Rächerin der Engel
nicht besonders?«
Sein Gesicht hellte sich auf, und er sah Bree lächelnd an. »Hey, mein Arbeitstag ist zu Ende. Was halten Sie davon, wenn wir jetzt gleich ein Glas Wein trinken gehen? Versprochen haben Sie mir das ja.«
Bree sah auf ihre Armbanduhr. Ihr blieb gerade noch Zeit, um mit Tonia nach Hause zu gehen und anschließend zu ihrer Verabredung mit Eddie Chin aufzubrechen. Aber sie wollte auf jeden Fall möglichst bald mit Tony Haddad sprechen. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als das Date mit Hunter abzusagen. »Ich muss gleich zu einer Unterredung los. Was den Donnerstag betrifft …« Sie spürte, wie jemand sie am Arm berührte, und trat automatisch zur Seite.
»Mr. Haddad«, sagte Antonia.
Bree wusste gleich, was Sache war, als sie Antonias entschlossen vorgerecktes Kinn sah. Haddad blickte ihre Schwester abweisend an. Bree packte sie beim Arm, doch Antonia schüttelte ihre Hand ab. »Ich würde gern wissen, wann Sie wegen der Rolle eine Entscheidung fällen.«
»Die habe ich bereits gefällt.«
Antonia leckte sich nervös über die Lippen. »Okay. Und was meinen Sie?«
»Ich meine, dass ich eine Hilfsinspizientin brauche und Sie die Richtige dafür wären. Wenn Sie an dem Job interessiert sind, dann sagen Sie bitte Danica Billingsley Bescheid. Sie kümmert sich um diese Dinge.« Er nickte Antonia freundlich zu, dann sah er Bree fragend an. »Und jetzt gleich haben Sie keine Zeit?«
»Vielleicht später in dieser Woche«, gab Bree zurück. Obwohl sie es vermied, ihre Schwester anzusehen, spürte sie, dass Antonia kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Am liebsten hätte sie Tony Haddad ungespitzt in den Boden gerammt.
»Danke für das Angebot«, erwiderte Antonia. »Ich weiß das zu schätzen. Aber erst muss ich mit meinem gegenwärtigen Arbeitgeber Rücksprache nehmen. Ich will die Leute schließlich nicht hängen lassen. Wenn sie mich freigeben, rufe ich gleich morgen früh Miss Billingsley an.«
Haddad ging davon, ohne sich zu verabschieden. Bree legte den Arm um ihre Schwester und drückte sie fest an sich. »Ich bin ja so stolz auf dich. Du warst die Beste von allen. Sogar besser als Lady Fordham.«
»Tja. Kannst du mich hier rausbringen? Ich bin völlig fertig.« Antonias Augen schwammen in Tränen.
»Klar.«
»Vielleicht könntest du mich auch mal kneifen, damit ich nicht vor all diesen Leuten losheule.«
»Du erlaubst mir, dich zu kneifen?«, fragte Bree. »Ein Angebot, dem ich kaum widerstehen kann.« Sie presste Antonia die Hand gegen das Kreuz und schob sie durch die Menge. Ron war verschwunden, was Bree sehr bedauerte, weil es ihm immer gelang, Antonia aufzuheitern. Als sie auf die Straße traten, hatte Antonias Quecksilbrigkeit bereits wieder die Oberhand gewonnen, und sie verbrachte den Nachhauseweg damit, sich zu überlegen, wie sie Haddad ihr schauspielerisches Talent vor Augen führen konnte.
»Du hast doch mal gesagt, dass ich für bestimmte Rollen zu jung bin«, meinte Antonia, als Bree das kleine schmiedeeiserne Tor ihres Hauses öffnete und Sascha zuwinkte, der angerannt kam. »Genau das ist das Problem bei der Rolle der Paulina. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass sie beim angeblichen Tod der Königin vor sechzehn Jahren vielleicht erst fünfzehn war … Aua! Warum kneifst du mich denn? Das find ich jetzt aber nicht lustig.«
»Hast du das Licht im Haus angelassen?« Bree blieb abrupt stehen und tastete nach Sascha. Die Schrecken der letzten Nacht steckten ihr noch immer in den Gliedern. Sie spürte, wie Sascha erstarrte. Dann stieß er ein kurzes leises Knurren aus.
»Ich? Ich lass doch nie das Licht an«, gab Antonia empört zurück. »O mein Gott. Weißt du was?«
»Na?«, sagte Bree mit gepresster Stimme. Durch das Wohnzimmerfenster fiel ein gelber Lichtschein auf den Weg, der zum Haus führte. Notfalls konnte sie jederzeit nach Striker rufen. Er hatte sie noch nie im Stich gelassen.
»Ich wette, Mutter und Dad sind da. Ich habe ganz vergessen, dass sie ja herkommen wollten, weil Tante Cissy irgendeine Party gibt. Sie haben gesagt, dass sie versucht haben, dich anzurufen. Daddy hat gehört, dass du mit dem Fall O’Rourke befasst bist.«
»Und vom wem hat er das erfahren?«, fragte Bree.
Antonias Unschuldsmiene beeindruckte Bree nicht im Geringsten. »Wenn der Akku deines Handys in Ordnung wäre, Bree, würdest du das alles wissen.«
»Verdammt noch mal«, sagte Bree. Sie liebte Francesca und Royal heiß und innig. Leider hatten sie aber die
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