle Verlobung. Der Gedanke, den Lauf der Dinge doch noch aufzuhalten, huschte durch ihren Kopf.
Doch das war völlig unmöglich. Die Zeit des Zauderns und Zögerns war endgültig vorbei. Dies war nicht die Stunde der Feiglinge. Wie sollte sie mit Worten den heißen Liebkosungen von Rios Mund auf ihren nackten Brüsten Einhalt gebieten? Wie verhindern, dass sich seine Lippen über ihren flachen Bauch bewegten? Wie sollte sie sich dem versengenden Feuer der Wonne entziehen, als er mit geübten Fingern und seiner heißen Zunge die versteckten Winkel ihres Körpers erforschte, die vor ihm noch niemand berührt hatte?
Dass Rio ein erfahrener Liebhaber war, hatte Celina gewusst. Doch er erwies sich auch als unendlich geduldig und zärtlich. Er erfreute sich an den Wonnen, die er ihr bereitete, und überraschte sie mit seiner Zurückhaltung. Halb von Sinnen vor Lust wand sich Celina auf ihrem Bett. Und doch ahnte sie, dass das noch nicht alles sein konnte. Ihr Staunen über das, was Rio mit ihr machte, war ebenso grenzenlos wie die Dankbarkeit für diese unbeschreiblichen Augenblicke. Doch sie merkte, wie die Sehnsucht in ihr fast schmerzhaft anschwoll. Ohne zu wissen, worauf sie eigentlich wartete, strebte Celina einem unbekannten Ziel entgegen.
Die süße Erfüllung ihres Drängens kam so plötzlich über sie, dass sie erstarrte. Celina bäumte sich auf. In ihrer Kehle erstarb ein stummer Schrei, während sich ihre Hand in Rios gesunde
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