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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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lässt.«
    »Ist sie als Arbeitgeberin einigermaßen fair?« Bree schätzte – und respektierte – Danicas leichtes Zögern. »Ich frag nur, weil ich angeboten habe, ihr ein paar hiesige Rechtsanwälte zu empfehlen. Einige meiner Kollegen sind etwas härter im Nehmen als andere. Und ich habe den Eindruck, dass ihr mit einem robusten Advokaten besser gedient wäre als mit einem überempfindlichen.«
    »Wollen Sie selbst etwa nicht für die große Tully O’Rourke arbeiten?«, schaltete sich Fig ein, indem er sich theatralisch an die Brust griff. »Ich dachte, Sie seien hier, um den Job zu übernehmen.«
    »Es gibt schlimmere Arbeitgeber«, meinte Danica. »Mehr kann und will ich nicht dazu sagen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Sie müsste bald wieder hier sein. Ich bin sicher, dass der Schreibtisch geliefert worden ist – es geht nur noch darum herauszufinden, wo die Leute ihn hingestellt haben.«
    »An diesem Schreibtisch«, erklärte Fig mit lauter Stimme, »hat sich mein Vater umgebracht.«
    Bree und Danica sahen einander an.
    »Ist ja gut, Fig«, sagte Danica.
    »Ich habe ihr gesagt, dass wir das verdammte Ding verbrennen sollten, um die Asche zusammen mit Vater zu beerdigen. Hier im Haus sollte er jedenfalls nicht stehen.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es sehr merkwürdig sein dürfte, den Schreibtisch wieder hier zu haben«, erklärte Bree. Nach kurzem Zögern nahm sie Danica gegenüber an dem kleinen Tisch Platz.
    »Nun ja, Mutter  …«, das Gift, das er in dieses Wort legte, hätte ausgereicht, um eine Armee Schaben zu töten, »… hat darauf bestanden, das verdammte Ding wieder hier zu haben. Warum, weiß ich auch nicht.«
    »Natürlich wissen Sie, warum«, erwiderte Danica sanft. Sie sah Bree kurz an und wandte den Blick dann wieder ab. »Normalerweise verrate ich keine vertraulichen Dinge, Miss Beaufort …«
    »Sagen Sie doch Bree zu mir.«
    »Gern, Bree. Aber Mrs. O’Rourke wird Ihnen das ohnehin irgendwann mitteilen. Und wenn Sie tatsächlich als Rechtsanwältin der Familie tätig werden sollten, dann sollten Sie auch von Anfang an darüber Bescheid wissen.«
    Bree faltete die Hände auf dem Tisch und sah Danica erwartungsvoll an. Eine der Sachen, die sie als Rechtsanwältin schon früh gelernt hatte, war, dass ermutigendes Schweigen sehr hilfreich sein konnte.
    »Sie glaubt, er werde zurückkommen«, sagte Fig und schniefte, als sei seine Nase verstopft.
    Nun sieh mal einer an, dachte Bree. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    Nachdem Fig mit beiden Hacken die Fußstütze des Lehnstuhls nach vorn geschoben hatte, streckte er sich aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Vater hat sich vor ihren Augen erschossen. Sie hat die verrückte Idee, dass er, wenn sie dort sitzt und arbeitet, wie er es immer getan hat, zurückkommen und ihr erzählen werde, was geschehen ist. Sie glaubt, er sei ermordet worden. Und sie glaubt, dass er ihr auch mitteilen werde, wer ihn ermordet hat. Haben Sie je etwas derart Blödsinniges gehört?«
    »Für so blödsinnig halte ich das gar nicht«, entgegnete Bree.
    »Es ist ein Ausdruck ihres Kummers«, sagte Danica, »und ihrer Schuldgefühle. Ich meine, von außen betrachtet hat damals alles sehr ungünstig ausgesehen. Wenn man die Zeitungen gelesen und all die Falschmeldungen geglaubt hat, ergab Mr. O’Rourkes Selbstmord einen Sinn. Falls Selbstmord jemals einen Sinn ergibt.« Sie wies mit einer unbestimmten Geste auf den Inhalt ihrer Aktentasche. »Aber Mr. van Houghton hatte genau an jenem Nachmittag eine Finanzierungsmöglichkeit aufgetan, die zwar bei Weitem nicht alles in Ordnung gebracht, aber zumindest einen Teil des Unternehmens gerettet hätte. Und Mr. O’Rourke ließ sich nicht so leicht unterkriegen.«
    »Mord?«, fragte Bree. »Tully glaubt, ihr Mann sei ermordet worden?«
    »Und sie ist sich auch ziemlich sicher, wer es war!«, schrie Fig. Er schien außerstande zu sein, mit normaler Lautstärke zu sprechen.
    »Tatsächlich?«
    »Schon mal von einem Typ namens Cullen Jameson gehört?«
    Der Name sagte Bree etwas. »War das nicht der Finanzmanager O’Rourkes? Und ist er nicht …?«
    »Im Kittchen«, ergänzte Fig voller Genugtuung. »Um fünf Jahre wegen krummer Geschäfte mit Wertpapieren abzusitzen.«
    »Und Ihre Mutter glaubt, er sei für die Ermordung Ihres Vaters verantwortlich?«
    »Entweder er oder diese widerlichen Parsalls, Fig.« Tully rauschte ins Zimmer und öffnete die Tür sehr weit. »Aus

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