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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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nach frischer Farbe. Es war, als hätte es die Schrecken der gestrigen Nacht nie gegeben.
    Bree saß auf dem Schreibtischstuhl, Mrs. Billingsley auf einem Stuhl seitlich vom Tisch. Ron stand am Fenster. Mrs. Billingsley nahm seine Anwesenheit nicht wahr (ebenso wenig wie es der Hausverwalter getan hatte, bei dem Bree den Mietvertrag unterschrieben hatte), was wohl bedeutete, dass er sich gerade im Engel-Modus befand. Sascha war von Mrs. Billingsley jedoch zur Kenntnis genommen worden. Sie hatte ihn zaghaft gestreichelt.
    Der Hausverwalter hatte sich bereit erklärt, mit der Miete ein wenig herunterzugehen, weil Bree die offiziellen Büromöbel, die Ron so abscheulich fand, gar nicht benötigte. Bree hatte ein Stoßgebet zu den Göttern zukünftiger Klienten emporgesandt und einen Mietvertrag für sechs Monate unterschrieben.
    »Dani hat gesagt, ich soll Ihnen meine persönlichen Unterlagen geben«, verkündete Ms. Billingsley. Sie holte einen großen braunen Umschlag aus ihrer Handtasche und reichte ihn Bree, die ihn öffnete. Er enthielt einen kurzen Lebenslauf sowie ein vom Tucson College of Secretarial Science ausgestelltes Zeugnis, in dem bescheinigt wurde, dass Emerald Billingsley Kenntnisse in Textverarbeitung, Buchhaltung und Terminplanung hatte.
    »Ich weiß, dass das hier eine Kanzlei ist«, sagte Emerald, »in der man eine Menge spezieller Ausdrücke benutzt. Aber ich lerne ziemlich schnell.«
    »Die Bürozeiten haben wir noch nicht festgelegt«, erklärte Bree. »Aber wahrscheinlich werden es anfangs drei Vormittage in der Woche sein. Sie wissen doch, dass das nur eine halbe Stelle ist?«
    »Sie meinen, ob das finanziell für mich machbar wäre? Also ich arbeite ja noch im Hilton, Miss Beaufort. Hab noch nicht gekündigt. Dani meint, um mich als Sekretärin einzuarbeiten, muss ich ganz unten anfangen. Was jetzt nicht abwertend klingen soll.«
    »Versteh schon«, erwiderte Bree fröhlich. »Das Gehalt ist leider ziemlich mickrig. Wenn die Dinge ein bisschen besser laufen, werde ich Ihnen sicher mehr zahlen können. Und … könnten Sie gleich morgen früh anfangen? Da treffen nämlich die neuen Büromöbel ein. Außerdem wird das Telefon angeschlossen, so dass wir jemanden brauchen, der hier ist. In meinem anderen Büro habe ich zwar auch Personal, aber die werden nicht regelmäßig hier aushelfen können.«
    »Wenn Sie mir den Job geben, werde ich die anderen sicher irgendwann mal kennenlernen«, sagte Mrs. Billingsley. »Ich mag es, wenn in einem Büro alle gut miteinander auskommen.«

    »Das mag ich auch«, sagte Bree etwa zwanzig Minuten später zu Ron, als sie auf dem Weg zu Tullys Haus waren und darauf warteten, die Broughton Street überqueren zu können. »Aber das setzt voraus, dass man sich gegenseitig kennenlernt. Sie sind mal sichtbar, mal sind Sie es nicht. Wird Mrs. Billingsley Sie also kennenlernen dürfen oder nicht? Angesichts all dieser neuen Ausgaben muss ich mir eine Kanzlei mit irdischen Klienten aufbauen, das heißt, dass ich mehr Angestellte brauche, die konkret vorhanden sind. Es muss doch Prinzipien geben, die festlegen, wann ihr zu sehen seid und wann nicht. Oder?«
    Ron legte seine Hand auf ihre Schulter. Der Verkehr war zähflüssig, aber dicht, und Ron schien zu befürchten, Bree wolle mitten zwischen den Autos über die Straße flitzen.
    »Eine gute Idee, die Kanzlei aufzubauen, um Geld reinzubekommen«, sagte Ron. »Franklin hatte sein Gehalt als Richter. Und natürlich auch noch ein bisschen Vermögen.«
    »Sie wissen sehr gut, dass ich ebenfalls etwas Vermögen habe«, erwiderte Bree.
    »Aber auf das möchten Sie nicht zurückgreifen.« Der Verkehr nahm ab. Ron ließ ihre Schulter los, und sie überquerten die Straße. Sascha lief vor ihnen her, ständig damit beschäftigt, interessanten Abfall zu beschnüffeln, der auf der Straße herumlag.
    »Es ist ja keine Riesensumme, sondern gerade mal so viel, dass ich mir Erdnussbuttersandwiches leisten und in einem verschrotteten Bus leben kann. Natürlich werde ich, falls nötig, darauf zurückgreifen, aber verdammt noch mal, Ron, ich sollte doch imstande sein, aus eigener Kraft zurechtzukommen. Außerdem haben Sie meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Ron machte vor Tullys Haus halt und drehte sich zu Bree um. Es war kurz vor sechs und dämmerte bereits. Trotzdem schien sein Haar voller Sonnenlicht zu sein. »In gewisser Weise geht es dabei um Energie. Jede Begegnung hat eine Auswirkung. Es ist besser, alles auf ein Minimum zu

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