Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
gepreßt und auf der anderen Seite wieder hinausgeschleudert. Paßt auf, gleich kommt eine neue Ladung.«
Stubs war begeistert. »Und das passiert nur bei Flut? Warum nicht immer?«
»Bei Ebbe sinkt das Wasser so tief, daß es unter dem Gang steht«, sagte der Fischer.
»Und wo ist der Eingang?« fragte Robert. »Wahrscheinlich kann man ihn bei Flut gar nicht sehen.«
»Doch, doch, wenn sie zurückgeht. Vielleicht kann ich ihn euch nachher zeigen. Es gibt übrigens eine seltsame alte Geschichte darüber.«
»Was für eine?« fragte Stubs. Für seltsame alte Geschichten interessierte er sich immer.
»Nun«, begann der Mann, »es wird erzählt, daß vor vielen, vielen Jahren Schmuggler jemanden los sein wollten, ihn in der Nacht hierherschleppten und in den Strudel warfen.« Er schwieg einen Augenblick, und Stubs drängte: »Und was dann?«
»Der Bursche, den sie hineingeworfen hatten, war ein starker Kerl. Ehe der Sog ihn hinunterzog, warf er sich mit aller Kraft gegen die Klippen. Er konnte sich an einem Felsvorsprung festhalten, aber er konnte sich nicht mehr daran hochziehen.«
»Wurde er gerettet?« fragte Dina atemlos.
»Die Flut ging zurück, und das Wasser sank mehr und mehr, und der Mann ließ sich tiefer und tiefer am Felsen herunter, bis er schließlich direkt vor sich eine schwarze Öffnung sah.«
»Die Öffnung zu dem Gang!« sagte Robert.
»Richtig, die war es. Und der Mann kroch durch den Gang bis zum Luftloch. Er war gerettet. Und stellt euch vor, was die Kerle, die glaubten, er wäre ertrunken, für Gesichter gemacht haben, als er plötzlich wieder auftauchte. Gerannt werden sie sein, als wäre der Teufel hinter ihnen her.«
»Klar«, sagte Stubs, und seine Augen leuchteten. »Geschieht ihnen recht, diesen Biestern!«
»Hoffentlich sind sie erwischt worden und haben ihre Strafe bekommen.«
Sie standen noch eine Weile und sahen hinüber zu der Stelle, aus der in regelmäßigen Abständen das Wasser mit ungeheurer Gewalt herausschoß. Langsam gingen sie zurück. Der Strudel kreiste noch immer in endlosem Rhythmus, das Wasser brodelte, zischte, stieg und wurde dann gurgelnd in die Tiefe gezogen.
»Seht euch Lümmel an«, sagte Stubs, »er ist still wie ein Mäuschen. Du hast Angst, mein Lieber, was?«
Ja, Lümmel fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und versuchte, sich so weit wie möglich von diesem unheimlichen Platz zu entfernen. Er zog und zerrte an der Leine, an die sein Herrchen ihn genommen hatte.
Miranda aber schlief fest unter Barnys Hemd. Ihr war es langweilig geworden.
»Sie haben uns den Eingang noch nicht gezeigt«, erinnerte Stubs.
Der Mann nickte. »Während ich das Boot losmache, könnt ihr warten, bis das Wasser wieder in den Strudel gezogen wird.
Ihr müßt auf den Felsen mit dem großen Buckel achten, darunter ist die Öffnung. Vielleicht ist es schon soweit, und ihr könnt sie erkennen.«
Stubs, Robert und Barny blieben und warteten. Sie entdeckten den Felsen sofort, aber den Eingang sahen sie nicht. Die Flut war wohl doch noch zu hoch.
»Ein prima Nachmittag«, stellte Robert zufrieden fest, als sie zurückruderten. »Kann ich alles gut verwenden, wenn wir wie immer den unvermeidlichen Aufsatz liefern müssen: ›Mein schönstes Ferienerlebnis‹ oder so. Die Geschichte von dem Mann, der in den Strudel geworfen wurde, könnte ich auch darin unterbringen. Muß übrigens entsetzlich gewesen sein, durch den Gang zu kriechen, immer in der Angst, von der Flut eingeholt zu werden.«
Alle schwiegen. »Ich bin hungrig«, sagte Stubs plötzlich,
»hat jemand noch ein bißchen Schokolade?«
Doch nicht ein Stückchen war übriggeblieben, und er mußte sich gedulden, bis sie an Land waren. Fräulein Pfeffer bezahlte den Fischer, und dann gingen sie in die Stadt, um Tee zu trinken. Stubs hatte am Vormittag eine kleine Konditorei ausfindig gemacht, in der es ausgezeichnete Mandeltorte gab.
»Toll, sage ich euch«, schwärmte er, »ich habe mir heute morgen schon ein Stück einverleibt, schmeckte grandios!«
»Das Zeug liegt schwer«, sagte Robert grinsend, »wenn du zuviel davon ißt, träumst du heute nacht bestimmt, du würdest in den Strudel gezogen.«
»Das ist es mir wert«, sagte Stubs genießerisch und war sehr enttäuscht, als Fräulein Pfeffer ihm auch jetzt nicht mehr als ein Stück zugestand.
Später schlenderten sie die Promenade entlang, blieben am Landungssteg stehen und betrachteten die Plakate mit dem Programm der Varietévorstellung.
»Scheint gut
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