Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
vorstellen.
Miranda, ausnahmsweise sehr artig, hatte sich ganz still verhalten. Die Hunde begrüßten alle stürmisch, so, als wären sie wochenlang fortgewesen. Sie waren ganz außer sich vor Freude.
»Ruhe!« befahl Robert und band sie los. »Seid nicht so laut.
Wißt ihr denn nicht, daß der Großvater keine Hunde mag? Und wenn er euch hört, denkt er vielleicht, ihr seid Wölfe, und die mag er noch viel, viel weniger, und dann kommt er mit dem Stock, um euch zu verjagen.«
Sie beschlossen, in die Stadt zu gehen und ein Eis zu essen.
Stubs, der das Buch trug, blätterte im Gehen darin. »Ha!« schrie er plötzlich und blieb stehen.
»Wieso denn ›ha‹? Was ist denn los?« fragte Dina. »Hast du etwa ein Rezept entdeckt? Eins, wie man fünfzig Würstchen auf einmal essen kann, ohne daß einem schlecht davon wird?«
»Blödsinn! Seht euch lieber das mal an!« Er zeigte auf ein ledernes Fach, das innen am Buchdeckel angebracht war. »Eine Tasche«, flüsterte er, »und es steckt etwas darin! Vielleicht eine Karte? Kommt, wir setzen uns irgendwohin und sehen nach.«
Sie rannten quer über die Straße, hinüber zu den angrenzenden Wiesen, und hockten sich ins Gras. Die Hunde schossen davon, um Kaninchen zu jagen, und Miranda raste hinterher, mit der freundlichen Absicht, sie dabei nach Kräften zu ärgern.
Langsam und vorsichtig zog Stubs ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche.
»Es ist aus Pergament, hoffentlich zerfällt es jetzt nicht, wenn ich es aufmache.«
»Gib her«, sagte Dina, »ich kann so etwas besser als du.«
Langsamer noch und vorsichtiger als er faltete sie es auseinander.
»Eine Karte!« rief sie atemlos. »Ein Grundriß vom Schloß!
Wenn doch nur der Geheimgang eingezeichnet wäre!«
Die Kinder starrten darauf. Die Karte war sehr viel besser erhalten als die Seiten des Buches. Sie konnten alles gut erkennen und sogar die Schrift ganz unten auf dem Blatt ohne Schwierigkeiten entziffern: ›Dourley, Schloß Glockenburg‹.
»Toll!« rief Robert. »Nun kommen wir vielleicht weiter!«
XXI. Barny zieht zu Naomi
Ja, sie kamen weiter, sogar ein ganzes Stück. So viel Schwierigkeiten es bereitete, die Schrift in dem Buch zu entziffern, so einfach war es, sich mit der Zeichnung zurechtzufinden.
Der Plan zeigte das Erdgeschoß des Schlosses. Auch die beiden Türme waren eingezeichnet, der eine als Kreis, der andere als Quadrat. Und selbst die vier Glocken hatte man nicht vergessen.
»Wo ist der kleine Raum, in dem der Gang anfängt?« fragte Robert.
»Hier«, sagte Dina, »das muß er sein. Er grenzt an die Halle und liegt in der Nähe der Küche, und außerdem ist er kleiner als alle anderen.«
»Kannst du den Geheimgang finden?« fragte Stubs. Er hing über Dinas Schulter und starrte auf das alte Pergament.
»Nein«, sagte sie voller Enttäuschung.
»Dort steht doch ein ›G‹!« rief Robert. »Das soll doch bestimmt Geheimgang heißen. Natürlich! Es ist doch ein ›G‹, nicht?«
Ja, es war ein ›G‹. Aber was sollte ihnen das nützen? Daß der Gang in dem kleinen Raum begann, wußten sie ja längst.
»Das Buch mag ja sehr schön, sehr alt und möglicherweise sehr kostbar sein, aber für uns ist es wertlos. Was wir wissen wollen, steht jedenfalls nicht drin«, sagte Robert. »Oder steckt vielleicht noch etwas in der Tasche? Sieh doch mal nach, Dina.«
Vorsichtig befühlte Dina noch einmal das Fach und stieß gleich darauf einen leisen Schrei aus. »Ich glaube, da ist noch etwas!«
Langsam zog sie ein zweites Stück Pergament hervor. Es war kleiner als das erste und nur einmal in der Mitte zusammengefaltet. Mit zitternden Händen breitete sie es auseinander.
Zuerst sahen sie nichts Besonderes. Es schein eine Karte von irgendeiner Landschaft zu sein. Aber plötzlich zeigte Stubs’
schmutziger Finger auf eine Stelle.
»Da ist schon wieder eins, schon wieder ein ›G‹. Dort muß der Gang anfangen, bei diesem Haus, oder was es sein soll.«
»Ich glaube, es ist Schloß Glockenburg«, sagte Dina. »Man kann den Umriß mit den beiden Türmen erkennen. Also gut, das wissen wir nun, ›G‹ heißt Geheimgang. Aber wollt ihr mir bitte verraten, zu was das gut sein soll?«
»Hast du denn Tomaten auf den Augen?« Stubs’ Finger bohr te sich förmlich in die Karte. »Siehst du denn nicht, daß hier von dem ›G‹ eine dünne rote Linie ausgeht? Sie führt direkt vom Schloß über den Fluß, durch den Wald und endet bei diesem anderen ›G‹ hier!«
»Stubs hat
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