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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Expedition auf keinerlei
reale Bedrohung gestoßen war.
    Ergon beschrieb in den Schriften
den Norden als ein Wechselspiel aller Arten von Landschaften. Dichte Wälder
bedeckten gleichermaßen Ebenen wie Hügel, um an einem Ende an eine Wiese und am
anderen an einen Sumpf zu grenzen. Detaillierte kartografische Werke wurden dem
königlichen Rat zugespielt, der sich immer mehr der Sachlage bewusst wurde,
dass das nahe und zugleich ferne Hügelland weit mehr Facetten bot, als man es
bisher vermutet hatte. Regnir und Theodus freundeten sich alsbald mit dem
Gedanken an, dass die abkommandierten Soldaten nichts Wesentliches finden
würden. Allerdings läge am Ende ein vermutlich sehr deutliches Bild über die
Regionen außerhalb der Stadt vor. Obwohl die Menschen in all den Jahren zuvor
die Lande durchstreiften, war noch nie eine Karte mit festem Maßstab
angefertigt worden. Allein schon aus dieser Perspektive heraus verhieß das
Unterfangen ein voller Erfolg zu werden.
    Auch Thormirs Verhalten änderte
sich zusehends: Hatte er anfänglich noch jeden Tag eine hereinplatzende Meldung
über Orkscharen erwartet, so legte sich sein Gemüt schnell. Von Feinden wurde
ihm nur selten Kunde gebracht, und wenn, dann waren es Nachrichten über
vereinzelt umherstreunende Halunken. Heimlich hatte der Kanzler außerdem den
ihm persönlich unterstellten königlichen Orden ausgesandt, um eine zweite
Nachrichtenquelle zu besitzen, doch selbst dieser fand nichts Verdächtiges. Die
erhofften brisanten Informationen blieben einfach aus und so konzentrierte man
sich in Eisenhand auf die Befestigung der Wehranlagen. Zu diesem Zweck ordnete
König Regnir die Teilrodung der Wälder rings um die Stadt an. Durch neue
Schneisen und Freiflächen wurde es nun möglich, weit ins Land zu schauen,
sodass potentielle Feinde früh aus der Ferne zu erspähen waren. Des Weiteren
wurde genau an jenen Stellen ein äußerst fruchtbarer Boden gefunden, der auf
Geheiß des Kanzlers in weiser Voraussicht an einige der Edelmänner verpachtet
wurde. Als Ausgleich erreichte Thormir, dass die betreffenden Knechte zwischen
ihrem Schicksal wählen durften. Zu seiner Überraschung ließen sich fast alle
der angeschriebenen Edelleute auf diesen Handel ein, sodass die Mannstärke der
königlichen Armee rasch wuchs und ein nicht unwesentlicher Teil der
Tribunalsmitglieder fortan loyal zur Krone stand.
    Jene Untergebene, die sich für
eine Zeit im Heer verpflichteten und so das Leben des Knechts hinter sich
ließen, wurden umgehend mit den nahrhaftesten Speisen aus den Speichern
versorgt, um die nicht selten abgemagerten Männer in kürzester Zeit
wehrtauglich werden zu lassen. Damit die körperlichen Kräfte der angehenden
Soldaten gestärkt wurden, kommandierte der königliche Rat vermehrt die
Milizionäre für die Rodungsarbeiten in den Wäldern ab. Theodus beaufsichtigte
sie formal in seiner Funktion als Verwalter. Persönlich anwesend war hingegen häufiger
Thormir, der in dieser Zeit dringend nach neuem Geistesfutter suchte.
Tatsächlich sollte er fündig werden.
    In den Tagen des Ausbaus
Eisenhands wandelte der Kanzler häufig außerhalb der Stadt. Seine Bibliothek
und sein Labor boten zusehends immer weniger Trost. Der Zugewinn an neuem
Wissen ebbte beständig ab, da der Inhalt der allermeisten Schriften ihm längst
bekannt war und selbst die Rückmeldungen Ergons lieferten nur geringes Material
für die geistige Arbeit, auch wenn die Leistungen der Kundschafter keineswegs
zu verachten waren. Daher beschloss Thormir, aus eigener Arbeit heraus neues
Wissen anzuhäufen. Zu diesem Zweck wandte er sich seinem alten Lieblingsthema,
der Alchemie zu. Lange war es her gewesen, dass der Magier an Tränken
herumexperimentiert hatte, auch wenn der Volksmund gerne etwas anderes
behauptete. Für ihn war der eigenwillige Kanzler immer ein Mann mit
geheimnisvollen Kräften, die er tagtäglich in den Kerkern unterhalb der Stadt
ausübte. Die Wahrheit konnte aber anders nicht sein, denn das eindimensionale
Geschäft der Politik forderte nämlich seit geraumer Zeit des Magiers ganze
Aufmerksamkeit. „Gute Entscheidungen lassen sich nicht auswürfeln“, pflegte der
Alte zu sagen.
    Gewiss – Thormir formte als
Kanzler jeden Tag Neues, war er schließlich einer der wichtigsten Köpfe im
Königreich. Er selbst fand hingegen diese Art Schaffensprozess nicht selten
höchst unbefriedigend. Am meisten störte ihn der Einfluss der Edelmänner. Wäre
es nach Thormir gegangen, dann hätte das

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