Rätsel um 5: ... den wandelnden Schneemann
schlich jemand ums Haus? Vielleicht hatte Lümmel Schritte gehört?
Vielleicht wollte wieder jemand gegen die Tür schlagen? Er richtete sich auf und lauschte, und dann flüsterte er:
»Los, Lümmel, komm. Darum müssen wir uns kümmern!«
XIV. Paß auf, Stubs!
Stubs zog seinen Bademantel an und leuchtete dem schlafenden Robert mit der Taschenlampe ins Gesicht. Sollte er ihn wecken? Nein, er wollte erst einmal alleine hinuntergehen, und wenn irgend etwas los sein sollte, konnte er ihn immer noch holen.
Die ganze Zeit über hatte Lümmel geknurrt, leise und drohend, und sein Fell war gesträubt. Es schien also wirklich etwas nicht zu stimmen.
»Komm«, flüsterte Stubs, »wir beide sehen uns jetzt einmal da unten um.«
Lautlos verließ er das Zimmer, schloß vorsichtig die Tür und schlich über die Galerie zur Treppe. Er knipste die Taschenlampe aus und lauschte. Ja, jetzt hörte auch er etwas, gedämpfte Laute, die aus der Küche zu kommen schienen.
Wer konnte das sein? Vielleicht Herr Niemand? Oder der Schneemann? Wer weiß! »Lümmel, wir müssen sehr vorsichtig sein!«
Wäre es Tag gewesen, Stubs hätte es niemals für möglich gehalten, einem herumgeisternden Schneemann zu begegnen.
Aber jetzt, in dem dunklen Haus und bei diesen geheimnisvollen Geräuschen, schien ihm sogar das nicht ausgeschlossen. Er band den Gürtel seines Bademantels fester und schlich langsam die Treppe hinunter.
Ja, die Geräusche kamen aus der Küche. Seltsame Geräusche waren es, dumpf, manchmal auch scharrend und dann Stöhnen, als trüge jemand etwas Schweres. Was ging da vor?
Er war jetzt am Ende der Treppe angelangt und schlich durch die Diele zur Küchentür hinüber. Frau Kitzel ließ sie nachts immer offen, aber jetzt war sie zu. Er schlich vorsichtig weiter, den noch immer leise knurrenden Lümmel dicht auf den Fersen.
Stubs preßte ein Auge an das Schlüsselloch, doch der Raum war dunkel, bis auf einen schmalen Lichtstrahl, der von einer Taschenlampe herzurühren schien. Er hörte eine leise Stimme und dann einen dumpfen Aufprall vom anderen Ende der Kü che. War dort die Speisekammer? Der Küchenschrank? Nein.
Aber halt, der Keller! Natürlich, dort war die Falltür! Barny und er hatten versucht, sie zu öffnen, aber es war ihnen nicht gelungen.
»Ja, ich kann selbst nicht hinein«, hatte Frau Kitzel gesagt,
»ich kann den Schlüssel nicht finden. Im letzten Sommer steckte er noch, im letzten Sommer, als Barnys Großmutter hier einmal nach dem Rechten sah.«
Diejenigen, die jetzt in der Küche rumorten, mußten ihn genommen haben, denn Stubs hörte nun genau, daß jemand die Stufen hinunterstieg.
Räumten sie den Keller aus? Aber warum gerade jetzt? Sonst stand das Haus doch beinahe das ganze Jahr über leer. Und wie wollten sie die gestohlenen Sachen abtransportieren, bei dem hohen Schnee?
Allmählich bekam er von der gebückten Haltung Rückenschmerzen, und er beschloß, diesen unbequemen Beobachtungsposten aufzugeben. Er könnte vielleicht hinausgehen und sich bis zum Küchenfenster durchschlagen.
»Komm, Lümmel«, flüsterte er und schlich zurück durch die Diele. Er schlich an der geöffneten Wohnungstür vorüber, und im Schein des verglimmenden Kaminfeuers sah Lümmel plötzlich die glitzernden Augen des Bärenkopfes auf sich gerichtet.
Er wich zurück und knurrte drohend.
»Paß doch auf«, zischte Stubs, »beinahe wäre ich über dich gefallen. Was ist denn los? Ach, der Bär, tatsächlich, er sieht aus, als wäre er lebendig.«
Gerade wollte er weitergehen, als ihm ein Gedanke kam.
Wenn er sich nun das Fell umhängte? Falls ihn die Diebe am Fenster entdeckten, würden sie glauben, er sei ein Bär, und sich furchtbar erschrecken. Und außerdem würde es gut wärmen. Er fror auf einmal erbärmlich, und draußen war es bestimmt sehr kalt.
Den Gedanken, Robert zu wecken, schob er beiseite. Er würde das schon alleine machen! Er würde sich als Bär tarnen und herausbekommen, was nachts hier vor sich ging! Und dann würde er den anderen etwas erzählen können! Mehr und mehr berauschte er sich an dieser Vorstellung.
»Ich hänge mir jetzt das Fell um«, flüsterte er und strich über Lümmels Kopf. »Reg dich nicht auf, mein Liebling, es ist ganz ungefährlich.«
Und zu Lümmels maßlosem Erstaunen verschwand sein Herrchen langsam unter dem braunen, zottigen Pelz. Und nichts mehr war von ihm zu sehen, noch nicht einmal ein Zipfel seines roten, borstigen Haarschopfes.
Das Bärenkostüm war
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