Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Lagebesprechung verlassen und war enttäuscht über die Ablehnung seiner
Vorschläge zur Vorhut zurückgekehrt. Weshalb traute man seinen Ratschlägen
nicht mehr?
„Einen so wendigen und
ortskundigen Gegner wie den Orks können wir unmöglich mit einer geschlossenen
Masse an Soldaten begegnen. Jede Abteilung müsste für sich kämpfen können, um
ein möglichst hohes Maß an Flexibilität zu erreichen!“, polterte Bhelm laut vor
sich hin, als er die Zelte der Vorhut erreichte, die dem Hauptheer etwa eine
Meile voraus war.
„Willkommen zurück, Kommandant!“,
rief ihm ein Wachtposten entgegen. Der Begrüßte murrte und ritt geradeaus zu
einem kleineren Rundzelt, das ihm auf einer kleinen Anhöhe gelegen als
Nachtquartier diente. Bhelms Sohn Thelmon hatte es vor einigen Stunden in
Erwartung der Rückkehr seines Vaters aufstellen lassen. Der noch recht junge
Erbe des Mannes mit dem vollen grau-braunen Barte war vor etwa vier Jahren in
die königliche Armee eingetreten, wo er schon bald zu einem der acht
Wachtmeister der Stadtwache aufgestiegen war. Als solcher war Thelmon für einen
Distrikt der Hauptstadt zuständig, unterstand aber zugleich dem direkten Befehl
des Stadtkommandanten Ergon. Eigentlich hatte er den Leutnant zur Zeit der
Expedition begleiten wollen, doch Bhelm hatte dies persönlich unterbunden.
Zutiefst misstraute er Sohn Thergons, in dem er einen emporkommenden
Konkurrenten sah. So war Thelmon von der Wachtmeisterversammlung zum
Stellvertreter Ergons gewählt wurden, und hatte in dessen Abwesenheit die
Stadtwache zum Wohle aller verwaltet. Insgeheim hatte Bhelm gehofft, dass sein
Erbe Stadtkommandant bleiben würde, allerdings hatte Thelmon bereitwillig
seinen Posten geräumt, nachdem Leutnant Ergon von der Expedition zurückgekehrt
war. Dass Letzterer nun ausgerechnet die Nachhut führte und somit während des
Feldzugs formal dem Heerführer an Kommandogewalt gleichgestellt war, wurmte ihn
sehr.
Bhelm saß ab und band sein Pferd
vor seinem Zelt fest. Der Mond war von Wolken bedeckt. Nur einige wenige
Fackeln brannten noch und spendeten spärliches Licht, als eine Handvoll
Soldaten zur nächtlichen Wache anrückte. Der Kommandant der Vorhut warf einen
Blick über das Lager und betrat anschließend seine Unterkunft, wo er Schwert
und Rüstung ablegte. Danach ließ er sich auf einen dreibeinigen Stuhl nieder
und dachte in Halbschatten sitzend nach. Aus welchem Grund glaubten Regnir und
Thormir, dass der Leutnant für größere Angelegenheiten geeignet sei?
„Was ist an seiner Funktion als
Stadtkommandant überhaupt so bedeutungsvoll?“, sagte Bhelm laut in das leere
Zelt. „Was weiß dieses winzige Licht vom Kriege? Ein paar Büttel und Milizen zu
befehligen, heißt noch lange nicht, dass solch ein Mann auch imstande wäre,
einen großen Verband zu führen. Fein! Er hat für zwei Jahre in dieser schäbigen
Region hier geurlaubt. Was hat er eigentlich getan? Land vermessen, Erde begutachtet
und hier und da Halunken angetroffen. Und Kärtchen gezeichnet, als wenn ein
richtiger Krieger seine eigenen Augen nicht einsetzen könnte!“
Der Heerführer redete sich in
Rage über die „Frechheit“ des Königs, den Leutnant ohne Weiteres mit dem
Kommando der Nachhut betraut zu haben. Obwohl er den Abschlussbericht der
Expedition nicht gelesen hatte, echauffierte Bhelm sich gewaltig über etwaiges
Anwanzen von Ergon an den Rat.
„Eines aber steht fest!“,
schnaubte er wütend. „Bhelm lässt sich seinen Platz und Titel nicht nehmen.
Einem dahergelaufenen Offizier, der hier und dort einmal einem Ork über den Weg
gelaufen sein soll, würde ich niemals als Vorgesetzten akzeptierten. Ja selbst
zum Töten war er sich zu fein, denn er brachte die Grünhäute lebend in die Stadt.
Lebend! Und dann erst noch dieses Ammenmärchen über Trolle, mit dem er den
Kanzler vollends eingelullt hat! Nicht mit mir! Ich bin Heerführer und nach mir
soll es mein Sohn werden und kein Anderer!“
Bhelm lief für einige weitere
Minuten durch das kleine Zelt, bevor er müde auf das Bett niedersank und seinen
Kopf mit den Händen abstützte.
„Warum nur nicht mit drei Heeren
in den Norden marschieren? Der Feind wagt ohnehin keinen Angriff auf uns
Menschen. Zu stark sind seine schmerzlichen Erinnerungen an die Wunden, die
unsere Väter ihm in der Schlacht der vier Schwerter zugefügt haben. Diese Orks
sind ein räudiger Köter, der weder zu bellen, noch zu beißen vermag!“, dachte
Bhelm, bevor er sich der Länge nach
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