Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
habe sich das Meer einen Weg gebahnt, um in die Bucht zu strömen.
Die hohen Felsen ließen nur ein paar Sonnenstrahlen in die enge Durchfahrt fallen, in die sie nun hineinruderten. Nach einer Weile hörten sie ein immer stärker werdendes Brausen und Brodeln und Zischen.
»Der Rubadubstrudel!« sagte der Fischer. »Jetzt müssen wir scharf aufpassen!«
Langsam glitten sie weiter und spürten plötzlich einen Ruck.
Selbst die äußersten Ausläufer des Strudels versuchten, alles, was in ihren Bereich geriet, in seine Mitte zu ziehen.
Sie ruderten um eine Biegung, drehten dann schnell bei, und der Fischer warf ein Tau um einen Pfahl, der vor einem flachen Felsvorsprung aus dem Wasser ragte.
Vor ihnen lag der Strudel. Das Wasser zischte, brodelte, kochte und sprühte hoch auf nach allen Seiten. Und dann sank es mit einem gräßlichen Gurgeln in sich zusammen.
»Das ist ein feines Ding«, sagte der Fischer, »das beste, das ich je gesehen habe. Und ich habe schon viele gesehen. Will jemand aussteigen und auf den Felsen gehen? Dann kann ich euch auch das Waschbrett zeigen.«
Einer nach dem andern sprang hinüber, sogar Fräulein Pfeffer, die völlig fasziniert von dem quirlenden, ruhelosen Wasser schien. Sie kletterten auf einen schmalen Sims, der an den Klippen entlangführte.
Dann erreichten sie eine Plattform, die direkt über den Strudel hinausragte. Der Blick in die brodelnde Tiefe war atemberaubend. Der Mann nahm ein Stück Holz, warf es in die wildkreisenden Wassermassen, und in wenigen Sekunden war es in dem wirbelnden Trichter verschwunden.
»Das sieht kein Mensch wieder«, sagte er. »Geht nicht zu nahe an den Rand und rutscht nicht aus.«
Fräulein Pfeffer faßte unter heftigem Augenzwinkern Stubs’
Arm und wünschte, sie wären wieder im Boot. Aber der alte Mann war noch nicht fertig.
»Nun paßt auf, wenn der Strudel das nächste Mal in sich zusammenfällt, könnt ihr den Felsen sehen, der wie ein Waschbrett aussieht. Er ist gerade gegenüber.«
Das Wasser wallte auf, brodelte, sprühte hoch empor und sank dann in sich zusammen, tiefer und tiefer. Und dann sahen sie den Felsen. Er ragte senkrecht in die Höhe, war länglich geformt und von oben bis unten geriffelt.
»Neptuns Waschbrett«, lachte der Fischer. »Wahrscheinlich haben die Nixen ihm darauf seinen Sonntagsstaat gewaschen.«
»Das wäre nicht gegangen«, sagte Dina, »die Kleider wären in die Tiefe gezogen worden.«
»Das hat den Nixen sicher besonderen Spaß gemacht. Weißt du, was die Leute sagen? Sie sagen, daß in alten Zeiten Strand räuber und Schmuggler ihre Feinde hier verschwinden ließen.«
»Nicht!« rief Dina entsetzt. »Ich werde heute nacht davon träumen. Gibt es sonst noch etwas zu sehen?«
»Ja, jetzt zeige ich euch noch das Luftloch.«
XIII. Eine seltsame Geschichte
Sie gingen auf dem Sims zurück, bis zu einer natürlichen Treppe im Felsen, stiegen da hinauf und standen endlich auf dem Grat.
Dort oben war der Wind sehr stark, er trieb Dina die Haare ins Gesicht, und Fräulein Pfeffer nahm ängstlich ihren Arm.
Von hier aus konnten sie den Unterseeboothafen überblicken, und der Mann sagte: »Ihr wißt sicher, was dort vor sich geht?
Streng geheime Versuche. Niemand darf hinein, noch nicht einmal wir Fischer. Früher, als ich noch ein Junge war, kannte ich da jede Ecke. Seht euch an, wie geschützt er ist.«
Der Hafen war vollständig von Felsen eingeschlossen, und kein Schiff konnte ihn verlassen, ohne kontrolliert zu werden.
Oben auf den Klippen patrouillierten Soldaten Tag und Nacht.
»Seht ihr«, sagte der Fischer, »einer beobachtet uns durch sein Fernglas. Aber er weiß, daß wir nicht weiterkommen. Wer es versucht, fliegt sofort in die Luft, alles ist vermint!«
»Wie außerordentlich gefährlich!« sagte Fräulein Pfeffer nervös und zwinkerte heftig.
»Kein Grund zur Sorge, meine Dame, das ganze Gebiet ist mit Stacheldraht abgesperrt.«
»Und wo ist nun das Luftloch?« fragte Robert.
»Seht mal da hinüber.« Der Fischer zeigte zum Land, wo die Felsen, auf denen sie standen, begannen.
Und plötzlich sahen sie, ganz nahe der Küste, einen riesigen Wasserstrahl daraus hervorschießen.
»Was ist denn das?« fragte Dina.
»Das ist das Luftloch! Habt ihr noch nie eins gesehen? Es gibt viele an unserer Küste, manche groß, manche kleiner. Von dem da führt ein Gang vom Land in den Felsen bis zum Strudel. Und wenn Flut ist, wie jetzt, wird ein Teil des Wassers vom Strudel in den Gang
Weitere Kostenlose Bücher