Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
und fest. Ob sich die Geräusche wiederholten, er wußte es nicht, und es wäre ihm auch gleichgültig gewesen.
Am anderen Morgen erwachte er frühzeitig. Er stand leise auf, in dem Gedanken, die Frau könnte schon im Hause sein.
Aber es war totenstill. Nichts war zu hören, nicht einmal die seltsamen nächtlichen Geräusche aus dem Geheimgang.
Er überlegte, ob er nicht alles nur geträumt habe. Aber nein, er erinnerte sich zu gut. Er ging in die Küche, drehte den Hahn über dem Spülbecken auf und hielt den Kopf unter den Wasserstrahl. Miranda tat so, als wolle sie es ihm nachmachen, aber sie tat eben nur so und achtete darauf, daß auch nicht ein Härchen naß wurde. Sie war sehr wasserscheu.
»Du bist ein Feigling«, lachte Barny und trocknete sich mit seinem großen Taschentuch ab. »Nein, warum sollte ich deine Pfoten abtrocknen, sie sind auch nicht ein bißchen feucht.
Wasch sie dir erst, dann werde ich es tun.«
Er ging zurück in den kleinen Raum, nahm die Tischdecke und legte sie wieder an ihren Platz. Er überlegte etwas beunruhigt, ob die Frau wohl sehen würde, wie zerknittert sie war.
Aber er glaubte nicht, daß sie allzuviel bemerkte, wenn er daran dachte, wie dick der Staub auf den Büchern lag.
Dann ging er in die Halle, versteckte sich hinter einer Kommode und wartete. Die Frau mußte eigentlich bald kommen, und es dauerte auch gar nicht lange, und er hörte ihre Schritte auf dem gepflasterten Weg. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloß, und die Tür wurde geöffnet. Sobald sie in einem der Zimmer verschwunden war, lief er auf leisen Sohlen hinaus, lief weiter, blieb vor der Gartentür an Fräulein Hannas Haus stehen und pfiff.
Stubs kam herausgestürzt. »Wir haben schon auf dich gewartet, wir sind noch beim Frühstück, ich bringe dir gleich das Tablett. Fräulein Hanna hat gesagt, du kannst im Garten essen, wenn du versprichst, daß Miranda auf deiner Schulter bleibt.«
Als sie wenig später alle beisammen waren, erzählte Barny ihnen von seinem seltsamen Erlebnis mitten in der Nacht. »Ich kann mir nicht vorstellen, was es gewesen sein soll. Es war ein komisches Geräusch, und ich kann einfach nicht herausbekommen, was für eins, obgleich ich es bestimmt kenne und schon oft gehört haben muß. Aber sicher hat es durch den Widerhall an den Steinen so verändert geklungen.«
Die drei hörten atemlos zu. »Kam es wirklich aus dem Geheimgang?« fragte Robert. »Die Frau hat doch behauptet, daß er zugemauert ist. Eigentlich scheint es dann doch nicht so weit entfernt gewesen zu sein.«
»Es klang aber so«, sagte Barny. »Wie ist es, habt ihr Lust, in diese dunkle Angelegenheit so bald wie möglich Licht zu bringen?«
Natürlich hatten sie Lust! Nur Dinas ›Ja‹ wirkte ein bißchen zaghaft. Stubs dagegen fühlte sich wie immer im hellen Tageslicht außerordentlich stark. Er saß da und sprach über unheimliche Geräusche in finsterer Nacht, als spräche er vom Wetter. Der gute Stubs, er vergaß wieder einmal ganz, daß seine Tapferkeit, gerade in finsterer Nacht, dahinzuschmelzen pflegte wie Butter an der Sonne.
»Wir müssen uns jetzt genau überlegen, wie wir die Sache am besten anfangen«, begann Robert von neuem. »Solange die Frau im Schloß ist, können wir natürlich nichts unternehmen.
Außerdem dürfen wir nach dem Abendbrot nicht von zu Hause fort. Fräulein Pfeffer würde nur fragen, wohin wir wollen. Wir müssen also warten, bis sie denkt, wir wären schon im Bett.«
Sie besprachen alles ganz genau. Fräulein Pfeffer und Fräulein Hanna gingen immer früh schlafen, so gegen neun Uhr.
Keine von beiden würde etwas merken, wenn sie heimlich das Haus verließen.
Barny nickte. »In Ordnung, das ist also abgemacht. Heute abend um halb zehn werden wir zusammen dem Schloß einen Besuch abstatten. Wir werden uns vor den Kamin stellen und ein bißchen zaubern.« Er grinste. »Sesam, Sesam, öffne dich, werden wir sagen, und dann wird sich das Wandbild bewegen, und dann das kleine Paneel, und danach das große, und zum Schluß werden wir uns bewegen, und zwar in den Gang hinein.«
»Und dann?« riefen die anderen lachend.
»Weiter weiß ich nicht. Ich bin schließlich kein Hellseher.
Aber wir werden es heute abend ja erleben. Und wenn ihr jetzt noch im Haus helfen müßt, gehe ich mit den Hunden ein Stück spazieren. Sie kratzen mir sonst noch meine Hosen kaputt.
Schon gut, Lümmel, schon gut, Lump, ja, ich werde einen schönen Spaziergang mit euch machen, damit
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