Rätsel um 2: ... die Grüne Hand
wieder den Papieren zu. Eine Seite nach der anderen schlug er um.
»Dina«, flüsterte Robert dicht an ihrem Ohr, »du gehst jetzt zu dem Alten und hörst ihm zu. Stubs und ich sehen uns inzwischen etwas um.«
Dina ging und stellte dem Großonkel Fragen über Fragen.
Der begann lang und breit alles zu erklären, und die Ärmste langweilte sich tödlich. Sie verstand nicht ein Wort. Wo waren die Jungen denn nur? Sie sah sich vorsichtig um. Ach, da! Sie standen bei den ausgestopften Tieren, jämmerliche Gestalten, traurig und mottenzerfressen.
Der weiße Dachs schien ein vollkommen verstaubtes Fell zu haben. Zwei Füchse mit einer Menge Junge wirkten entsetzlich unnatürlich. Eine Polarkatze neben ihnen besaß nur noch ein Auge, das andere war herausgefallen und nicht wieder ersetzt worden. Zwei Eichhörnchen hockten vor ihrem Nest, das Junge auf dem Rand, auch halb von Motten zerfressen.
»Was soll denn das?« sagte Stubs angewidert. »Pfui Teufel!
Denkt der Lord etwa, daß die schön sind?«
»Guck mal«, flüsterte Robert plötzlich und stieß Stubs an,
»Was tut denn der da?«
Stubs spähte zu dem Affenmenschen hinüber, der etwas auf das Manuskript legte und es langsam hin und her bewegte.
»Es ist nur ein Vergrößerungsglas, du Dummkopf. Der Groß onkel sieht auch immer durch so ein Ding. Du bist zu mißtrauisch.«
Robert zuckte die Schultern. »Hab’ mich eben geirrt.«
Dann fiel sein Blick auf den anderen Besucher. Mit der Nasenspitze berührte der fast die Papiere, und wenn er von Regal zu Regal ging, sah er bestimmt nichts als den Fußboden. Wie konnte jemand nur so gebeugt sein.
Robert war froh, als die beiden klingelten. Herr Jones, der die Dokumente verwaltete, ein kleiner, hagerer Mann, kam herein und verschloß die Tür hinter sich. In wenigen Minuten hatte er die Papiere geprüft. Den Tieren schenkte er nicht die geringste Beachtung.
»Wetten, daß er sich wünscht, daß diese Mottenfänger eines Tages geklaut werden?« zischelte Stubs, während die drei Männer hinausgingen und sie wieder eingeschlossen wurden.
»Ich mache jetzt die Skizze«, sagte Robert leise.
Stubs sah Robert über die Schulter. »Zeichne den Steindurchgang und die Bibliothek mit. Donnerwetter, das könnte ich nicht. Was sind denn das für Fenster?«
»Sie sind vergittert. Hast du das nicht gesehen?«
Robert zeichnete die Regale und den Platz, an dem die ausgestopften Tiere standen, die Stühle, einen Tisch, einen Blumentisch und den Kamin.
Es war eine schwierige Arbeit, und Stubs bewunderte seinen Vetter gebührend.
Sie sahen schnell einmal zu Dina hinüber. Die Arme stand seit einer Stunde neben dem Großonkel und ließ seine Ergüsse über sich ergehen. Sie war ganz blaß.
»Die Gute«, murmelte Robert, »wollen wir sie einen Augenblick ablösen?«
»Nein«, sagte Stubs prompt. »Du kannst von mir aus hingehen. Mir würde schlecht. Ja«, überlegte er, »schlecht müßte einem von uns werden, dann würde der Alte bestimmt nach Hause gehen.«
»Quatsch!« brummte Robert. »Das fällt auf.«
Stubs runzelte die Stirn, und gleich darauf entdeckte er etwas: eine Uhr auf dem breiten Kaminsims. Es war halb elf. Stubs schlich hinüber, öffnete die kleine Glastür und stellte die Zeiger um eine Stunde vor. Robert brach in prustendes Lachen aus, das er hastig in ein nicht enden wollendes Niesen verwandelte.
Und dann ging Stubs zum Großonkel. »Äh … , ich möchte dich ja nicht unterbrechen, aber meinst du nicht auch, daß wir gehen müssen? Die Uhr auf dem Kamin ist schon halb zwölf!«
»Wie die Zeit vergeht!« rief der Alte und beeilte sich zu klingeln. »Erstaunlich! Erstaunlich!«
XVII. Wohin geht Tonnerre?
Sie fuhren im Wagen nach Hause. Der Großonkel sprach weiter über die alten Papiere, und es schien, als wolle er nie wieder aufhören. Ergeben und gelangweilt hörten die Kinder zu und wünschten nichts sehnlicher, als wieder zu Hause zu sein.
»Vielen Dank!« sagte Robert, als sie ausstiegen. »Es war prima!«
»Was war es?« fragte der Großonkel verwirrt.
»Na, toll, supertoll, eben prima!« erklärte Stubs.
»Das freut mich«, lächelte der alte Mann und dachte: ›Was für reizende Kinder. Ich werde sie bei Gelegenheit wieder mit nehmen.‹ – »Es ist wohl besser, ihr macht euch zum Essen zurecht. Hoffentlich ist die Mutter nicht böse, daß wir so spät zurückgekommen sind«, fügte er besorgt hinzu.
Aber die Mutter war nicht böse, sondern wie immer sehr freundlich. Im übrigen
Weitere Kostenlose Bücher