Rätsel um 5: ... den wandelnden Schneemann
habe ich erfahren, wie das Klopfhaus zu seinem Namen gekommen ist.«
»Setzen Sie sich, und erzählen Sie«, bat Barny. Frau Kitzel ließ sich auf der Kante eines Stuhls nieder und begann mit leiser Stimme:
»Ich habe die Geschichte von John Hurdie vom Postamt, und der hat sie von seiner Großmutter gehört.«
»Weiter«, drängte Robert, als sie schwieg, um Atem zu holen. Ein Kloben Holz im Kamin brach knisternd in sich zusammen, und alle erschraken.
»Ja«, fuhr Frau Kitzel endlich fort, »früher hieß dieses Haus nach dem Dorf und dem See Boffame-Haus. Es stand lange Zeit unbewohnt, und als dann wieder Leute hier einzogen, hörten sie eines Abends lautes Hämmern an der Haustür.«
»An der Haustür?« fragte Robert. »Sie meinen, daß jemand mit den Fäusten dagegenschlug?«
»Nein, nein, sie benutzten den Türklopfer. Habt ihr ihn nicht gesehen, als ihr ankamt?«
»Die Tür stand weit offen«, erinnerte sich Dina. »Ist er groß?«
»Riesig! Und ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Krach es gibt, wenn er in Bewegung gesetzt wird. Ein richtiges Donnern, sagt Herr Hurdie. Aber wenn dann jemand ging und öffnete, war niemand da.«
»Wahrscheinlich ist derjenige weggelaufen«, sagte Stubs, der sich in so etwas auskannte, »manche machen das so, klingeln oder klopfen und laufen dann einfach weg.«
Frau Kitzel nickte. »Das kenne ich auch. Einer aus unserem Dorf hat das auch mal bei mir versucht, aber zu oft. Da habe ich Leim auf den Türklopfer gestrichen, und was dann passierte, könnt ihr euch ja denken. Der Bengel kam jedenfalls nie wieder.«
Alle lachten. »Aber warum hat der, der klopfte, nicht gewartet, bis aufgemacht wurde?« fragte Stubs. »Und wer war es überhaupt?«
»Niemand hat ihn je gesehen, ganz gleich, ob er am Tage oder in der Nacht kam.« Frau Kitzel redete sich förmlich in Eifer. »Und stellt euch vor, hundertundfünfzig Jahre lang hat dieser Spuk gedauert!«
»Ha, dann kann es ja gar nicht immer derselbe gewesen sein«, rief Stubs. »Und was sollte dieser Quatsch überhaupt bedeuten?«
»Es wird gesagt, es passiere immer nur dann, wenn ein Verräter im Hause war«, kam die überraschende Erklärung. »Mir scheint, es hat damals eine ganze Menge davon gegeben. Und der alte Herr Hurdie sagt, daß hinterher im Haus immer ein großes Suchen anfing, und daß, wie er sich ausdrückte, sämtliche Dienstboten auf ihre Vertrauenswürdigkeit geprüft wurden.«
»Und wann hat die Klopferei wieder aufgehört?« fragte Barny. »Sie sagten, es hätte hundertundfünfzig Jahre gedauert, aber das Haus ist doch viel älter.«
»Es ist nun schon hundert Jahre her, daß der Herr Niemand das letzte Mal mit dem Klopfer gegen die Tür schlug. Und das Ding ist jetzt so alt, daß ich glaube, wenn man es noch einmal bewegte, würde es herausfallen.«
Über Frau Kitzels interessanter Erzählung hatten die Kinder das geheimnisvolle Klopfen ganz vergessen. Aber in diesem Augenblick wurden sie von neuem daran erinnert. Da war es wieder!
Einmal, zweimal, dreimal, hohl und dumpf kam es irgendwo aus dem Zimmer! Es gab keinen Zweifel!
Barny sprang auf. »Wir müssen herausfinden, was es ist«, sagte er.
»Du lieber Himmel«, flüsterte Frau Kitzel, und ihre Knie zitterten, »du lieber Himmel, eben habe ich diese alten Geschichten erzählt, und nun bekommt man sie am eigenen Leibe zu spüren. Das kann kein anderer als dieser Herr Niemand sein.
Nach all den vielen Jahren klopft er wieder. Aber warum? Es ist doch kein Verräter hier!«
»Es kommt nicht von der Haustür«, beruhigte Robert.
»Los, Barny, wir müssen suchen.«
Sie standen einen Augenblick und warteten, und es war ganz still, bis die Stille unterbrochen wurde, einmal, zweimal, dreimal!
»Dort drüben, in der Ecke, da ist es!« sagte Barny und lief in die Richtung. Das Klopfen hörte auf und begann dann von neuem.
»Es kommt aus dem Schrank, in dem das Holz liegt!« rief Frau Kitzel. »Du meine Güte, wahrhaftig, daher kommt es!
Aber da gibt es doch nichts weiter als die Kloben!«
»Das werden wir gleich haben«, sagte Barny und riß die kleine Tür auf.
Und heraus sprang die ganz verängstigte Miranda, direkt auf seine Schulter, und versteckte ihr Gesicht an seinem Hals.
»Miranda, du? Du warst im Schrank! Du kleines Biest, du hast uns einen tollen Schrecken eingejagt.«
»Na, ich bin jedenfalls froh, daß es Miranda war und nicht der Herr Niemand«, grinste Stubs.
»Sie muß hineingeschlüpft sein, als du das Holz
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