Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
mußte.
»Und das ist meine Speisekammer«, erklärte sie und öffnete eine noch schmalere, noch niedrigere Tür, die zu einem winzigen Raum führte, der nur aus einem einzigen großen Regal zu bestehen schien.
In dem dämmrigen Licht erkannten die Kinder die verschiedensten Vorräte. Es gab Gläser mit Eingemachtem, Marmelade, Honig und vieles andere. Auch hier wieder Steinfußboden, und trotz des warmen Maitages fröstelten sie.
»In diesem Kämmerchen habe ich als kleines Mädchen geschlafen. Als mein Vater starb und Mutter bald danach, richtete ich es als Vorratsraum ein. Wir Barlows leben seit vielen, vielen Jahren in diesem Hause, seit Hunderten von Jahren, habe ich mir erzählen lassen. Aber ich bin die letzte, und mit mir wird der Name aussterben. Das ist schade.«
›Ein wunderliches, seltsames Haus‹, dachte Dina, ›viel zu dunkel mit den schmalen kleinen Fenstern und viel zu kalt mit seinen Steinfußböden.‹ Doch, wie sie später sagte, fand sie es trotzdem hübsch, weil es an längst vergangene Zeiten erinnerte.
»Also da hat die alte Mutter Barlow auch gewohnt«, sagte Stubs auf dem Nachhauseweg. »Ich möchte nur wissen, warum der Großvater ewig davon faselte, wir sollten sie fragen. Abgesehen davon, daß sie längst tot ist, hätte so eine alte Frau wahrscheinlich doch keinen blassen Schimmer gehabt, wohin der geheime Gang führt.«
»Vielleicht war sie es, die ihn damals da unten erwischt hat«, grinste Robert. »Aber darüber brauchen wir uns jetzt den Kopf nicht zu zerbrechen. Überlegt lieber einmal, wo Barny heute nacht schlafen soll. Bei uns kann er ja nicht wohnen. Wir müssen also versuchen, in der Stadt eine Unterkunft für ihn zu bekommen.«
Sie fragten in verschiedenen Läden nach Leuten, die Zimmer vermieteten, erfuhren ein paar Adressen und begaben sich auf die Suche.
Doch wohin sie auch gingen, es war immer das gleiche. Barny hätten alle gerne aufgenommen, aber Miranda wollte niemand haben. Vergeblich priesen die vier ihre Vorzüge, beteuerten, daß sie ganz zahm und harmlos wäre, die besten Manieren hätte und keine Unannehmlichkeiten bereiten würde.
Aber es nützte alles nichts.
»Sie bringt Flöhe ins Haus«, sagte der eine.
»Sie wird mein Baby beißen«, der andere.
Und der dritte mochte überhaupt keine Affen.
Und so ging es weiter, bis Dina, Robert und Stubs ganz verzweifelt waren.
Barny selbst machte es nicht viel aus. Er war es gewöhnt, irgendwo zu schlafen, in einem Wohnwagen, unter einem Busch oder im Heu.
»Sorgt euch nicht um mich«, beruhigte er immer wieder, aber die Kinder taten es trotzdem. Dina sah als erste die schweren schwarzen Wolken, die von Westen heraufzogen, und sie fürchtete, daß es heute genauso regnen würde wie in der Nacht zuvor.
»Du mußt einfach ein Dach über dem Kopf haben«, sagte sie.
»Na gut«, willigte er ein, »was haltet ihr davon, wenn ich noch einmal im Schloß schlafe? Kein Mensch ist dort, und am Morgen werde ich mich schon wieder hinausschmuggeln.«
Robert nickte. »Ja, es bleibt wohl nichts anderes übrig. Du richtest ja schließlich auch keinen Schaden an. Wie spät ist es denn? Es wird noch geöffnet sein. Laßt uns nachsehen. Wir bezahlen einfach und gehen hinein. Vielleicht finden wir noch eine bessere Schlafgelegenheit für dich als das harte Säulenbett, von dem du erzählt hast. Und nach einer Weile gehen wir wieder, und du versteckst dich und bleibst da.«
Obwohl sie die Hunde draußen ließen, sah die Frau wenig freundlich aus. »Es wird gleich geschlossen«, sagte sie abweisend.
»Es sind noch fünf Minuten Zeit bis dahin«, sagte Robert und legte das Eintrittsgeld auf den Tisch. »Wir wollten unserem Freund das Schloß zeigen.«
Die Frau entdeckte Miranda und rief ihnen nach: »Nicht mit dem Affen!« Aber die Kinder waren schon verschwunden.
»Wo ist das Zimmer mit dem Geheimgang?« fragte Barny.
»Das möchte ich sehr gerne sehen.«
»Gut«, sagte Robert, »aber die Öffnung können wir dir nicht zeigen, weil man extra dafür bezahlen muß, und zu der ekligen Person mag ich nicht so mal zurück. Aber welches war es nun?«
Sie sahen in mehrere Räume und fanden endlich den mit dem großen Bild über dem Kamin. Robert erklärte Barny, daß sich dahinter der Mechanismus verbarg, der die Täfelung bewegte und den Eingang freilegte.
»Warum denn einfach, wenn’s auch umständlich geht«, grinste Barny.
»Ja, es ist ein bißchen kompliziert«, lachte Robert. »Übrigens bin ich auf alle
Weitere Kostenlose Bücher