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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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auf der Auktion getragen hatte, gegen ein trügerisch schlicht aussehendes Kleid ausgetauscht. Es war grau, in der Taille gegürtet und umspielte sie wie ein sanfter Wind. »Er hat sich bereit erklärt, sich für ein weiteres Jahr als Regisseur der Players zu verpflichten.« In ihren Augen blitzte so etwas wie Triumph auf. »Und Ciaran natürlich auch. Das haben wir heute Vormittag abgemacht. Aber was seh ich denn da? Sie haben ja gar nichts zu trinken. Antonia, holen Sie Ihrer Schwester doch bitte ein Glas Wein. Oder einen Julep? Nein? Lassen Sie sich bitte Zeit damit. Geh mit ihr, Cissy. Bree? Kommen Sie!«
    Ihre Tante und ihre Schwester trotteten gehorsam davon. Bree spielte mit dem Gedanken, zackig zu salutieren, unterließ es aber.
    »Hier entlang.« Tully rauschte wie ein stolzes Segelschiff, das die Wellen des Savannah pflügte, durch die Menge. Und ich, dachte Bree gereizt, bin das kleine Beiboot, das ihr hinterherzuckelt. Sie durchquerten die Halle und bogen in den Gang ein, der zum hinteren Teil des Hauses führte. »Da vorn ist die Küche«, erklärte Tully mit einer Kopfbewegung. »Ich habe Fig und Danica gebeten, uns hier drinnen zu erwarten.« Sie öffnete eine Mahagonitür und trat zur Seite. »Gehen Sie doch schon mal rein. Ich bin gleich wieder da. Muss erst noch mit den Leuten in der Küche reden.«
    » Reden ist gut«, sagte Fig O’Rourke. »Hatte sie ein Hackbeil dabei?«
    »Nein«, antwortete Bree. »Aber sie sah so aus, als hätte sie gern eins.«
    »Trotzdem werden einige Köpfe rollen.« Zögernd stand Fig auf. »Kommen Sie rein und setzen Sie sich.«
    Aus diesem Zimmer hatte irgendjemand die zitronengelbe Farbe verbannt, was Bree mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. Es war ein ganz normales Arbeitszimmer, ohne besondere Merkmale. Unter den Fenstern standen niedrige Bücherregale. Die eine Ecke wurde von einem kleinen runden Tisch mit zwei Stühlen, die andere von einem ledernen Lehnsessel und einer Leselampe eingenommen. Fig O’Rourke nahm im Lehnsessel Platz. Am Tisch saß, eine offene Aktentasche auf dem Schoß, die stille Schwarze, die Bree schon auf der Auktion gesehen hatte.
    Die Mitte des Zimmers war leer. Ein hochwertiger türkischer Teppich bedeckte den Fußboden. Die vier Eindrücke am Rand des Teppichs verrieten Bree, dass dort ein großer Schreibtisch oder Tisch gestanden hatte.
    »Vaters Schreibtisch sollte eigentlich schon hier sein«, sagte Fig. »Vermutlich ist mein Mütterchen gerade dabei, denjenigen zusammenzustauchen, der die Sache vermasselt hat.«
    Bree glaubte nicht, dass das Aussehen eines Menschen seinen Charakter widerspiegelte. Zumindest hielt sie nichts davon, zum Beispiel aufgrund der Form des Mundes ein vorschnelles Urteil über jemandes Charakter zu fällen (Figs Mund hatte etwas Schmollendes). Oder aufgrund der Augen (Figs Augen waren von schmutzigem Kaffeebraun – und er starrte andere auf äußerst hochnäsige Weise an). Oder aufgrund der Fingernägel (die von Fig waren völlig abgekaut). Trotzdem fragte sie sich, wie gut die aufbrausende, intolerante Tully wohl mit ihrem einzigen Sohn auskam. Wie gut Fig mit Tully auskam, konnte sich Bree bereits lebhaft vorstellen.
    »Wird merkwürdig sein, ihn wieder hier zu haben«, sagte Danica von ihrem Stuhl in der Ecke aus.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Ms. Billingsley«, beeilte sich Bree zu sagen. »Entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich bin Brianna Beaufort. Ich habe Sie heute Morgen schon auf der Auktion gesehen, allerdings nur von Weitem.«
    »Und ich bin Mrs. O’Rourkes Assistentin, wie Sie ja schon herausgefunden haben. Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Bree überquerte den Teppich, und die beiden Frauen schüttelten sich die Hand. Danicas Griff war fest, ihre Hand warm, und Bree spürte, dass sich hinter ihrer Reserviertheit eine höchst angenehme, geradezu unerschütterliche Gelassenheit verbarg. »Arbeiten Sie schon lange für Tully?«
    »Seit drei Jahren. Ich habe Finanzbuchhaltung studiert und hatte nach Abschluss meines Studiums jede Menge Studiendarlehen am Hals, die ich zurückzahlen musste. Ich war auf dem besten Wege dazu, Wirtschaftsprüferin zu werden, aber allmählich ging mir das Geld aus. Auf dem Arbeitsmarkt war auch nicht viel los, so dass ich zugegriffen habe, als mir Mrs. O’Rourke durch Vermittlung meiner Mama diese Chance geboten hat. Meine Mama«, fügte sie hinzu, »arbeitet hinten in der Küche, wo Mrs. O’Rourke gerade die Köpfe rollen

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