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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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welch großen Dienst uns Ambalus noch
erweisen kann.“
    „Nun gut. Gib bitte Acht, dass
kein Falscher sie in die Finger bekommt oder hast du etwa Lust, morgen zu Tisch
alle deine Gedanken auszuplaudern?“, fragte der König zwinkernd.
    „Ich pass‘ schon drauf auf“,
versprach der Magier.
    Regnir wünschte noch eine gute
Nacht und verabschiedete sich. Thormir hingegen studierte noch lange die
wenigen Aufzeichnungen, die er über Ambalus besaß. Auch wenn er kaum Neues in
Erfahrung bringen konnte, so stieß er doch wenigstens auf das Gedicht, das er
vor so langer Zeit niedergeschrieben hatte. Obwohl das Papier die Zeichen der
Zeit trug, waren die Lettern noch klar und deutlich zu lesen. Im Original waren
die Zeilen in elfischen Schriftzeichen verfasst worden, die durch die
Übersetzung in die eigene Sprache aber an lyrischer Perfektion verloren hatten.
    Erschöpft schleppte sich der
Kanzler weit nach Mitternacht zu Bett, denn die Kultivierung des Ambaluskrauts
erforderte viel Sorgfalt und Energie, sodass die Tage anstrengend waren.
    „Die Zukunft könnte noch viel
mehr Kraft erfordern“, dachte der Magier, bevor er in einen tiefen Schlaf fiel.

Kapitel
4 – Gäste in Eisenhand
     
    Im Außenposten der Expedition
brannten die letzten Feuer herunter, nachdem der Kommandant die Entscheidung
bekannt gegeben hatte, in den nächsten Tagen die Rückkehr nach Eisenhand
vorzubereiten. Vieles hatte man in der verstrichenen Zeit erreicht: Wege waren
befestigt, Karten erstellt und intensive Aufklärungsarbeiten geleistet worden.
Alles in allem konnte Leutnant Ergon stolz auf sich und seine Soldaten sein, da
die gewonnenen Informationen insgesamt ein sehr rundes Bild über den Norden der
Insel Pollesch ergaben.
    Jedoch waren keine Anhaltspunkte
über Feindbewegungen gefunden worden. Gewiss: Hin und wieder hatte es kleine
Zusammenstöße mit den Orks gegeben, allerdings waren es auf den Zeitraum von
zwei Jahren betrachtet einfach keine großen Angelegenheiten gewesen. Selbst die
eigenen Verluste von sieben Gefallenen hielten sich eigentlich noch in Grenzen.
Und dennoch traute kein Mensch der trügerischen Ruhe. Die Hügel hatten Augen
und die Wälder Ohren.
    Oftmals hatten die Offiziere
darüber diskutiert, ob man lediglich eine Finte wahrnehmen würde. Zu
schwerfällig war der Trupp vor so vielen Monaten ausgezogen, als dass sie
hätten unerkannt bleiben können. Die Leichtfüßigkeit hatten die Menschen
zunächst erlernen müssen. Erst, als das Agieren vermehrt aus der Deckung heraus
erfolgte, wurden einzelne Orks angetroffen. Sogar ein kleines Gefecht hatte man
geschlagen, als ein Teil der Expedition etwa dreißig Grünlingen aufgelauert
hatte. Aus dem Hinterhalt heraus konnten die Feinde überrascht und
ausgeschaltet werden.
    Das war vor etwa vier Monaten
geschehen. Ergon hatte dem Kanzler unverzüglich hierüber Bericht erstattet.
Meister Thormir teilte die Einschätzung des Leutnants, dass es sich um einen
Spähtrupp der Orks gehandelt haben musste. Sehr oft kam sich der Kommandant der
Mission wie in einem Katz-und-Maus-Spiel vor, mit der Besonderheit, dass die
Rollen stets wechselten. Er war nunmehr sichtlich darüber erleichtert, endlich
den Rückweg in die Stadt antreten zu können. Die Wildnis war so manches Mal
eine gefährliche Wagnis gewesen.
    Stumm verweilte Ergon in dieser
Nacht in seinem Quartier und überblickte die Masse der angefertigten Dokumente,
die bald auf den Tischen des königlichen Rates liegen würden. Ob sich folgende
Generationen ihrer wohl erinnern würden? Noch hatte er selbst keine Familie
gegründet, doch konnte der Leutnant sich vorstellen, eines Abends am Feuer zu
sitzen, um seinem Sohn von den Erlebnissen aus jenen Tagen zu erzählen. Ergon
dachte kurz nach: Seinem Sohn? Gegen eine Tochter wäre sicher auch nichts
einzuwenden. Wer vermochte das überhaupt zu entscheiden? Als Kind hatte er
immer einigen Alten gelauscht und gehört, dass Söhne die einfacheren Kinder
seien. „Unfug!“, hatte der Kommandant schon damals gesagt. Ein eigenes Kind
bliebe ein eigenes Kind, gleich, ob es Ergonia oder Bergon hieße. Für ihn war
der springende Punkt, sich irgendwann als Vater einbringen zu können. Die
Familie war ein Thema, das stets jeden betraf.
    Der Leutnant setzte sich
kurzerhand. Als er aus Eisenhand ausgezogen war, hatte er geglaubt, binnen
weniger Monde zurückkehren zu können. An die endlose Pirsch in den wilden
Wäldern des Nordens hatte er nicht einmal im Ansatz zu denken gewagt.

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