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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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und Edelmänner? Vielleicht waren beide Dinge eine Erfindung der
Menschen? Wie lief das Leben in einem Ameisenbau wohl ab? Wie kommunizierten
sie miteinander? Der Kanzler wusste nicht viel über diese interessante
Lebensart, deren Nester aber stets nach einem konkreten Konzept gebaut worden
zu sein schienen, was ihn schwer beeindruckte.
    Der Magier hob den Kopf und
atmete die reine Waldluft.
    „Die Natur birgt so viele Dinge,
die uns so unbekannt sind“, flüsterte er zu sich selbst.
    Dann stand Thormir auf, um tiefer
in den Forst vorzudringen. Schnellen Schrittes glitt er über den weichen Grund
aus dunkelgrünem Moos und ließ die Geräusche der Fällarbeiten zügig hinter
sich. Überall wuchsen oder blühten die unterschiedlichsten Pflanzen, doch waren
sie alle dem Kanzler bereits wohl bekannt. In seiner Jugend war er oft abseits
des Trosses gewandert, stets auf der Suche nach neuen Kräutern, um ihnen ihre
Geheimnisse zu entlocken. Einige halfen gegen einfache Krankheiten, andere
bewirkten selbst gegen größere Beschwerden wahre Wunder. In jener Zeit war er einst
auf Reisende aus fernen Gegenden gestoßen, welche sich selbst „die Elfen“
nannten und größtenteils in ihrer eigenen Sprache daher redeten. Eine Elfe aber
zeigte ihm ein Buch, in dem sich allerhand Zeichnungen von Pflanzen und
Gewächsen befanden. Die Begegnung mit diesen Fremden war einzigartig gewesen.
Hochgewachsen waren sie, wie es sonst nur die Größten der Menschen waren und
ihre Haare waren hell. Nie wieder hatte Thormir einen von ihnen erblickt.
Mittlerweile war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er die Gruppe je wirklich
gesehen hatte, denn Erinnerungen gleichen mit der Zeit immer mehr den Träumen
vergangener Tage, sodass Realität und Wunsch schnell verschwommen.
    Plötzlich hielt der Magier ein.
Wo befand er sich in diesem Moment überhaupt? So vertieft war er gewesen, dass
er keine Acht gegeben hatte, wohin ihn seine Füße trugen. Er sah sich um.
Thormir stand wenig entfernt von einem Ring aus Bäumen mit dunkelgrüner Krone,
in dessen Mitte ein Waldsee aus klarem Wasser das Licht der Sonne reflektierte.
Ein leichter Schleier hing über ihm. „Eine wahrhaft friedliche Idylle“, dachte
der Kanzler. Er trat näher heran und bemerkte, dass die Art der Vegetation sich
stark von der Umgebung unterschied: Die Moose waren saftiger und die Bäume
kräftiger von Wuchs. Langsam tastete Thormir sich vor. Die Stille war auf ihre
Art beruhigend und beängstigend zugleich. Wer konnte schon wissen, was ihn hier
erwartete? Er lauschte aufmerksam. Es waren kaum Geräusche zu vernehmen.
Lediglich das Wasser gluckerte leise und fröhlich vor sich hin. Für einige
Minuten verweilte der er in einer Lauerstellung, allerdings kam nichts des
Weges, was eine Bedrohung dargestellt hätte.
    Neugierig schritt Thormir das
Teichufer ab und untersuchte es. Tief war das Wasser und klar wie ein Kristall
von hohem Wert. Er schaute sich um und war sich sicher, ein kleines Paradies
entdeckt zu haben. Ganz unterschiedliche Pflanzen umsäumten den kleinen See,
von denen er viele noch nie zuvor gesehen hatte. Eine stach ihm hierbei sofort
ins Auge. Sie war von niedrigem Wuchs, mit kräftigen Blättern an der Seite, auf
denen sich die Adern sehr stark abzeichneten. Die Pflanze schillerte in dem
Grün einer Minze, doch änderte sich die Farbe zu einem strahlenden Blau, als
Thormir sich über sie beugte und einen Schatten auf sie warf. Der Kanzler war
verzückt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte er dieses
Gewächs vor langer Zeit in dem Buch der Elfe gesehen. Es glich der Darstellung
auf nahezu unnachahmliche Weise. Thormir erinnerte sich an ein Gedicht, dass er
damals übernommen hatte, und flüsterte es leise vor sich hin:
    „Minzgrün schimmert es,
    Nur Wenige finden es.
    Bald aber ist’s blau,
    Wenn das Licht wird grau.
    Frisch heilt es jede Wunde,
    Über die es in der Welt gibt Kunde.
    Die, die stets auf Wahrheit pochen,
    Müssen diese Pflanze kochen.
    Fertigt an, ein dreifach Destillat,
    Um gegen Flüche zu haben eine Saat.
    Gegen Gott, Mensch oder Tier,
    Ambalus wird helfen dir!“
    Der Kanzler starrte das kleine
Kraut an und berührte seine Blätter mit der linken Hand, die sich daraufhin
zusammenzogen. Mehrmals bereits hatte selbst er an der Existenz von Ambalus
gezweifelt, weil die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten geradezu unglaublich
waren. Geschnittene Blätter, die nicht älter als vierundzwanzig Stunden waren,
konnten auf Wunden

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