Rätsel um 1: ... das verlassene Haus
dich bei dieser Hitze abzuholen. Und nun sind sie auch noch zu spät zum Essen gekommen.«
Dinas Augen funkelten vor Wut. »Er ist immer noch derselbe schreckliche Bengel«, sagte sie zu Robert und tat so, als wäre Stubs gar nicht vorhanden. »Dieselben roten Haare, dieselben grünen Augen, dieselben Sommersprossen und dieselbe freche Stubsnase. Ich weiß gar nicht, warum wir uns alles von ihm gefallen lassen.«
»Danke für das Kompliment, Dina, nun sind wir ja quitt«, sagte Stubs, krauste seine Nase, und seine Augen verschwanden beinahe unter den hellen Augenbrauen. »Tut mir leid, daß ihr vergeblich zum Bahnhof gelaufen seid. Aber, Ehrenwort, ich wußte nicht, daß ihr mich abholen würdet. Nicht wahr, Lümmel, wir sind es gar nicht gewöhnt, daß man sich so um uns kümmert.« Und Lümmel legte seine Pfoten auf Stubs’
Knie, winselte und bellte.
»Er will ’raus«, sagte Stubs und war ganz froh, unter diesem Vorwand auch verschwinden zu können. »Dürfen wir gehen, Fräulein Pfeffer?«
»Ja«, sagte sie, »und laß den Hund draußen, wenn du wieder hereinkommst. Wir gehen dann in dein Zimmer und packen den Koffer aus. Er ist heute früh angekommen.«
Robert mußte ein bißchen lachen. Was war Stubs nur für ein Junge. Nichts als Dummheiten hatte er im Kopf. Doch etwas Leben würden er und Lümmel schon in die Bude bringen. Dina aber löffelte mißvergnügt ihre Pfirsiche. Sie wäre viel lieber mit Robert allein gewesen, denn ihr lieber Vetter würde sie immer nur ärgern.
Außer daß Stubs, zu Fräulein Pfeffers Entsetzen, unbedingt einen riesengroßen Hirschkäfer auf den Teetisch setzen wollte und es sich herausstellte, daß er einen falschen Koffer mitge bracht hatte, passierte an diesem ersten Tag nichts Besonderes.
Wo Stubs war, gab es eben immer Aufregung. Er war der Schrecken seiner Lehrer, obwohl er ein sehr intelligenter Junge war. Hätte er weniger Dummheiten gemacht und sich ein wenig mehr auf den Hosenboden gesetzt, würde er auch nicht immer so miserable Zeugnisse gehabt haben. Aber büffeln war nun einmal nicht sein Fall. Seine Schulkameraden bewunderten ihn, und er war der Anführer bei all ihren schlimmen Streichen.
Und neue Untaten fielen Stubs immer ein. Wenn er sein Taschengeld nicht für Schokolade und Eis ausgab, dann dafür, um Scherzartikel zu kaufen, mit denen er die Lehrer ärgerte. Da gab es zum Beispiel den Bleistift mit der Gummispitze oder den Bleistift, dessen Spitze verschwand, wenn der ahnungslose Lehrer damit schreiben wollte. Oder den Bleistift, der auf dem Fußboden festgenagelt war und den man deshalb nicht aufheben konnte.
Stubs war es, der Stinkbomben warf, und Stubs war es, der auf den Turm des Schulhauses kletterte. Wo immer eine Dummheit gemacht wurde, fiel der Verdacht auf Stubs, auch wenn er zufällig einmal unschuldig war. Aber er machte sich nichts daraus und versuchte niemals, sich herauszureden, wenn er bestraft werden sollte.
»Er ist schlimm, aber es steckt ein guter Kern in ihm«, sagte der Direktor. »Ein Jammer, daß er keine Eltern hat.«
Stubs gefiel es sehr gut in Rockingdown. Das Haus war ganz nach seinem Geschmack, und der Garten und die Wiesen rundherum erst recht. Da ließen sich Höhlen bauen, in denen man sich wunderbar verstecken konnte, als Indianer mit wildem Geschrei aus den dichten Büschen hervorstürzen und das Kriegsbeil schwingen oder als Pirat von den hohen Bäumen nach nichtsahnenden Opfern Ausschau halten. Und Lümmel mußte immer mit dabeisein. Einmal hatte er sogar beim Versteckspielen mit Stubs zusammen eine Stunde lang in einer Mülltonne gesessen.
Lümmel war alles egal, Hauptsache, er war bei seinem geliebten Herrchen.
Natürlich hatte Stubs auch vor, das verlassene Herrenhaus zu untersuchen. Wahrscheinlich war es verriegelt und verrammelt, aber er würde schon hineinkommen. Prima wäre es, wenn Robert und Dina mitmachten. Wenn nicht, würden er und Lümmel eben allein gehen.
Aber Stubs’ Tatendrang bekam einen ordentlichen Dämpfer, als Dina am Abend sagte:
»Weißt du übrigens schon, daß wir in den Ferien bei Herrn Jung Nachhilfeunterricht haben sollen?«
Stubs starrte Dina fassungslos an. »Nachhilfeunterricht in den Ferien? Du spinnst wohl. So etwas gibt es ja gar nicht. Worin soll ich denn überhaupt Nachhilfe haben?«
Dina kicherte: »Du möchtest doch sicher in allen Fächern unterrichtet werden. Du hast es ja auch nötig, lieber Stubs. Kannst du denn schon buchstabieren?«
»Du bist ein Biest!« rief
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