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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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auch diese Geschichte mit den Verträgen aufgetischt?«, fragte sie betont höflich.
    »Die sind doch … kreuzdämlich«, erwiderte Tully. »Sicher werden Sie was rauskriegen. Und Harriet ist ganz versessen darauf zu investieren. Wir sollten konsequent sein, finden Sie nicht auch?«
    »Diesen Mord hat aber niemand begangen, der … kreuzdämlich ist, Tully. Falls es überhaupt Mord war. Ich habe mir gerade die Untersuchungsergebnisse angesehen. Für Mord scheint nichts zu sprechen.«
    »Ich glaube meinem Mann«, sagte Tully. »Und das sollten Sie auch tun. Dafür habe ich Sie engagiert.«
    Dann knallte sie den Hörer auf die Gabel.
    Bree lauschte einen Moment lang dem Freizeichen und legte auf. Sascha hob den Kopf und sah sie gespannt an.
    »Ich brauche einfach etwas, das mir die Augen öffnet. Für diesen Fall gibt es eine logische, konkrete Lösung, oder? Entweder Russell hat sich selbst getötet, oder er ist von jemandem umgebracht worden. Von einem anderen Menschen, meine ich.« Bree stand auf und reckte sich, weil sie vom langen Sitzen ganz verspannt war. »Und noch etwas sollte man unbedingt in Betracht ziehen. Vielleicht bildet sich Tully ja nur ein, dass Russell sie heimsucht. Was meinst du, Sascha?«
    »Er meint, wir sollten mit dem arbeiten, was wir haben. Und ich meine das auch«, sagte Ron, der gerade ins Zimmer kam. »Mr. O’Rourkes Tod ist entweder Mord oder Selbstmord gewesen. Das heißt, es geht lediglich um irdische Dinge. Alles andere fällt in einen anderen Zuständigkeitsbereich und geht uns nichts an. Wollen wir jetzt los? Zum Büro in der Bay Street?«
    Bree warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ist es schon drei? Ich habe ganz vergessen, etwas zum Lunch zu essen.«
    »So ist es«, sagte Ron freundlich. »Deshalb habe ich Ihnen auch was aus dem Deli-Laden in der Front Street geholt. Sergeant Chin kann sich heute Abend erst um neun mit Ihnen treffen, aber Sie werden ohnehin erst sehr, sehr spät zum Essen kommen.«
    Bree sah ihn argwöhnisch an. »Warum das?«
    »Weil Antonia heute Abend um sechs ihren Vorsprechtermin bei Tony Haddad hat. Da müssen Sie unbedingt dabei sein. Und ich ebenfalls.«
    »O je«, sagte Bree schuldbewusst. »Ich hätte sie zurückrufen müssen.«
    »Nun, das habe ich in Ihrem Namen getan. Sie braucht unsere moralische Unterstützung. Ich habe ihr versprochen, dass wir kommen. Wir beide. Und gleich nach unserer Unterredung mit dem Hausverwalter findet ein Einstellungsgespräch mit unserer neuen Teilzeitkraft statt. Sie werden also keine Zeit zum Essen haben und müssen sich mit einem Hühnersalat-Sandwich begnügen.«
    Er schwenkte eine Papiertüte vor ihren Augen hin und her.
    Ein Hühnersalat-Sandwich aus dem Deli-Laden in der Front Street hatte etwas erfreulich Normales an sich. Das war schon ihr drittes oder viertes Hühnersalat-Sandwich in dieser Woche. Aber das war ihr egal.
    Genüsslich aß Bree das ganze Sandwich auf.

Da barst der Spiegel jäh entzwei –
»Ich bin verflucht«, erklang ein Schrei
Der Dame von Shalott.
Tennyson, »Die Dame von Shalott«
    »Billingsley«, sagte Bree zu der Frau, die sich als Einzige eingefunden hatte, um sich für die Stelle als Teilzeitsekretärin zu bewerben. »Sind Sie mit Danica verwandt?«
    »Ja«, erwiderte Emerald Billingsley. »Sie ist die Tochter meines Bruders.« Emerald war Mitte vierzig und gut gebaut. Obwohl ihre Hände von der Arbeit rau waren, hatte sie sehr gepflegte Fingernägel. Die auf ihrem Schoß liegende Handtasche aus Lackleder wirkte zwar abgenutzt, sonst aber gut erhalten. Sie trug ein marineblaues Kostüm, das ihr ein wenig zu eng war, sowie eine makellos gebügelte weiße Bluse. »Ich will ganz offen zu Ihnen sein. Ich arbeite im Hilton in der Front Street. In der Küche. Vor einiger Zeit hat mich Dani für einen Sekretärinnenkurs angemeldet. Im Fernstudium. Letzten Monat habe ich den Kurs abgeschlossen.«
    Emerald hatte eine sehr angenehme Altstimme, die Bree außerordentlich gut gefiel. Den Klienten würde sie gewiss auch gefallen.
    Sie saßen in dem gerade angemieteten neuen Büro, das in dem Nachmittagslicht, das zum Fenster hereinströmte, völlig normal aussah. Die Decke war über drei Meter hoch. Der Raum maß sechs mal sechs Meter, so dass Platz genug war, um eine Trennwand aufzustellen und zwei Arbeitsbereiche zu schaffen, einen für Bree und einen für ihre Sekretärin. Zu ihren Füßen lauerte nichts Gruseligeres als der Teppichboden, der von deprimierendem Grau war. Der ganze Raum roch

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