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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Texten. Von ihrem Platz in der Nähe der Tür aus konnte Bree drei verschiedene Ausgaben das Korans, mindestens sechs verschiedene Ausgaben der Bibel und zwei Ausgaben der Thora ausmachen. Auf dem großen Refektoriumstisch, der fast die gesamte Länge des Raums einnahm, lagen aufgeschlagene Bücher mit den Werken von Konfuzius und Lao-Tse.
    Inmitten der aufgeschlagenen Bücher stand ein großer Vogelkäfig. Bree hatte noch nie gesehen, dass die Tür des Käfigs geschlossen war. Ebenso wenig hatte sie allerdings den Insassen jemals außerhalb des Käfigs gesehen.
    »Hallo, Archie«, sagte sie.
    Der Vogel rutschte auf seiner Stange hin und her, hob das Bein und pickte ungehalten an seiner Kralle herum. Er war ungefähr so groß wie ein afrikanischer Graupapagei, doch sein cremefarbenes Gefieder mit schwarzen und braunen Streifen erinnerte eher an eine Schnee-Eule. »Sie kommen zu spät, zu spät, zu spät«, warf Archie ihr vor.
    »Höchstens fünf Minuten«, entgegnete Bree und setzte sich auf ihren Stammplatz am hinteren Ende des Tisches. Professor Cianquino brachte seinen Rollstuhl ihr gegenüber in Position. Links und rechts von ihnen standen jeweils zwei Stühle am Tisch, auf denen sich jetzt mannshohe, sanft schimmernde Lichtsäulen manifestierten.
    »Rashiel«, verkündete Ron.
    »Ich bin Dara«, sagte Petru.
    »Du meine Güte«, sagte eine leise, verwirrt klingende Stimme. Gleich darauf wurde das für Lavinia typische, lavendelfarbene Licht sichtbar, und auch sie nannte ihren Namen: »Matriel.«
    Dann loderte lautlos ein blendender Feuerstrahl auf, und Gabriel erschien auf seinem Stuhl. Sein muskulöser Oberkörper war in eine Lederjacke und ein verwaschenes T-Shirt mit Harley-Davidson-Logo gehüllt. Mit abwesendem Blick nickte er Bree zu.
    Zum Schluss spürte sie, wie sich Saschas warmer Körper unter ihrer Hand manifestierte. »Sensiel.«
    Sie kraulte dem Hund die Ohren und wartete höflich, dass Cianquino die Sitzung eröffnete.
    »Wir sind vollzählig«, stellte der Professor fest. »Wir haben uns hier versammelt, um über Ihren neuesten Fall zu sprechen, liebe Bree.«
    »Der Name des Klienten ist Russell O’Rourke.« Sie legte ihre Aktentasche auf den Tisch. »Ich habe mir ein paar Notizen zu dem Fall gemacht.«
    »Zunächst müssen wir aber noch über ein paar andere Dinge sprechen.« Professor Cianquino strich sich mit der Hand über den Mund. Er wirkte erschöpft. Bree machte sich Sorgen um ihn. In ihrer irdischen Gestalt waren die Engel der ganzen Anfälligkeit des Fleisches ausgesetzt. Wie lange war es wohl her, seit der Professor einen Arzt aufgesucht hatte? Wie kam er im täglichen Leben zurecht? Soviel sie wusste, lebte er allein. Brauchte er Hilfe? Würde er darauf eingehen, wenn sie ihm welche anbot? Es gab so vieles, was sie nicht über die Aufgabe wusste, die sie geerbt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass sie bisher kaum etwas über die Wesen, die mit ihrer Tätigkeit verknüpft waren, in Erfahrung gebracht hatte.
    Sascha, der zu ihren Füßen lag, richtete sich auf und schob seinen Kopf unter ihre Hand. Zärtlich strich sie ihm mit den Fingern übers Fell. »Okay«, sagte sie. »Worum geht’s?«
    »Sie haben Sascha heute nicht mitgenommen«, stellte Gabriel in sanftem, wenn auch unüberhörbar tadelndem Ton fest. »Und gestern, als Sie auf der Auktion waren, ebenfalls nicht.«
    »Es gibt viele Orte, an die man Hunde nicht mitbringen darf«, erklärte Bree. »Selbst hier in Savannah, das eigentlich eine sehr hundefreundliche Stadt ist. Und ich hasse es, ihn im Auto zu lassen. Ich weiß, er gehört zur Compagnie und ist widerstandsfähiger als ein gewöhnlicher Hund, aber er hat sich immer noch nicht ganz von der Schusswunde erholt. Und die Tierärztin hat gesagt, er müsse sich noch ein Weilchen schonen.« Sie überlegte kurz. »Vermutlich dachte ich, dass Miles und Bellum deswegen wieder da sind. Weil Sascha im Augenblick nicht ganz in Form ist.«
    »Vermutungen », mischte sich Archie ein und wetzte den Schnabel, was sich so anhörte, als würde ein Speer geschärft. »Spekulationen. Nicht gut, nicht gut. Sie prescht zu schnell voran.«
    »Miles und Bellum sind fürs Grobe zuständig«, sagte Ron. »Sascha ist aber das Frühwarnsystem. Zwei völlig verschiedene Funktionen also.«
    »Die canes belli rangieren viel weiter oben auf dem PFAD «, fügte Petru hinzu. »Sie brauchen den einen wie den anderen Schutz, meine liebe Bree.«
    Bree presste sich die Handballen gegen die Stirn. »Sie alle

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